BdV-Kritik wegen Stornoqoute: „Warnsignal nicht gehört“
2,55 Prozent Kündigungen bei Lebensversicherungen: Von den Versicherern wird diese Zahl positiv bewertet. Der Bund der Versicherten rechnet indes in die Zukunft – und schlägt Alarm.
Eine Frage der Perspektive? Zumindest beim Blick auf die Stornoquote bei Lebensversicherungen gibt es zwei stark konträre Sichtweisen. Der Kündigungsquotient lag 2021 bei historisch niedrigen 2,55 Prozent. Im Vorjahr betrug sie noch 2,70 Prozent. Entsprechend positiv bewertete der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) die Zahl: „Der Rückgang der Stornoquote ist vor dem Hintergrund der angespannten wirtschaftlichen Lage vieler Versicherter während der Pandemie besonders bemerkenswert“, sagt GDV-Chef Jörg Asmussen. Kunden hätten trotz Krisen ihre Verträge behalten und die Möglichkeit der befristeten Beitragsfreistellung oder -stundung genutzt. „Das ist besonders wichtig bei Lebensversicherungen, die einen Schutz vor existenziellen Risiken wie beispielsweise einer Berufsunfähigkeit beinhalten“, so Asmussen.
Halbierung der Verträge in weniger als drei Dekaden
Ganz anders interpretiert der Bund der Versicherten (BdV) die Quote. Der Verband hat den Rückgangsquotienten von 2,55 in einem Langzeitrechenmodell über mehrere Jahre aufsummiert. Das Ergebnis ist wenig schmeichelhaft für die Branche: Demnach hätten nach 27 Jahren bereits die Hälfte aller Kunden gekündigt und nach 43 Jahren sogar zwei Drittel ihren Vertrag vorzeitig beendet. „Gerade Altersvorsorgeverträge sind oft auf mehrere Jahrzehnte ausgelegt und werden daher von den hohen Stornozahlen erschüttert“, sagt BdV Vorstandssprecher Axel Kleinlein. Sein Vorwurf: „Die Versicherer hören angesichts dieser stetig hohen Stornoquoten das Warnsignal nicht, stattdessen reden sie sich die Statistiken schön.“