Ergo kooperiert bei Run-off-Plattform mit IBM
Die Ergo hat ein Unternehmen namens Thipara gegründet. Geschäftszweck ist der Vertrieb von und das Marketing für Dienstleistungen zur Verwaltung von Run-Off- Lebensversicherungsbeständen im Auftrag von Versicherungsunternehmen mit Sitz in der DACH-Region und Liechtenstein. Partner ist der Computerspezialist IBM.
Die Geschäftsführung von Thipara ist hochkarätig. Sie besteht aus Frank Wittholt, im „Nebenberuf” Sprecher der Vorstände der Ergo Lebensversicherung AG, Victoria Lebensversicherung AG und Ergo Pensionskasse AG und seinem Vorstandskollegen Joachim Fensch. Das Joint-Venture von Ergo und IBM hat nach eigenen Angaben das Ziel, Lebensversicherungsbestände nachhaltig und effizient zu managen.
Dienstleister statt Risikoträger
Thipara sieht sich dabei als reiner Dienstleister und bietet Lebensversicherern die Verwaltung ihrer für den Vertrieb geschlossenen Bestände an – ohne sie zu erwerben. Das unterscheidet das Unternehmen von den Wettbewerbern Viridium und Frankfurter Leben, hinter denen Finanzinvestoren stehen. Sie werden durch die Übernahme von Firmen oder Beständen auch zu Risikoträgern – wie kürzlich Viridium im Falle eines Portfolios des Versicherers Zurich.
„Jedes Management steht vor der Aufgabe, geschlossene Bestände gleichermaßen kundenorientiert und effizient zu verwalten. Das Angebot von Thipara ist die perfekte Lösung für alle, die nach Alternativen zu einem internen Run-off suchen“, sagt Wittholt. Er glaube, dass am deutschen Markt 90 Prozent des Lebensversicherungsgeschäfts de facto im Run-off sind, sagte er gegenüber der Börsen-Zeitung. Entsprechend groß sei das Potenzial, zumal viele Lebensversicherer wegen veralteter IT-Systeme dürften in den nächsten Jahren unter Kostendruck geraten dürften.
Eigene Bestände, Angebot für Dritte
In die mit großem finanziellem Aufwand gemeinsam mit dem Tech-Riesen IBM entwickelte eigene Run-off-Plattform wurden in den vergangenen Jahren sechs Millionen Verträge der Konzerntöchter Ergo Leben und Victoria Leben überführt. Die Idee, diese Plattform jetzt auch für andere Unternehmen zu öffnen, hat durchaus Charme. „Unsere hochmoderne IT-Plattform ist als mandantenfähige Lösung mit standardisierten Schnittstellen das technische Herzstück unseres Angebots. Zugleich profitieren Kunden von unserem Know-how in der Migration hoher Vertragsstückzahlen und einer breiten Produktpalette“, sagt Ergo-Vorstand und Thipara-Geschäftsführer Fensch.
Vertragspartner der Kundenunternehmen für die Migration ist der Joint-Venture-Partner. Eine Bestandsmigration gleiche einem Wohnungsumzug, so die Thipara-Verantwortlichen. Die Durchführung an ein professionelles Serviceunternehmen abzugeben, schone die eigenen Ressourcen. Gerade für kleinere Versicherer könnte es sich lohnen, externe Dienstleister und Plattform-Betreiber für das Verwalten von Altbeständen zu beauftragen, statt dafür eigene IT-Lösungen zu entwickeln. Auch die Allianz hatte hier ein Angebot geschnürt, war mit ihrer Software-Tochter namens Syncier allerdings nicht erfolgreich.