BU-Versicherung: Welche Rolle spielt Corona bei der Leistungsregulierung?
Es gibt erste Fälle von Berufsunfähigkeit wegen Corona. Bei der Alten Leipziger ist ihre Zahl unter den neuen Leistungsfällen der vergangenen zwei Jahre aber verschwindend gering. Allerdings befürchtet der Versicherer langfristige Effekte durch Long Covid oder aufgeschobene Behandlungen.
Bisher gibt es noch keine Hinweise, dass die Corona-Pandemie als Leistungsauslöser in der Berufsunfähigkeitsversicherung in Erscheinung tritt. Diese schon mehrfach verbreitete Information wird nun durch Zahlen der Alten Leipziger untermauert. Nach einer Auswertung der 3500 neuen Leistungsfälle der vergangenen zwei Jahre im Bestand des Lebensversicherers des Konzerns war eine Corona-Erkrankung demnach in lediglich 20 Fällen der Grund für die Auszahlung einer BU-Rente.
Effekte der Pandemie auf die BU erst langfristig erwartet
Gerade mal in zwölf Fällen war die Berufsunfähigkeit dabei alleine auf eine Corona-Erkrankung zurückzuführen, in weiteren acht Fällen war Corona eine Teilursache. Insgesamt acht Personen waren mit einem schweren Verlauf auf der Intensivstation, die anderen Betroffenen hatten einen mittelschweren Verlauf, ohne intensivmedizinische Behandlung, so die Angaben des Unternehmens. „Welche Effekte die Corona-Pandemie auf die Berufsunfähigkeit hat, wird sich erst langfristig zeigen“, sagt der für die Lebensversicherung zuständige Vorstand Dr. Jürgen Bierbaum. „Wir rechnen durchaus mit Effekten, sei es durch Long Covid, aufgeschobene Krebsbehandlungen oder Veränderungen der Arbeitswelt. Wir können aber noch nicht sagen, wie schwerwiegend diese sind und welche Auswirkungen sie auf die BU-Schadenquote haben.“
Psychische Erkrankungen bleiben Leistungsauslöser Nummer 1
Häufigster Grund einer Berufsunfähigkeit sind derweil weiterhin psychische Erkrankungen. Mit einem Anteil von rund 30 Prozent bei der Alten Leipziger sind sie der häufigste Grund, warum Menschen ihren Beruf nicht mehr ausüben können. In den letzten Jahren sei dieser Anteil konstant geblieben. BU-Fälle in Folge psychischer Erkrankungen treffen dabei besonders häufig Frauen. Ein möglicher Grund könnte die Doppelbelastung von Familie und Beruf sein, so das Unternehmen. Die Ursachen der BU-Fälle hingen jedoch stärker mit den versicherten Berufen zusammen, als mit dem Geschlecht. Das zeige sich bei Erkrankungen des Bewegungsapparates. Sie sind bei Männern der zweithäufigste Grund, warum sie berufsunfähig werden, bei Frauen nach Krebserkrankungen der dritthäufigste Grund. Das liege an unterschiedlichen Berufsbelastungen, mehr körperlichen Berufen bei Männern sowie einem anderen Sport- und Freizeitverhalten.
Alte Leipziger mit höheren Aufwendungen im vergangenen Jahr
Die Alte Leipziger nutzt das Thema, um auch auf die eigenen Leistungen in Sachen Berufsunfähigkeit hinzuweisen. So wurden nach Unternehmensangaben 2021 136 Millionen Euro an berufsunfähige Versicherte ausbezahlt. Das sind 5,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Rund 84 Prozent aller BU-Anträge wurden im Jahr 2021 anerkannt und zur Zahlung angewiesen. Als Alternative für die oft recht teure Police hat die Alte Leipziger im Januar eine Grundfähigkeitsversicherung eingeführt. Diese leistet beim Verlust von Fähigkeiten, wie Sehen, Hören und Gehen und weiteren Grundfähigkeiten, die nach individuellem Bedarf ausgewählt werden können.