SV Sparkassenversicherung: Schadenaufwendungen gehen durch die Decke
Die Unwetter des Jahres 2021 haben dem Stuttgarter Versicherer zugesetzt. Gestiegenen Beitragseinnahmen und einem guten Neugeschäft stehen exorbitante Schadenaufwendungen gegenüber. Als einer der größten Anbieter macht man nun Druck für ein neues Konzept in der Elementarschadenversicherung.
Corona-Pandemie und Extremwettereignisse haben das Geschäftsjahr der SV Sparkassenversicherung geprägt, wobei die Ausschläge in alle Richtungen enorm waren. Die gesamten Beitragseinnahmen des Konzerns stiegen nach vorläufigen Zahlen um 11,8 Prozent auf 3,89 Milliarden Euro. Bei der Vorstellung der Geschäftszahlen sprach Dr. Andreas Jahn, Vorstandsvorsitzender der SV Sparkassenversicherung Holding AG, von einem „sehr guten und marktüberdurchschnittlichen Wachstum“. Der Jahresüberschuss stieg dagegen nur leicht auf 84,8 Millionen Euro, nach 83,1 Millionen im Vorjahr.
Gute Ergebnisse im Neugeschäft
Wesentlichen Anteil am Wachstum hätten die Neugeschäftsergebnisse in der Schaden- und Unfallversicherung gehabt. Der Konzern spricht vom stärksten Neugeschäft der SV-Historie, das mit 112,5 Millionen Euro um 4,6 Prozent gesteigert werden konnte. Die gebuchten Bruttobeiträge wiederum stiegen im selbst abgeschlossenen Geschäft um 3,0 Prozent auf 1,74 Milliarden Euro. Auch in der Lebensversicherung lieferte der Regionalversicherer eine gute Performance und übertraf in relevanten Kennzahlen den Marktdurchschnitt deutlich. Mit 3,30 Milliarden Euro konnte das Neugeschäft nach Beitragssumme um 13,8 Prozent auf den nach Unternehmensangaben besten Wert seit 2004 gesteigert werden. Die gebuchten Bruttobeiträge in dieser Sparte (ohne Pensionsfonds) stiegen um 11,5 Prozent auf 1,93 Milliarden Euro. Sogar um 56,3 Prozent auf 216,5 Millionen Euro legten die Prämieneinnahmen der 2020 gegründeten SV Sparkassen-Versicherung Pensionsfonds AG zu.
Drastische Kostensteigerungen durch Naturkatastrophen
Auf der anderen Seite trüben die um mehr als ein Drittel gestiegenen Schadenaufwendungen in Höhe von rund 1,55 Milliarden Euro die Bilanz. Dabei stieg die Schaden-Kosten-Quote deutlich von 84,4 auf 102,1 Prozentpunkte. Dafür verantwortlich zeichnen vor allem die Flutkatastrophe des Sommers und einige Großschadenereignisse. So bilanzierte der drittgrößte öffentliche Versicherer in Deutschland mit den Tätigkeitsfeldern Baden-Württemberg, Hessen, Thüringen und Teilen von Rheinland-Pfalz bei Elementarschäden die dritthöchste Summe seiner Geschichte. Durch das Rückversicherungsprogramm seien die Mehrbelastungen aber weitgehend aufgefangen worden, sodass auch unmittelbare Beitragserhöhungen vermieden werden konnten. Doch das könnte sich ändern. Falls sich solche Unwetterereignisse mehren und zugleich Handwerker- oder Materialkosten weiter steigen, werde man bestehende Beitragsmodelle anpassen müssen, so Jahn.
Unterstützung für GDV-Modell bei Elementarschadenversicherung
Kein Wunder also, dass die SV Sparkassenversicherung nach den Erfahrungen des vergangenen Jahres verstärkten Handlungsbedarf bei erweiterten Elementarschadenversicherungen sieht. Man unterstütze dabei die Position des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), der auf Neu- und Bestandskunden mit einem Opt-out-Modell zugehen möchte. Wer dann eine solche Versicherung explizit ablehnt, akzeptiert, dass er im Schadensfall keine staatlichen Hilfen erhält. „Die umfassende Versicherung gegen Elementargefahren muss das gemeinsame Ziel von Politik und Versicherungswirtschaft sein, nicht aber durch Einführung einer Pflichtversicherung, die rechtlich zweifelhaft und organisatorisch extrem aufwendig ist. Als ehemaliger Monopolversicherer in Baden-Württemberg und zweitgrößter Gebäudeversicherer Deutschlands haben wir intensiv an dem Alternativkonzept der Branche mitgewirkt. Dieses würde kurzfristig wirken und weiter bezahlbaren Versicherungsschutz auf einer marktwirtschaftlichen Basis bieten", so Jahn.