14.02.2022 Sparten/Produkte

Assekurata sieht Ende von Klassik-Produkten gekommen

Vom Flagschiff zum Ladenhüter: Die klassische Lebensversicherung wird von immer weniger Gesellschaften angeboten. Aber auch Tarife der Neuen Klassik werden zum Auslaufmodell. Die Ratingagentur Assekurata liefert eine Übersicht.

Die Zeiten der Klassik in der Lebensversicherung werden nach Ansicht der Experten von Assekurata nicht wiederkommen. (Foto: © DOC RABE Media - stock.adobe.com)
Die Zeiten der Klassik in der Lebensversicherung werden nach Ansicht der Experten von Assekurata nicht wiederkommen.
(Foto: © DOC RABE Media - stock.adobe.com)

Der Abgesang auf die klassische Lebensversicherung mit Garantiezins geht weiter. Nun meldet sich die Ratingagentur Assekurata zu Wort und bezeichnet Policen der Klassik und Neuen Klassik im Zuge der Vorstellung der jährlichen Untersuchung zu Überschussbeteiligungen und Garantien deutscher Lebensversicherer als Auslaufmodell. Aus der Studie geht hervor, dass nur 21 von 46 untersuchten Unternehmen (nach Prämieneinnahmen entspricht das einen Marktanteil von 73 Prozent) überhaupt noch klassische Lebens- und Rentenversicherungsverträge im Angebot haben. Hintergrund sind bekanntlich die anhaltenden Niedrigzinsen.

Seit dem 1. Januar sagen Lebensversicherer in Deutschland nur noch eine Verzinsung von 0,25 Prozent auf den Sparanteil fest zu. Dies erschwert die Kalkulation von Garantien in klassischen Lebens- und Rentenversicherungsprodukten. Zuvor hatte dieser Höchstrechnungszins noch 0,9 Prozent betragen.

Klassik wird im Neugeschäft zum Ausnahmefall

 

Von den 21 Unternehmen mit klassischen Produkten im Angebot bedienen allerdings nicht alle die gesamte Produktpalette. So böten beispielsweise 13 Gesellschaften noch klassische Kapitallebensversicherungen an, während nur noch drei in der Riester-Rente aktiv seien. „Das geringe Angebot verdeutlicht, wie stark das einstige Flaggschiff der Lebensversicherer in der Gunst der Anbieter mittlerweile gesunken ist“, sagt Dr. Reiner Will, Geschäftsführer der Assekurata Assekuranz Rating-Agentur GmbH. „Dabei sollte aber nicht außer Acht gelassen werden, dass viele Versicherer noch große klassische Bestände in den Büchern haben, für deren Kunden die Überschussbeteiligung noch immer eine hohe Bedeutung hat.“

Laufende Verzinsung sinkt gegenüber Vor­jahr nur geringfügig

 

Hierzu hat Assekurata in der Studie ermittelt, dass die laufende Verzinsung 2022 über alle analysierten Produktarten und Tarifgenerationen im Marktdurchschnitt nur marginal um 0,03 Prozentpunkte auf 2,61 Prozent gesunken ist. Während bei den jüngeren Tarifgenerationen ein leichter Rückgang zu verzeichnen ist, bleibt die Verzinsung bei den älteren stabil. „Grund hierfür sind die vertraglichen Garantien, auf die die Kunden mit Vertragsabschluss einen Anspruch erwerben, sodass die Überschussbeteiligung nicht darunter sinken kann“, so Dr. Will. Andererseits hätten auch bei den jüngeren Tarifgenerationen viele Anbieter ihre Überschussbeteiligung konstant gehalten und konnten so den Abwärtsdruck bei den Deklarationen mittlerweile deutlich verlangsamen.

