Umfrage: Junge Erwachsene, Corona und die finanziellen Folgen
Das Versorgungswerk MetallRente hat die finanziellen Corona-Folgen für junge Erwachsene in Deutschland untersucht. Die Mehrheit der jungen Erwachsenen spart in der Pandemie weiter. Bei Geringverdienern verschärft sich die finanzielle Lage allerdings.
Lockdown, Kurzarbeit, Zukunftsängste: Wie geht es eigentlich jungen Erwachsenen zwischen 17 und 27 Jahren in Deutschland nach über zwei Jahren Corona-Pandemie? Was macht ihre berufliche Zukunft? Hat sich ihr Vorsorgeverhalten verändert? Eine aktuelle Umfrage des Versorgungswerks MetallRente, eine Einrichtung für die Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie, hat genau das untersucht.
Zukunftsausblick: Schüler am pessimistischen
Vier von zehn Befragten (42 Prozent) geben demnach an, dass sich ihre persönliche Situation in der Schule, im Studium oder im Beruf durch die Pandemie verschlechtert hat. Besonders hart hat Corona offenbar die Schüler sowie die Studierenden getroffen. Hier sagen sechs von zehn, dass ihre Situation schlechter geworden ist. Doch nur etwa ein Drittel aller jungen Menschen in Deutschland (32 Prozent) rechnet auch langfristig mit einer pandemiebedingten Verschlechterung der persönlichen Berufsaussichten. Die Mehrheit von 56 Prozent erwartet hingegen keine Veränderungen zum Status quo. Im Vergleich zur Gesamtheit blicken Schüler erneut deutlich pessimistischer auf ihre berufliche Zukunft. In dieser Gruppe geht die Hälfte davon aus, dass ihre eigenen Berufschancen noch langfristig unter Corona leiden werden. Bei den bereits voll Erwerbstätigen ist es lediglich ein gutes Viertel (27 Prozent).
Die soziale Schere wächst
Rund die Hälfte der jungen Erwachsenen spürt bislang keine finanziellen Einbußen durch Corona. 16 Prozent nehmen sogar eine Verbesserung ihrer finanziellen Lage durch die Pandemie wahr. Ein Drittel jedoch gibt an, jetzt finanziell schlechter dazustehen als vor Beginn der Pandemie. Bei denjenigen, die wenig Geld zur Verfügung haben, ist dieser Anteil deutlich höher. 43 Prozent der Erwerbstätigen in Teilzeit sagen, dass sich ihre finanzielle Situation durch Corona verschlechtert hat. Bei den Arbeitslosen sind es mehr als die Hälfte (56 Prozent).
Wer hat, der spart
Große Unterschiede zeigen sich auch im Sparverhalten der jungen Erwachsenen. Zwar sagt über die Hälfte aller befragten Jugendlichen, dass sich Corona bisher nicht auf ihr Sparverhalten ausgewirkt hat. Doch gerade für diejenigen, deren finanzielle Lage ohnehin schon angespannt ist, wird es immer schwieriger vorzusorgen. Fast ein Drittel der Befragten in dieser Gruppe gibt an, jetzt weniger Geld zur Seite legen zu können als vor der Pandemie. Umgekehrt gibt es bei denjenigen, die ihre finanzielle Lage als sehr gut beschreiben, die Tendenz, mehr Geld für später zurückzulegen. Hier spart jeder Vierte (27 Prozent) aktuell sogar mehr als vor der Pandemie. „Das Sparverhalten ist durch Corona stabil und teilweise sogar besser geworden. Aber dies ist keineswegs beruhigend. Denn die soziale Schere geht weiter auseinander. Unter den jungen Menschen mit kleinem Einkommen oder jungen Arbeitslosen verfestigt sich das Gefühl abgehängt zu werden", sagt Heribert Karch, Geschäftsführer von MetallRente.
Vertrauen in die Politik beschädigt
Ein weiteres Ergebnis: Das Vertrauen der jungen Erwachsenen in den Staat ist seit Beginn der Corona-Pandemie beschädigt. Zwei Drittel der befragten Jugendlichen gaben an, dass sich ihr Vertrauen in die staatliche Handlungsfähigkeit infolge von Corona verschlechtert hat. „Jungen Menschen wird in der Pandemie extrem viel abverlangt", sagt Klaus Hurrelmann, Jugendforscher und einer der Herausgeber der Studie. „Die jungen Frauen sollen Ausbildung und Beruf unter den schwierigen Corona-Bedingungen meistern, fühlen sich aber gleichzeitig im Vergleich zu den jungen Männern viel stärker dafür verantwortlich, die Gründung einer eigenen Familie vorzubereiten. Dabei sehen sie sich offensichtlich vom Staat in Stich gelassen”, so Hurrelmann.
Studie: „Jugend, Vorsorge, Finanzen”
Die Studie „Jugend, Vorsorge, Finanzen” ist eine repräsentative Langzeituntersuchung zur Vorsorge junger Menschen in Deutschland. Im Mai 2022 wird sie in ihrer fünften Auflage erscheinen. Im Abstand von drei Jahren werden für die Studie rund 2500 junge Erwachsene im Alter zwischen 17 und 27 Jahren zu ihren Vorstellungen für die persönliche Zukunft, zu ihrem Sparverhalten, ihren finanziellen Kenntnissen sowie zu ihren Einstellungen und persönlichen Strategien zur Altersvorsorge befragt. Bei der Erhebung und Auswertung der Daten arbeitet das Versorgungswerk MetallRente mit dem Marktforschungsunternehmen Kantar Public zusammen.