Betriebsrente: Immer mehr Pensionskassen in finanzieller Not
Droht ein Massensterben unter den kleinen und mittleren Pensionskassen? Laut BaFin stieg die Zahl der „Intensivfälle“ zuletzt wieder an. Doch es gibt Hoffnung für die Versicherten.
Nach dem Aus mehrerer Pensionskassen – zuletzt traf es die Steuerberater-Pensionskasse – wächst die allgemeine Sorge um die Finanzkraft der Versorgungswerke. Immerhin geht es um gut zehn Millionen Betroffene. Rund 8,5 Millionen Deutsche zahlen als sogenannte Anwärter für ihre berufliche Altersvorsorge in eine der 135 Pensionskassen ein. 1,4 Millionen beziehen bereits eine Firmenpension.
Drei von 40 Sorgenkindern kürzen bereits die Renten
Besonders gefährdete Kassen stellt die BaFin seit 2016 unter eine „intensivierte Aufsicht“. Sie müssen dort regelmäßig zum Rapport antreten und ihre Eigenmittel offenlegen. Nach einem Bericht des „Handelsblatts“ stieg die Zahl dieser „Intensivfälle“ von zuletzt 36 auf 40. In zehn Kassen sei die Situation besonders brisant, von denen drei bereits Leistungskürzungen vornehmen, so Frank Grund, der für ihre Aufsicht zuständige Direktor bei der Bafin, gegenüber dem „Handelsblatt“. Konkrete Namen der betroffenen Kassen nennen die Behörde grundsätzlich nicht. Auch das Bundesfinanzministerium tut dies nicht, weil eine Offenlegung die „Wettbewerbsfähigkeit schädigen“ würde.
Ähnlich den klassischen Lebensversicherern fällt es auch den Pensionskassen immer schwerer, die hohen Zinsversprechen aus älteren Verträgen einzuhalten. „Pensionskassen sind von den niedrigen Zinsen besonders betroffen“, sagt Grund. Denn anders als Lebensversicherer können sie ihr Produktportfolio nicht ändern oder erweitern, beispielsweise durch private Fondspolicen.
Mehrere Schutzschirme als Rentenretter
Das bedeutet jedoch nicht, dass die Betriebsrenten von Pensionsanwärtern einer angeschlagenen Kasse per se in Gefahr sind. Schließlich greifen im Ernstfall gleich zwei Rettungsmechanismen. Zunächst gilt: Kann eine Kasse die garantierten Verpflichtungen nicht mehr erfüllen kann, muss der Arbeitgeber einspringen und die Differenz begleichen. Fällt auch dieser aus, springt seit Anfang Januar der Pensionssicherungsverein (PSV) für Pensionskassen ein. Er übernimmt die Betriebsrente bis zu einer Höhe von derzeit 9870 Euro im Monat. Größere Abstriche drohen den Versicherten jedoch, wenn der Sicherungsfall bereits im vergangenen Jahr eintrat, so das „Handelsblatt“. Denn zahle der Sicherungsverein für Betriebsrenten von Unternehmen nur, wenn die Pensionskasse die vorgesehene Leistung um mehr als die Hälfte kürzt oder das Einkommen unter einen bestimmten Schwellenwert fällt.
Kunden von Pensionskassen in Form von Aktiengesellschaften, die von Versicherungsunternehmen gegründet wurden, schützt die gesetzlich vorgeschriebene Sicherheitseinrichtung Protektor. Sie sichert auch Renten aus privaten Rentenversicherungen und Lebensversicherungen ab.
Viele Wege führen aus der Krise
Mit einem „Massensterben“ der Pensionskassen ist indes nicht zur rechnen. Im Gegenteil. Laut „Handelsblatt“ fahren viele Kassen bereits seit einigen Jahren einen harten internen Sanierungskurs und konnten damit ihre Finanzen erfolgreich stabilisieren. Auch Finanzspritzen durch den Arbeitgeber sowie geringere Garantien oder Leistungen für neue Policen verschafften vielen Kassen Entlastung. Eine weitere Option ist der Übertrag der Bestände auf eine Abwicklungsgesellschaft, ähnlich wie bei Lebensversicherungen. So übernahm die Frankfurter Leben, die heute als FL-Gruppe firmiert, im Jahr 2018 rund 50.000 Verträge der Prudentia Pensionskasse von der Schweizer Familienholding Cofra sowie 260.000 Verträge der Pro bAV Pensionskasse AG aus der AXA-Gruppe. Mittel- und langfristig ist zudem mit Zusammenschlüssen von Pensionskassen zu rechnen.