Neue Klassik: Vollständige Beitragsgarantie kaum mehr darstellbar

 

Darüber hinaus untersuchten die Kölner Analysten wieder das Segment der sogenannten Neuen Klassik. Neue klassische Tarife basieren wie klassische Versicherungen auf einer konventionellen Überschusssystematik sowie dem Ausgleich im Kollektiv und der Zeit. „Ein zentraler Unterschied liegt jedoch in der Ausgestaltung der Garantien, die grundsätzlich niedriger als in der Klassik ausfallen, um den Kunden dadurch eine höhere Rendite in Aussicht zu stellen“, erläutert Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei Assekurata.

Viele Anbieter haben zum Jahreswechsel ihre neuen klassischen Tarife überarbeitet. Die Mehrheit der Gesellschaften legt ihren Tarifen mittlerweile einen individuellen Garantiezins zugrunde, der unter 0,25 Prozent liegt und häufig mit 0,00 Prozent nur noch einen Erhalt des Sparbeitrags darstellt, heißt es dazu in der Marktstudie. Vereinzelt wird auch ganz auf einen Garantiezins verzichtet. Zugleich sind von den insgesamt 23 Anbietern inzwischen fast alle von dem Versprechen der hundertprozentigen Bruttobeitragsgarantie abgewichen. Während neun Unternehmen komplett auf fixe Beitragsgarantien verzichten, gilt das Leistungsversprechen der restlichen 13 Gesellschaften nur für einen bestimmten Anteil der eingezahlten Bruttobeiträge, der zumeist aber noch um die 90 Prozent beträgt. „Im Gegenzug gilt für einige Tarife nun jedoch eine deutlich kürzere Mindestlaufzeit.“ So liegt die Mindestvertragslaufzeit für einen (teilweisen) Beitragserhalt aktuell zwischen zwei und 15 Jahren, wohingegen sie im Vorjahr noch bis zu 35 Jahre betrug.

Deklarationen unterscheiden sich nur geringfügig

 

Die laufende Verzinsung für die im Neugeschäft angebotenen Tarife fällt bei klassischen Tarifen mit durchschnittlich 2,15 Prozent etwas höher aus als in der Neuen Klassik. „Dies verwundert auf den ersten Blick, wenn man bedenkt, dass eine höhere Überschussbeteiligung das wichtigste Verkaufsargument der Neuen Klassik ist“, sagt Heermann. „Vergleicht man jedoch ausschließlich diejenigen Anbieter, die in ihrem Neugeschäft parallel für die Klassik und die Neue Klassik deklarieren, zeigt letztere einen leichten Vorsprung.“ Dabei haben nur noch sieben Teilnehmer ihr Neugeschäft parallel für beide Produktkategorien geöffnet – im Vorjahr waren es noch 13. Hier liegt die durchschnittliche laufende Verzinsung mit 2,16 Prozent aktuell geringfügig über dem Wert der klassischen Tarife (2,09 Prozent). „Eine konventionelle Anlage im Deckungsstock mit reduzierten Garantien hat somit nicht immer eine höhere Verzinsung zur Folge“, schlussfolgert Heermann.

Beitragsrendite prognostiziert deutlicheren Vorteil

Die Tabelle gibt einen Gesamtüberblick zwischen beiden Produktsegmenten und den Veränderungen zum Vorjahr. Aufgrund der geringen Anzahl an klassischen Tarifen im Neugeschäft wurde für die Klassik ein Bestandstarif der Tarifgeneration 1,25 Prozent dargestellt. Bei der Gesamtverzinsung und der illustrierten Beitragsrendite tritt der Renditevorteil der Neuen Klassik hier deutlicher zutage. Mit 2,74 beziehungsweise 2,24 Prozent liegt sie über der Klassik (2,68 beziehungsweise 1,79 Prozent), wobei die illustrierte Beitragsrendite eine unverbindliche Prognose darstellt und daher nicht garantiert ist. In der garantierten Beitragsrendite spiegelt sich die Abkehr von der hundertprozentigen Bruttobeitragsgarantie wider, welche folgerichtig bei fast allen Tarifen einen negativen Wert annimmt und sich im Schnitt auf -0,68 Prozent beläuft.

(© Assekurata)

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