16.06.2022 Digital

Digitale Risiken bisher kaum abgesichert

Eine Hiscox-Umfrage zeigt, dass die Abhängigkeit von digitalen Tools im Anlagen- und Maschinenbau sehr hoch ist und auch in Zukunft mehr digitale Risiken befürchtet werden. Derzeit werden die Gefahren für das eigene Unternehmen aber eher als gering eingeschätzt, weshalb man oft auf Versicherungsschutz verzichtet.

Branchenspezifische Versicherungslösungen sind einer Umfrage zufolge bei Anlagen- und Maschinenbauern bisher nur zu rund einem Drittel verbreitet. (Foto: © Kadmy - stock.adobe.com)
Branchenspezifische Versicherungslösungen sind einer Umfrage zufolge bei Anlagen- und Maschinenbauern bisher nur zu rund einem Drittel verbreitet.
(Foto: © Kadmy - stock.adobe.com)

Im deutschen Anlagen- und Maschinenbau stellen 79 Prozent der Unternehmen Produkte her, die auf digitale Techniken wie Automatisierung, Cloud Services oder Fernwartung angewiesen sind. Bei großen Unternehmen ab 500 Mitarbeitern sind es sogar 89,6 Prozent. Trotz dieser vermeintlich hohen Zahlen gibt es Hindernisse für die Digitalisierung, unter anderem durch fehlende Expertise in Verbindung mit Fachkräftemangel und zu viel Bürokratie.

Das hat eine repräsentative Umfrage des Marktforschungsunternehmens Techconsult im Auftrag des Spezialversicherers Hiscox ergeben, bei der 200 Entscheider aus der Anlagen- und Maschinenbaubranche unter anderem nach dem Digitalisierungsgrad ihrer Produkte, nach ihrer Wahrnehmung digitaler Risiken sowie nach deren Absicherung befragt wurden.

Risikoeinschätzung passt laut Hisox nicht zu den tatsächlichen Schäden

 

Die sogenannte „Smart Manufacturing“-Umfrage zeigt aus Sicht von Hiscox vor allem, dass die Absicherung der Unternehmen nicht mit der Digitalisierung der Produkte und den zunehmenden Risiken Schritt hält. Als Beleg wird angeführt, dass etwa zwei Drittel der Befragten verschiedene digitale Risiken für den Einsatz ihrer Produkte als nicht kritisch oder als neutral einschätzen. Als kritisch oder sehr kritisch gesehen werden der Ausfall der IT-Infrastruktur lediglich mit 36 Prozent, Schäden durch Programmierfehler mit 32,5 Prozent und Datenschutz- und Cyberrisiken mit 32,5 Prozent. Das passt aber laut Hiscox nicht zu den gemeldeten Schäden, denn diese seien zu drei Viertel auf digitale Risiken zurückzuführen. Und wenn sie auch aktuell nichtals konkrete Gefahr für das eigene Unternehmen wahrgenommen werden, so glauben doch 62 Prozent der Befragten, dass die digitalen Risiken in Zukunft mehr werden, während nur 16,5 Prozent das Gegenteil annehmen. 

Hiscox sieht eklatante Versicherungslücken

 

Für Hiscox besteht offensichtlich eine Diskrepanz zwischen diesen Risikoeinschätzungen und dem bestehenden Versicherungsschutz. Am weitesteten verbreitet ist mit 45,5 Prozent noch die Betriebshaftpflicht. Eine Versicherung gegen Cyber- und Datenrisiken haben demnach 36 Prozent und bei einer Spezial-Police für Maschinen- und Anlagenbauer, die auch digitale Risiken abgedeckt, sind es 32 Prozent. „Der deutsche Maschinenbau hat im Zuge der Industrie 4.0 eine umfangreiche Transformation in vergleichsweise kurzer Zeit erlebt (...)“, sagt Franz Kupfer, Underwriting Manager Commercial Property, Liability & Events bei Hiscox Deutschland. „Gerade bei solch tiefgreifenden Veränderungen muss das Absicherungskonzept ständig auf dem neuesten Stand bleiben, da sich ansonsten eklatante Versicherungslücken ergeben. Spezial-Policen sind hier oft sinnvoller als one size fits all-Lösungen.“

Eigenes Produkt als Lösung der Probleme?

 

Genau so ein Produkt hat auch Hiscox im Angebot und weist am Ende der Veröffentlichung der Umfrage auch explizit darauf hin – ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Problematisch ist auch, dass viele Experten gerade beim Thema digitale Risiken Unternehmen vor allem zu Investitionen in verstärkte Prävention raten. Das muss natürlich den Abschluss entsprechender Policen nicht ausschließen. Im Kontext komplexer digitaler Risiken greift die einseitige Schlussfolgerung des Auftraggebers der Studie aber in jedem Fall zu kurz.


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