10.06.2021 Digital

Altersvorsorge: Digital­lösungen sind Mangelware

Online-Angebote für die Altersvorsorge sind bislang noch dünn gesät. Zu dieser ernüchternden Erkenntnis kommt eine aktuelle Studie des Deutschen Instituts für Altersvorsorge. Zugleich nennen die Experten sinnvolle Lösungsansätze.

Mehr als nur ein weiterer Robo-Advisor: Eine komplexe, digitale Plattform für die individuelle Altersvorsorge – etwa in Form eines Dashboards – hat bislang noch kein Branchenplayer in petto. (Foto: Gerd Altmann/Pixabay)
Mehr als nur ein weiterer Robo-Advisor: Eine komplexe, digitale Plattform für die individuelle Altersvorsorge – etwa in Form eines Dashboards – hat bislang noch kein Branchenplayer in petto.
(Foto: Gerd Altmann/Pixabay)

An pfiffigen Handy-Apps für Finanzprodukte, Kostenverwaltung und Tarifvergleiche mangelt es nicht. Regelmäßig emittieren smarte FinTechs neue Lösungen und buhlen um die digital-affine Kundschaft. Anders sieht es im Bereich Altersvorsorge aus. Hier gibt es noch wenig Angebote. Produktgerechte Portale mit einem umfassenden, indivduellen Beratungsansatz? Komplett Fehlanzeige. Das ist das Ergebnis der Studie „Treiber und Widerstände bei der Online-Beratung zur Altersvorsorge“ des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA). Nach Ansicht des DIA besteht hier dringend Handlungsbedarf. Die Experten erklären, woran es hapert, und fordern als Lösung ein „Digitales Cockpit“.

Thema zu komplex für den Robo Advisor

 

Wenn im Bereich Altersvorsorge etwas angeboten werde, dann laufen diese Lösungen allgemein unter dem Titel „Geldanlage“, insbesondere in Form der zahlreichen Robo Advisors, so das DIA. Das sei aber für die Altersvorsorge allein zu wenig. „Insbesondere die Analyse des Finanzstatus ist bei den meisten Robos noch unvollständig", heißt es in der Studie. So würden vorhandene Vermögenswerte wie Fonds, Anleihen, Immobilien und Anwartschaften aus Versicherungen nicht ausreichend in die Strategie integriert. Auch eine mögliche Verschuldung werde häufig nicht berücksichtigt. Zudem erscheine die Aufklärung über Risiken einzelner Produkte im Kontext des Portfolios zum Teil mangelhaft.

Dashboard zur Information, Orientierung und Motivierung

 

Als Lösung schlagen die Studienmacher ein für alle zugängliches Dashboard zur Altersvorsorge vor, das als digitales Cockpit und Instrumententafel dient und umfassende Unterstützung leistet. Studienautor Prof. Dr. Andreas Oehler von der Universität Bamberg, der im Auftrag des DIA die Untersuchung durchgeführt hat, formulierte für das Dashboard einen Katalog von Anforderungen. Danach muss dieses digitale Cockpit für die Altersvorsorge Folgendes leisten:

  • einen Zugang zum Status quo aller zukünftigen Zahlungsströme aus gesetzlicher und zusätzlicher Altersvorsorge in einfacher, verständlicher und vergleichbarer Form verschaffen
  • Schätzungen zur aktuellen und zukünftigen Wertentwicklung inklusive der Kaufkraftentwicklung ermöglichen
  • gut verständliche Informationen zur Funktions- und Wirkweise der verschiedenen Produktformen im vorhandenen Portfolio insgesamt und in seinen einzelnen Schichten liefern
  • Hinweise zu möglichem weiterem Handeln für die Zukunft mit Formen zur weiteren Einkommenssicherung einschließen
  • eine hohe Datensicherheit und einen hohen Datenschutz gewährleisten und
    auf allen relevanten Geräten, zum Beispiel Desktop, Laptop, Tablet, Smartphone funktionieren.

Für ein solches digitales Cockpit ist nach Auffassung des Studienautors eine einheitliche, standardisierte Schnittstelle erforderlich. Einen entsprechenden rechtssicheren Rahmen dafür müssten Legislative und Exekutive schaffen.

Digitale Rentenübersicht vom Bund stark verbesserungswürdig

 

Der Experte kritisiert in diesem Zusammenhang die von der Bundesregierung geplante digitale Rentenübersicht. Zwar verbessere sie künftig die derzeitige Situation. Das reiche aber bei Weitem nicht aus, weil sie allenfalls „den ersten Punkt der aufgeführten Dashboard-Anforderungen erfüllt – und auch diesen nur mit Einschränkungen“.

Wesentliche Aspekte wie der Einfluss von Steuern und Sozialabgaben und die eigentlich übliche Szenariotechnik zur Rendite- und Risikoentwicklung würden nach dem jetzigen Stand damit nicht berücksichtigt. Das DIA fordert deshalb eine deutlich weitergehende digitalen Lösung.


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