23.04.2024 Branche

Website-Analyse: So gut informieren Versicherer über nachhaltige Produkte

Die Kölner Analyse- und Beratungsgesellschaft Assekurata Solutions hat analysiert, wie überzeugend und transparent die 25 größten Versicherer in Deutschland Produktangebot und Nachhaltigkeit miteinander verknüpfen. Warum das bei Altersvorsorgeprodukten bereits recht umfassend gelingt, bei privaten Krankenpolicen aber bislang nicht.

Grüne Versicherungsprodukte: Assekurata Solutions wollte wissen, wie die Versicherer in Deutschland auf ihren Internetseiten das Thema Nachhaltigkeit mit ihren Produkten verknüpfen. (Foto: © danimages - stock.adobe.com)
Grüne Versicherungsprodukte: Assekurata Solutions wollte wissen, wie die Versicherer in Deutschland auf ihren Internetseiten das Thema Nachhaltigkeit mit ihren Produkten verknüpfen.
(Foto: © danimages - stock.adobe.com)

Der Trend verstärkt sich: Versicherungskunden informieren sich nicht nur häufiger online über Produkte, sie legen auch mehr Wert auf Nachhaltigkeit bei der Produktauswahl. Versicherer sind daher zunehmend gefordert, ihr ohnehin komplexes und beratungsintensives Produktangebot nun auch überzeugend und transparent in Sachen Nachhaltigkeit auf ihren Internetseiten darzustellen. Wie gut das den 25 größten Versicherungsgesellschaften nach Prämieneinnahmen gelingt, hat Assekurata Solutions untersucht: „Unsere Analyse widmete sich der Frage, inwiefern es den Unternehmen gelingt, ihren Kunden zu vermitteln, was ein nachhaltiges Versicherungsprodukt ist und ob sie bereits solche Produkte anbieten“, sagt Oliver Bentz, Bereichsleiter Nachhaltigkeit bei Assekurata.

Drei von vier Versicherern geben Erläuterungen zu nachhaltigen Produkten

 

Nach Analyse von Assekurata informieren Versicherungen vornehmlich an zwei Stellen der Website zu nachhaltigen Versicherungsprodukten: in einer separaten Rubrik zum Thema Nachhaltigkeit und bei den Sparten oder Produkten selbst. „Wir haben beide Bereiche untersucht und festgestellt, dass immerhin drei Viertel der Versicherer in ihrer Nachhaltigkeitsrubrik mindestens eine kurze Erklärung zu ihren nachhaltigen Produkten geben“, sagt Studienleiterin Hannah Sütterle, Senior-Analystin bei Assekurata Solutions. Dabei geben die Versicherer oft auch Beispiele für eigene Produkte an und verlinken direkt zu dem entsprechenden Bereich. Etwa die Hälfte der Unternehmen hat bereits einen solchen Querverweis vom Nachhaltigkeitsbereich zu den Produkten eingerichtet. Dennoch sieht Sütterle hier noch Raum für Erweiterungen, da bisher in der Regel die Themen nachhaltige Fonds und E-Autos im Fokus stehen.

Viele Informationen zu Altersvorsorgeprodukten

 

Die meisten Nachhaltigkeitsinformationen im Produktbereich der Versicherer beziehen sich auf die Altersvorsorge in Verbindung mit nachhaltiger Kapitalanlage. 80 Prozent der untersuchten Versicherer stellen hierzu Informationen bereit, berichtet Assekurata. Das überrascht nicht. Durch die Offenlegungs-Verordnung steht das Thema schon länger auf der Agenda der Anbieter.

Präventionstipps und ökologische Aspekte bei der Schadenregulierung

 

In der Kfz-Versicherung ist Nachhaltigkeit durch die E-Mobilität ebenfalls präsent. 60 Prozent der untersuchten Unternehmen gehen darauf ein, ergab die Website-Analyse. In der Hausrat- und/oder Wohngebäudeversicherung stellen dagegen nur noch zehn der 25 untersuchten Versicherer (40 Prozent) einen Bezug zur Nachhaltigkeit her. Themen hier, so die Recherche: Elementarschadenversicherung, Präventionstipps oder ökologische Aspekte bei der Schadenregulierung.

Krankenversicherer fürchten Vorwurf des Greenwashings

 

Anders sieht es in der Krankenversicherung aus. Hier wird die Nachhaltigkeit aktuell auf keiner der von Assekurata analysierten Websites konkret benannt. Das erscheint auf den ersten Blick erstaunlich, weil die Versicherer gerade im Bereich Beitragsstabilität oder Gesundheitsvorsorge einiges zu bieten haben, was eine Verknüpfung zur Nachhaltigkeit rechtfertigen könnte: „Dass die Krankenversicherung damit auf soziale Aspekte einzahlt, findet allerdings noch nicht statt“, sagt Sütterle. Eine mögliche Erklärung, warum sich viele Versicherer scheuen, diese Themen mit den Social Development Goals (SDG)  in Verbindung zu bringen, liefert Assekurata-Bereichsleiter Bentz: „Es handelt sich hierbei nicht um neue Themen und die Angst vor Greenwashing-Vorwürfen ist unter Umständen zu groß.“

Fazit: Zugang erleichtern, Navigation verbessern

 

Die Assekurata-Experten sehen insgesamt noch erhebliches Potenzial für die Kommunikation des nachhaltigen Produktangebots der Versicherer, so ihr Fazit. Die Unternehmen könnten in verschiedenen Bereichen mehr Informationen anbieten und den Zugang hierzu durch eine bessere Navigation auf ihren Webseiten erleichtern.

Diese Versicherer hat Assekurata unter die Lupe genommen

Für die Website-Analyse hat Assekurata Solutions sich auf die 25 größten Versicherungsunternehmen nach Prämieneinnahmen 2022 fokussiert: Allianz, Alte Leipziger, AXA, Barmenia, Continentale, Debeka, DEVK, ERGO, Generali, Gothaer, HanseMerkur, HUK-Coburg, LVM, Nürnberger, Provinzial, R+V, SIGNAL IDUNA, SV Sparkassenversicherung, Talanx, Versicherungskammer, VGH Hannover, VHV, VOLKSWOHL-BUND, W&W und Zurich


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