BaFin nimmt sich Provisionen für Lebensversicherungen vor
Paukenschlag zum Jahresbeginn: Frank Grund, oberster Versicherungsaufpasser der BaFin, kündigt in einem Interview an, die Vertriebskosten in der Lebensversicherung noch einmal genau zu prüfen. Statt des gekippten Provisionsdeckels könnten neue Regulierungen drohen.
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) nimmt die Provisionen für Lebensversicherungen unter die Lupe. „Eine große Rolle spielen nach wie vor die Vertriebskosten“, sagte BaFin-Exekutivdirektor Frank Grund der „Deutschen Presse-Agentur“ (dpa). Man werde sich genau anschauen, inwieweit hier die Vorschriften zur Vermeidung von Fehlanreizen eingehalten werden. „Es gibt schließlich keine gesetzlichen Grenzen für die Vertriebsvergütung von kapitalbildenden Lebensversicherungen“, so Deutschlands oberster Versicherungsaufseher. Demnach geht es auch um die Frage, wie sehr Vertriebskosten den Sparer-Ertrag mindern.
Vertriebskosten im Fokus, Verwaltungskosten nicht
Weniger im Fokus der Prüfung sollen die Verwaltungskosten der Lebensversicherer stehen. Diese lägen seit Jahren auf niedrigem Niveau, erläuterte Grund. Konkrete Zahlen nannte er zwar nicht, aber die Verwaltungskostenquote der deutschen Anbieter liegt mit 2,1 Prozent unter dem EU-Schnitt von 2,4 Prozent, wie aus den Solvency II-Berichten der Lebensversicherer hervorgeht. Diese zeigt die laufenden Verwaltungsaufwendungen der Gesellschaften in Prozent der gebuchten Bruttobeiträge.
Provisionsdeckel dürfte kein Revival erfahren
Die Ergebnisse der Marktstudie will die BaFin Ende dieses Jahres vorlegen. Dass dann das Thema Provisionsdeckel wieder aufs Tapet kommt, darf aber bezweifelt werden. Die frühere schwarz-rote Bundesregierung hatte ursprünglich die Provisionen deckeln wollen, die Versicherer ihren Vermittlern für den Abschluss von Kapitallebensversicherungen zahlen. Mit dem gesetzlichen Deckel sollten mögliche Fehlanreize durch zu hohe Vergütungen begrenzt werden. Das Vorhaben wurde aber nicht umgesetzt. Im Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP wird das Thema nicht erwähnt, auch wenn die Grünen sogar ein Provisionsverbot für bestimmte Altersvorsorge-Produkte befürworten. Verbraucherschützern ist die Höhe der Provisionen beim Abschluss von Lebensversicherungen, die letztlich die Altersvorsorgesparer zahlen, schon länger ein Dorn im Auge.
Grund glaubt nicht an Akzeptanz der Honorarberatung
Doch was ist die Alternative? Nach Einschätzung Grunds wäre die Beratung von Kunden auf Basis von Honoraren zwar ein „gangbarer Weg. Ich glaube aber nicht, dass man damit jede Verbraucherschicht erreicht“, sagte der BaFin-Exekutivdirektor. „Nach meiner Erfahrung scheuen viele Verbraucher davor zurück, für die Beratung Geld auszugeben.“