Bilanzrating: Lebensversicherer trotzen der Pandemie
Die deutschen Lebensversicherer zeigen sich in der Corona-Krise sehr robust. Die Beitragseinnahmen stiegen, nur das Neugeschäft schwächelte. Im aktuellen map-report von Franke & Bornberg führt das erneut zu hohen Ratings. Neunmal gab es sogar die Spitzennote.
Die Ratingagentur Franke & Bornberg hat im neuesten map-report erneut die Bilanzen deutscher Lebensversicherer untersucht. Basis ist eine umfassenden Analyse von Kennzahlen aus den Jahresabschlüssen. Die Untersuchung befasst sich auch mit aktuellen Entwicklungen der Branche und kommt hier zu einem durchaus positiven Ergebnis. Trotz der Corona-Pandemie und eines schwierigen Marktumfelds gelang es den deutschen Lebensversicherern, die Rekordeinnahmen des Vorjahres noch einmal zu übertreffen. Insgesamt beliefen sich die verdienten Bruttobeiträge im Jahr 2020 auf 98,61 Milliarden Euro (Vorjahr: 98,27). Das entspricht einem Zuwachs von 0,35 Prozent.
„Allen Unkenrufen zum Trotz gilt die Lebensversicherung für viele Bundesbürger noch immer als sicherer Hafen für ihr Geld“, sagt Michael Franke, geschäftsführender Gesellschafter von Franke und Bornberg und Herausgeber des map-report. „Bei einer nachhaltigen Verunsicherung der Verbraucher hätten die Beitragseinnahmen das Rekordniveau des Vorjahres wohl keinesfalls wiederholen können.“ Für die Branche sei davon auszugehen, dass die Unternehmen, die jetzt bilanziell gut aufgestellt sind, auch am ehesten gut durch die außergewöhnliche Situation kommen.
15 Unternehmen mit exzellenter oder hervorragender Bewertung
Die beste Bewertung im Rating bekam die Allianz, die mit 365 Punkten bzw. 91,25 Prozent der maximal erzielbaren Punkte ein „mmm+“ für exzellente Leistungen erzielte. Die höchste Bewertungsklasse wird ab 80 Prozent bzw. 320 Punkten vergeben. Insgesamt neunmal gab es die höchste Auszeichnung. Die Swiss Life führt das Feld der mit „mmm“ für hervorragende Leistungen bewerteten Unternehmen an und verfehlte mit 318 Punkten bzw. 79,50 Prozent die Top-Bewertung nur knapp. Neben der Swiss Life gingen noch fünf weitere Versicherer mit einem hervorragenden Ergebnis durchs Ziel.
Fondspolicen dominieren bei insgesamt schwächerem Neugeschäft
Ein Wermutstropfen war die Entwicklung im Neugeschäft. Hier zeigten sich die Auswirkungen der Corona-Krise stärker. Mit 4,61 Millionen verkauften Verträgen in der Hauptversicherung wurden 436.164 Policen weniger als im Vorjahr abgesetzt. Das entspricht einem Minus von 8,6 Prozent (Vorjahr -1,0 Prozent). Vor allem der negative Trend bei Rentenversicherungen setzte sich fort. Hier wurden 2020 knapp 135.000 Policen weniger als im Vorjahr verkauft. Sonstige Lebensversicherungen, zu denen vor allem auch fondsgebundene Verträge zählen, waren mit 1.339.885 eingelösten Versicherungsscheinen die mit Abstand erfolgreichste Produktlinie. Der Neugeschäftsanteil erhöhte sich von 26,5 auf 29,0 Prozent.
Rolle der Kapitalanleger wird durch Garantieabsenkung wichtiger
Laut Franke & Bornberg sind die Aussichten für die Branche durchaus herausfordernd. Mit der Senkung des Höchstrechnungszinses auf 0,25 Prozent falle nahezu zwangsläufig die Beitragsgarantie von 100 Prozent auf breiter Front – und damit ein über Jahrzehnte bewährtes Verkaufsargument. Hier gelte es die Verbraucher davon zu überzeugen, dass abgesenkte Garantien auch eine positive Seite haben können, da anders als beispielsweise bei Gebühren oder Kosten keine Beitragsteile verloren gehen und diese in renditestärkere Anlagen investiert werden können. „Ob dadurch letztendlich auch eine höhere Rendite erzielt wird, hängt vom Geschick der Kapitalanleger ab und steht somit auf einem anderen Blatt“, sagt Michael Franke.
map-report: Bilanzrating deutscher Lebensversicherer 2020
Insgesamt ein Dutzend Kennzahlen bildet das Gerüst für die Bewertung im Bilanz-Rating des map-report 922 von Franke & Bornberg. Der prozentuale Index zeigt für die Gesamtwertung das Verhältnis von maximal erzielbarer Punktzahl zur insgesamt erreichbaren Gesamtpunktzahl. Die Ergebnisse der Bilanzkennzahlen werden gewichtet und zu einem Ergebnis verdichtet. Die ausschließlich auf öffentlich zugänglichen Daten basierenden Kennzahlen reflektieren dabei vier Segmente. Die Solvabilität (SCR-Bedeckung), sowie die Gesamtreserve- und Sicherheitsmittelquote bilden die Sicherheit und Finanzierbarkeit der Lebensversicherer ab.
Als „Erfolgskennzahlen“ werden die Ertragsquote, die Rechnungszinsbelastungs- und Rechnungszinsanforderungsquote sowie die beiden Größen zur Kapitalanlagerendite (Nettoverzinsung, laufende Durchschnittsverzinsung) berücksichtigt. Betriebsaufwendungen werden über die Kostenkennziffern der Verwaltungs- und Abschlusskostenquoten einbezogen. Abschließend wird über die Größen Storno und RfB-Zuführung auch das Wohl der Kunden beachtet. Eindeutig voneinander abgrenzen lassen sich die vier einzelnen Kennzahlenkomplexe nicht immer, zumal auch Interdependenzen zwischen den Quoten bestehen.