15.10.2021 Branche

Versicherungswirtschaft schlägt Alarm: Deutsch­land vergreist

Die Bevölkerung in Deutschland ist innerhalb von drei Jahrzehnten durchschnittlich um mehr als fünf Jahre gealtert. Der Branchenverband GDV warnt vor den Folgen dieser Entwicklung, die regional sehr unterschiedlich verläuft.

Die Deutschen werden im Durschschnitt immer älter. Dabei liegen die fünf ostdeutschen Länder im bundesweiten Vergleich an der Spitze. In Mecklenburg-Vorpommern sind es bereits 48,8 Jahre. (Foto: © Jürgen Fälchle - stock.adobe.com)
Die Deutschen werden im Durschschnitt immer älter. Dabei liegen die fünf ostdeutschen Länder im bundesweiten Vergleich an der Spitze. In Mecklenburg-Vorpommern sind es bereits 48,8 Jahre.
(Foto: © Jürgen Fälchle - stock.adobe.com)

Die steigende Lebenserwartung und niedrige Geburtenzahlen haben die Bevölkerung Deutschlands seit der Wiedervereinigung deutlich altern lassen. Das zeigt eine Auswertung für alle bundesweit 401 Kreise, die der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) für die Initiative „7 Jahre länger“ vorgenommen hat. Basis sind Zahlen der Landesstatistikämter. Demnach ist der Altersschnitt seit 1990 um fünf auf 44,6 Jahre gestiegen. In acht Kreisen – allesamt in Ostdeutschland – liegt er inzwischen sogar bei 50 Jahren oder älter.

Demografische Welle bricht in diesem Jahrzehnt

 

„Der demografische Wandel zeichnet sich immer deutlicher ab“, sagt Peter Schwark, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des GDV. Der Höhepunkt der Alterung stehe aber noch bevor: „In dieser Dekade gehen die Babyboomer in Rente. Dann bricht die demografische Welle.“ Bund, Länder und Gemeinden müssten mehr tun, um die Folgen der Alterung zu bewältigen. Es gehe um ein nachhaltiges Rentensystem und um genügend Betreuungsplätze. Es gehe aber auch um mehr digitale Angebote, um älteren Menschen möglichst lange ein selbstständiges Leben zu ermöglichen.

Stadt-Land-Gefälle immer ausgeprägter

 

Wegen der Zu- und Abwanderung von Menschen verläuft die Entwicklung in den Regionen unterschiedlich schnell. So trennen die älteste Stadt Suhl (Altersschnitt: 51 Jahre) und die jüngste Stadt Heidelberg (Altersschnitt: 40,7 Jahre) mehr als zehn Jahre. Generell sind es die Universitätsstädte sowie die boomenden Metropolen, deren Einwohner deutlich jünger sind. Noch Anfang der 1990er-Jahre gab es dieses ausgeprägte Stadt-Land-Gefälle nicht. „Die demografische Entwicklung verläuft parallel zur wirtschaftlichen“, sagt Schwark. Damit die Schere zwischen den Regionen nicht weiter auseinander gehe, brauche es Impulse für den ländlichen Raum. „Wirtschaftliche Perspektiven sind wichtig, um junge Menschen zu halten“, so Schwark. Neue Chancen könnten sich auch durch neue Arbeitsformen ergeben. „Home-Office bindet die Metropolen und ihr näheres Umland enger aneinander und kann die Landflucht bremsen.“

Anteil der Hochaltrigen hat sich fast verdoppelt

 

Die fortschreitende Alterung Deutschlands zeigt sich auch an der Zahl der über 80-Jährigen. Ende 2020 lebten rund 5,9 Millionen in Deutschland, 1990 waren es rund drei Millionen. Der Anteil der sogenannten Hochaltrigen hat sich seitdem von 3,8 auf 7,1 Prozent fast verdoppelt. In acht Landkreisen hat bereits jeder zehnte Einwohner diese Altersgrenze überschritten – am höchsten ist der Anteil in Dessau-Roßlau in Sachsen-Anhalt mit 11,2 Prozent.


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