Assekurata: Lebensversicherer erweisen sich als robust
Laut Marktausblick der Ratingagentur Assekurata sind die Lebensversicherer gut durch die Corona-Krise gekommen. Wachstum und Storno der Branche seien solide und dürften von weiteren Lockerungen profitieren. Dagegen leiden Zinszusatzreserve und Solvenzkapital der Anbieter nach wie vor unter den niedrigen Kapitalmarktzinsen.
Deutschlands Lebensversicherer sind bisher gut durch die Corona-Pandemie gekommen. Das ist eine der Kernaussagen des aktuellen Marktausblicks, den die Kölner Rating-Agentur Assekurata vorgestellt hat. Wachstum und Storno der Unternehmen seien bisher wenig von der COVID-19-Pandmie betroffen. „Der leichte Bestandsrückgang bei den laufenden Prämien von 0,8 Prozent konnte durch den Zuwachs bei den Einmalprämien weitgehend aufgefangen werden“, erläutert Assekurata-Geschäftsführer Dr. Reiner Will. „Die Versicherer sind bestandseitig also überraschend gut durch die Krise gekommen.“ Die gebuchten Bruttobeiträge lagen nahezu unverändert bei 99,4 Milliarden Euro.
Neue Ära: Fondspolicen im Fokus
Im Neugeschäft hätten sich 2020 besonders Fondspolicen gut entwickelt. Nach Einschätzung von Assekurata werden die Anbieter in diesem Segment ihre Bemühungen weiter ausbauen – nicht zuletzt aufgrund der Höchstrechnungszinsabsenkung ab 2022. „Bei einem künftigen Rechnungszins von 0,25 Prozent sind vollständige Kapitalgarantien auf die eingezahlten Beiträge kalkulatorisch kaum mehr möglich, sodass für die Lebensversicherungsprodukte eine neue Ära beginnt“, prognostiziert Will.
Niedrigzins beutelt die Branche
Laut Assekurata haben die Lebensversicherer Ende 2020 etwa 83 Prozent ihrer Kapitalanlagen in festverzinslichen Anlagen investiert. Damit sind sie besonders von den seit Jahren herrschenden Niedrigzinsen betroffen. Als Folge müssen die Lebensversicherer weitere Zinszusatzreserven (ZZR) zur Absicherung ihrer Altgarantien stellen. Unter der Annahme eines gleichbleibenden Zinsniveaus haben die Assekurata-Analysten ermittelt, dass die ZZR branchenweit noch bis 2027 auf insgesamt knapp 130 Milliarden Euro ansteigen wird. „Ausgehend vom vorhandenen ZZR-Bestand von 87 Milliarden Euro ist die ZZR derzeit marktweit zu rund 70 Prozent ausfinanziert“, rechnet Lars Heermann vor, Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei Assekurata. Aus seiner Sicht seien die Unternehmen insoweit auf einem guten Weg, zumal das seit Jahresanfang gestiegene Zinsniveau die Finanzierungsbedingungen etwas erleichtere. „Trotzdem sollten sie sich weiterhin auf auskömmliche und eigenmittelschonende Geschäftsfelder konzentrieren“, rät der Experte. Dass gelte auch mit Blick auf die Kapitalanforderungen unter Solvency II.
Ertragsstruktur verändert sich
Das langanhaltende Tiefzinsumfeld schlägt sich bereits deutlich in der Ertragsstruktur der Lebensversicherer nieder. So betrug der gesamte Branchen-Rohüberschuss in den Jahren 2015 bis 2019 durchschnittlich 12,2 Prozent der gebuchten Bruttoprämien, während er in den fünf Jahren davor mit 15,7 Prozent noch deutlich höher gelegen hatte. „Des Weiteren hat das Risiko- dem Kapitalanlageergebnis mittlerweile den Rang als wichtigste Ergebnisquelle deutlich abgelaufen, was auf die niedrigen Zinsen in der Neuanlage und insbesondere auf die hohen ZZR-Anforderungen für die Hochzinsgarantien zurückzuführen ist“, erläutert Heermann. Zudem spielten Produkte wie Berufsunfähigkeitsversicherungen, die besonders auf das Risikoergebnis einzahlen, eine immer größere Rolle im Neugeschäft.
Kapitalanlagen werden neu ausgerichtet
Die Anbieter versuchen außerdem, ihre Kapitalanlage stärker zu diversifizieren. So zählen laut Assekurata-Umfrage Neuanlagen in Immobilien, Infrastruktur und Private Debt derzeit zu den beliebtesten Anlageklassen der Lebensversicherer. Auch Unternehmensanleihen gehören trotz gesunkener Emittentenratings und steigender Ausfallrisiken zu den favorisierten Investments.