Studie: Junge Berufstätige häufiger länger krank
Eine Untersuchung der Hannoverschen Lebensversicherung zur Arbeitunfähigkeit identifiziert enorme Unterschiede zwischen den Generationen, aber auch zwischen Ost und West. Jüngere scheinen tendenziell anfälliger zu sein.
Jeder dritte berufstätige Bundesbürger war bereits länger als sechs Wochen arbeitsunfähig, knapp die Hälfte davon sogar länger als sechs Monate oder dauerhaft. Besonders betroffen sind überraschend die Jüngeren. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Befragung unter 1000 Bundesbürgern, die das IMWF Institut für Management- und Wirtschaftsforschung im Auftrag der Hannoverschen durchgeführt hat.
Ältere und Ostdeutsche offenbar fitter
Danach waren 46 Prozent der unter 30-Jährigen und 39 Prozent der 30- bis 39-Jährigen länger als sechs Wochen arbeitsunfähig. Am „gesündesten" ist die Alterskohorte der 40- bis 49-jährigen mit 23 Prozent längeren Ausfallzeiten. Selbst bei der 60plus-Generation – die aufgrund ihrer deutlich längeren Lebensspanne statistisch ein größeres Risiko hatte, längerfristig
krank zu sein – war nicht mal jeder Dritte (31 Prozent)
langzeitkrank, also länger als sechs Wochen. Über sechs Monate bzw. dauerhaft krank zu sein, gaben 21 Prozent der
U30 an und erzielten damit auch hier die höchsten Werte über alle Altersgruppen hinweg. Die Senioren lagen mit 19 Prozent darunter. Insgesamt ist der Anteil von Männern (32 Prozent) und Frauen (34
Prozent) weitgehend ausgeglichen. Auffällig ist das Ost-West-Gefälle: Lediglich 28 Prozent der Ostdeutschen und volle 36 Prozent der Westdeutschen waren längerfristig krank.
Lange AU-Zeiten spiegeln sich auch im Umfeld
Das Thema schwerer Erkrankungen bzw. andauernder Arbeitsunfähigkeit ist
den Deutschen auch im eigenen sozialen Umfeld sehr präsent. So geben 45 Prozent von ihnen an, jemanden im Familien- oder Freundeskreis zu
kennen, der aufgrund einer schweren Erkrankung oder eines Unfalls länger arbeitsunfähig ist oder war. Ein Drittel (30 Prozent)
hat Personen im Umfeld, die sogar länger als sechs Monate und/oder dauerhaft aus dem Verkehr gezogen wurden. Unter den Youngsters geben sogar 62 Prozent an, Personen zu kennen, die länger als anderthalb Monate nicht
arbeiten konnten. Dies hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass sich
ihr Freundeskreis überwiegend aus ihrer – offenbar besonders anfälligen – Peergroup rekrutiert. Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass viele Befragte große Angst vor einer eigenen schweren Erkrankung haben – 34
Prozent geben dies an. Übertroffen wird das nur von der Angst vor
Krieg (39 Prozent).
Trotz Ängsten wenig Absicherung
Lediglich 15 Prozent der Befragten verfügen über eine
Berufsunfähigkeitsversicherung, die ab einer sechsmonatigen
gesundheitsbedingten Berufsunfähigkeit leistet und den Lebensstandard
im Fall der Fälle sichert. Besonders Frauen haben mit zwölf Prozent (Männer: 19 Prozent) hier großen Nachholbedarf. Die Berufseinsteigergeneration der 18- bis 29-jährigen liegt mit 14 Prozent sogar noch knapp unter dem Durchschnitt. Das ist nach Einschätzung der Hannoverschen besonders
riskant, da sie in der Regel gar keinen Anspruch auf die ohnehin sehr
geringe gesetzliche Erwerbsunfähigkeitsrente hat.