15.11.2022 Branche

Terrorversicherung: Staatsgarantie für Extremus verlängert

Monatelang wurde vor einem Auslaufen der Staatsgarantie für den Terrorversicherer Extremus gewarnt. Nun hatte das Finanzministerium ein Einsehen und verlängerte diese um zwei Jahre. Die späte Entscheidung wird in der Versicherungsbranche und der Industrie mit Erleichterung aufgenommen.

Die Erst- und Rückversicherer rechnen damit, dass Schadenereignisse durch Terrorismus nicht im Rahmen konventioneller Vertragsstrategien abzudecken sind. (Foto: © terovesalainen - stock.adobe.com)
Die Erst- und Rückversicherer rechnen damit, dass Schadenereignisse durch Terrorismus nicht im Rahmen konventioneller Vertragsstrategien abzudecken sind.
(Foto: © terovesalainen - stock.adobe.com)

Das Bundesfinanzministerium hat entschieden, dass die Staatsgarantie im Rahmen der Public-private-Partnership für den Terrorversicherer Extremus Versicherungs-AG für zwei weitere Jahre bis zum 31. Dezember 2024 verlängert werden kann. Das meldet der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).

Staatsgarantie sinkt leicht

 

Der Kölner Spezialversicherer stellt für Schäden durch Terrorismus bei Großrisiken wie zuvor eine Jahreskapazität von 2,52 Milliarden Euro zur Verfügung. Mit Unterstützung der Bundesregierung wird diese Summe auf insgesamt 8,5 Milliarden Euro aufgestockt. Bislang betrug die maximale Jahreshöchstentschädigung für Terrorschäden in Deutschland neun Milliarden Euro. Die Staatsgarantie sinkt demnach leicht und beträgt künftig 5,98 Milliarden Euro pro Jahr. „Vor dem Hintergrund, dass sich die Sicherheitslage international zunehmend verschärft hat, ist die Verlängerung der Staatsgarantie für Terrorrisiken ein wichtiges Signal zur Stabilität der deutschen Wirtschaft“, sagt GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. „Es herrscht jetzt Planungssicherheit für die Verhandlung neuer Versicherungsverträge. Nun müssen Staat und Privatwirtschaft die nächsten 24 Monate nutzen, um gemeinsam eine zeitgemäße und langfristig tragfähige Terrorversicherungslösung zu entwickeln“, so Asmussen.

Spezialversicherer im Zuge der 9/11-Anschläge gegründet

 

Extremus war 2002 als Folge der Anschläge des 11. September 2001 gegründet worden. Das Unternehmen, an dem aktuell 15 Erst- und Rückversicherer Anteile halten, versichert das Terrorrisiko von Objekten, deren Versicherungssumme 25 Millionen Euro übersteigt. Darunterliegende Summen können direkt über den Gebäudeversicherer gegen Terror versichert werden. Die Jahreshöchstentschädigung pro Kunde beträgt 1,5 Milliarden Euro. Rund 1400 Unternehmen haben auf diesem Wege ihre inländischen Großrisiken bei den Kölnern versichert. Die größten Anteilseigener bei Extremus sind Allianz und Münchener Rück mit jeweils 16 Prozent. Bei einem Auslaufen der Staatsgarantie zum Jahresende hätte Extremus sein Geschäft einstellen müssen. Davor hatten diverse Verbände wie der GDV in den vergangenen Monaten wiederholt gewarnt.

Kritik an später Entscheidung

 

Auch im Jahr 2019 war die Entscheidung zur Verlängerung der Staatsgarantie erst sehr spät getroffen worden. „Dies hat zu einer erheblichen Verunsicherung auf Seiten der versicherungsnehmenden Wirtschaft geführt, da bei Wegfall dieser privatwirtschaftlich-staatlich finanzierten Terrorabsicherung unter anderem Versicherungsanforderungen im Rahmen von Investitionsfinanzierungen nicht oder nicht rechtzeitig hätten eingehalten werden können“, sagt der Vorstandsvorsitzende des Gesamtverbandes der versicherungsnehmenden Wirtschaft (GVNW), Alexander Mahnke. Mit Blick auf die kommenden zwei Jahre dürfe keine Zeit vergeudet werden, um eine tragfähige Versicherungslösung aufzubauen, die nach Möglichkeit auch optionale Erweiterungen in territorialer Hinsicht und die Absicherung weiterer systemischer Risiken zulässt.

Unverzichtbarer Bestandteil der Geschäftstätigkeit und Risikovorsorge

 

Auch Holger Lösch, der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), äußert sich ähnlich zur Bedeutung einer Terrorversicherung. „Die Absicherung von Terrorrisiken ist für viele Industrieunternehmen unverzichtbarer Bestandteil ihrer Geschäftstätigkeit und ihrer Risikovorsorge. Die Verlängerung der Garantie für die kommenden zwei Jahre kommt spät, ermöglicht jedoch noch die Absicherung des Geschäfts“, so Lösch. Jede zukünftige Lösung müsse auf die Besonderheiten von Terrorrisiken Rücksicht nehmen. Eine sehr sorgfältige Prüfung der Handlungsmöglichkeiten sei erforderlich, um auch zukünftig die Sicherheitsrisiken für Unternehmen beherrschbar abzusichern.


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