Franke & Bornberg kürt die stabilsten BU-Versicherer
Außer der Produktqualität zählt in der Berufsunfähigkeitsversicherung auch Beitragsstabilität. In ihrem aktuellen „map-report“ zeigt die Ratingagentur welchen Lebensversicherern sich als besonders stabil hervortun. Trotz guter Ergebnisse bereitet der weiterhin aggressive Preiskampf der Anbieter Sorgen.
Die Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) gilt weiterhin als Königsdisziplin in Sachen Arbeitskraftabsicherung. Die Ratingagentur Franke & Bornberg sieht in ihrem nun veröffentlichten „map-report BU-Stabilitätsrating“ aufgrund eines starken Margendrucks bei den Anbietern allerdings einen kontraproduktiven Preiswettbewerb, unter dem nicht nur die Verbraucher, sondern mittelbar auch die Vermittler leiden. Ein Ergebnis der Untersuchung ist, dass sich diese Entwicklung der vergangenen Jahre fortsetzt.
Tendenz zur Unterkalkulation
So zeige die Analyse der Prämiengestaltung, dass im Markt weiterhin sehr aggressiv kalkuliert wird. Die jeweilige Durchschnittsprämie werde um bis zu ca. 40 Prozent unterschritten. Eine solche Preisgestaltung sei nicht allein mit einer strengen Risikoselektion zu rechtfertigen. Es zeigt deutliche Tendenzen einer Unterkalkulation, so die Experten von Franke & Bornberg. Auch die weiter zunehmende Unterteilung der Berufsgruppen stütze diesen Trend. So zeigten sich im Zeitverlauf trotz wiederholter Senkungen des Rechnungszinses kaum steigende Tendenzen bei den Prämien. „Bei den günstigen Berufsgruppen wird weiterhin verstärkt selektiert, um immer noch ein bisschen billiger zu sein als der Wettbewerb. Ob diese Rechnung langfristig aufgehen kann, ist fraglich. Sind doch gerade diese Berufe von dem Anstieg psychischer Gesundheitsprobleme betroffen“, sagt Michael Franke, Geschäftsführer der Franke und Bornberg GmbH.
Brutto-Netto-Spread macht Sorgen
Besonderes Augenmerk legen die Studienmacher auf den „Brutto-Netto-Spread“, also den Unterschied zwischen dem kalkulierten Bruttobeitrag und dem tatsächlichen Zahlbeitrag, den die Versicherten für ihren Schutz leisten müssen. Je größer der Abstand, desto deutlicher können die Beiträge für die Kunden durch Kürzung der Überschüsse theoretisch ansteigen. Im Durchschnitt beträgt der Brutto-Netto-Spread am Markt dieses Jahr bei 29,6 Prozent (2016 lag er noch bei 36,1 Prozent). Das ergebe einigen Spielraum für steigende Prämien, doch die ließen noch auf sich warten, wie der Map-Report nahelegt. Es wäre davon auszugehen, dass sich der Preiswettbewerb in der derzeitigen Form nicht weiterentwickelt und die Gesellschaften in Sachen Wettbewerb verstärkt auf Nachhaltigkeit setzen. Davon sei bisher jedoch nichts zu spüren.
Überschüsse offenbaren Stärken und Schwächen
Doch nicht nur ein möglichst konstanter beziehungsweise nur langsam ansteigender Zahlbeitrag gibt Auskunft über die generelle Stabilität eines BU-Versicherers. Auch schlechtere Leistungen durch die Senkung von Überschussanteilen offenbaren Schwächen in der Kalkulation. Deshalb flossen in das Rating auch die Anpassungen laufender Überschüsse durch die Anbieter mit ein, da diese das Ergebnis einer vorsichtigen Kalkulation sind, so Franke & Bornberg. Sie entstehen demnach, wenn das tatsächliche Risiko unterhalb der kalkulierten Wahrscheinlichkeit einer Invalidisierung verlaufe. Wer zu niedrige Beiträge ansetzt, um schnell Marktanteile zu gewinnen, läuft also Gefahr, dass die Beiträge nach Vertragsabschluss schnell ansteigen. Leidtragende seien die Kunden, behauptet Franke und Bornberg. „Ihr Beitrag steigt bei gleichbleibenden Leistungen oder ihre Leistungen sinken – je nach vereinbartem Überschusssystem.“
Zahlreiche Prüfungskriterien
Neben Brutto-Netto-Spread und Konstanz der Überschüsse wurden auch noch Dynamik, Scoring und Schadenquote als Prüfungskriterien berücksichtigt. Außerdem flossen im Bereich Finanzstärke zwölf bilanzielle Kennzahlen der Lebensversicherer im Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2020 in die Bewertung mit ein. Fünf Gesellschaften erreichten hier mindestens 85 Prozent, weitere 14 mindestens 75 Prozent. Die Bilanzwertung konnte die Allianz mit herausragenden 91,3 Prozent für sich entscheiden. Die bilanzielle Stärke muss dabei aber nicht zwangsweise größenabhängig sein, so Franke & Bornberg.
8 von 63 Gesellschaften mit Höchstnote
42 Gesellschaften erhielten dieses Jahr eine Gesamtbewertung. An 21 Versicherer konnten nur Teilbewertungen vergeben werden, weil wesentliche Daten nicht verfügbar waren. Die Höchstwertung gab es am Ende für acht der 63 Unternehmen (siehe Tabelle unten). Sie alle erreichten eine Vorgabenerfüllung von über 85 Prozent. Jeweils vier Versicherer schnitten mit der Höchstnote „FFF+“ beziehungsweise „mmm+“ ab. Wobei die vier Gesellschaften mit der Note „FFF+“ eine Sonderrolle einnehmen. Sie hatten sich dem aufwändigeren BU-Unternehmensrating von Franke und Bornberg unterzogen und entsprechende detaillierte Zahlen geliefert. Das Gros der BU-Anbieter, 25 an der Zahl, hat sich indes im soliden oberen Mittelfeld mit der Note „mmm“ versammelt. Sieben Gesellschaften wurde die Note „mm“ zugesprochen. Lediglich zwei Häuser schnitten mit der Bewertung „m“ eher schwach ab.
map-report: BU-Stabilitätsrating
Der map-report 923 – „Stabilitätsrating der Berufsunfähigkeitsversicherer“ kann im PDF-Format per Mail oder über die Website von Franke & Bornberg bestellt werden. Eine kostenlose Basisinformation gibt es unter diesem Link.
Das Rating ermittelt für jedes Wertungskriterium eine Kennzahl im Bereich zwischen 0 und 100 (100 = Maximalerfüllung) als Maßstab für die Fähigkeit eines Unternehmens, sein BU-Geschäft langfristig stabil betreiben zu können. Der Stabilitätsindex zeigt für jeden Teilbereich sowie für die Gesamtwertung das Verhältnis von erreichter Punktesumme zu möglicher Punktesumme. Die Ergebnisse der Teilbereiche werden gewichtet und zu einem Gesamtindex zusammengeführt. Dieser Index ist laut der Studienautoren von Franke & Bornberg ein wichtiger Indikator für langfristige Stabilität im Geschäftsfeld Berufsunfähigkeit.