Allianz macht Lebensversicherungen attraktiver
Jahrelang ging es mit den Zinsen bei Deutschlands Lebensversicherern abwärts. Nun deutet sich eine Trendwende an. Nach dem bayerischen Konzern Versicherungskammer hat auch der Branchenprimus Allianz Leben für 2023 einen höheren Zinssatz angekündigt – das erste Mal seit 2008.
Die Entscheidung könnte für die Branche Vorbildcharakter haben: Die Kunden des größten deutschen Lebensversicherers Allianz Leben bekommen im kommenden Jahr zum ersten Mal seit 2008 höhere Zinsen gutgeschrieben. Bei klassischen Lebens- und Rentenversicherungen steige die laufende Verzinsung 2023 im Schnitt auf 2,5 Prozent nach zuletzt 2,3 Prozent, teilte Deutschlands Marktführer mit. Diese Form von Policen machen den Angaben zufolge allerdings inzwischen weniger als die Hälfte des Bestandes von zwölf Millionen Verträgen aus.
Plus 0,3 Punkte bei der Gesamtverzinsung
Bei dem neueren Modell mit abgespeckter Garantie („Perspektive”) geht es von 2,4 Prozent auf 2,6 Prozent nach oben. Allianz-Leben-Vorstandschefin Katja de la Viña sprach von einem deutlichen Signal in einer Zeit, „in der viele Menschen ihre Zukunftsvorsorge grundsätzlich verbessern wollen". Die laufende Verzinsung setzt sich zusammen aus der Überschussbeteiligung, über deren Höhe die Versicherer je nach Wirtschaftslage und Erfolg ihrer Anlagestrategie entscheiden, und dem vom Bundesfinanzministerium festgelegten Garantiezins. Dieser liegt seit Anfang 2022 für neue Verträge bei 0,25 Prozent. Ältere Policen werfen teilweise noch deutlich mehr ab. Die laufende Verzinsung bezieht sich nur auf den Sparanteil unter anderem nach Abzug von Abschluss- und Vertriebskosten. Lebensversicherungskunden, deren Vertrag 2023 ausläuft, können mit einer Gesamtverzinsung einschließlich Schlussüberschuss von 3,2 Prozent (zuletzt: 2,9 Prozent) für klassische Produkte beziehungsweise von 3,5 Prozent (3,2 Prozent) für das Modell mit abgespeckter Garantie rechnen.
Allianz noch die Ausnahme
Zuletzt war die Gesamtverzinsung bei Allianz Leben vor 15 Jahren erhöht worden. Produkt- und Privatkunden-Vorstand Volker Priebe erklärte den Schritt des Unternehmens mit der günstigen Positionierung im Markt. Die Allianz Leben profitiere davon, dass ein großer Teil ihres Kapitals inzwischen in alternativen Anlagen wie Immobilien, Infrastruktur oder Private-Equity-Fonds liege. „Das war ein verrücktes Jahr an den Kapitalmärkten. Wir nehmen den Rückenwind von den steigenden Zinsen mit, müssen aber weiter mit starken Schwankungen rechnen", sagte er gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. „Die Zeiten bleiben unsicher". Bis der Altersvorsorgeklassiker marktbreit attraktiver wird, wird es Branchenexperten zufolge allerdings noch eine Weile dauern. Außer der Bayern Lebensversicherung und der Allianz behalten die Versicherer, die bisher ihre Überschussbeteiligung für 2023 deklariert haben, das Zinsniveau gegenüber dem Vorjahr unverändert bei.