22.04.2022 Sparten/Produkte

Grundfähigkeitsversicherung: Boom bei Top-Tarifen

Morgen & Morgen hat zum dritten Mal ein Rating für Grundfähigkeitsversicherungen erstellt. Die Ergebnisse sind hervorragend. Es gibt immer mehr Tarife mit Top-Bewertung. Allerdings könnte der zunehmende Wettbewerb um die Ausdifferenzierung von Leistungsauslösern zu höheren Beiträgen führen.

Wer den Gebrauch der Hand als Verlust einer Fähigkeit zu beklagen hat, kann bei entsprechendem Bedingungswerk von einer Grundfähigkeitsversicherung profitieren. (Foto: © RioPatuca Images - stock.adobe.com)
Wer den Gebrauch der Hand als Verlust einer Fähigkeit zu beklagen hat, kann bei entsprechendem Bedingungswerk von einer Grundfähigkeitsversicherung profitieren.
(Foto: © RioPatuca Images - stock.adobe.com)

Der Markt für Grundfähigkeitsversicherungen wächst zumindest angebotsseitig weiter stark. Zu dieser Einschätzung kommt das Marktforschungs- und Beratungsunternehmen Morgen & Morgen (M&M) in seinem aktuellen „Marktblick“. So stieg die Anzahl der Bewertungen im „M&M Rating Grundfähigkeit“ von 53 Tarifen und Tarifkombinationen im Startjahr 2020 auf zunächst 78 im vergangenen Jahr. 2022 sind es im dritten Ratingjahrgang mittlerweile bereits 112. „Dabei ist ein sehr modulares Wachstum auf hohem Bedingungsniveau zu erkennen“, sagt Andreas Ludwig, Bereichsleiter Rating & Analyse bei der Morgen & Morgen GmbH.

Als Grundfähigkeitsversicherung wird eine Risikoversicherung bezeichnet, die den Verlust von bestimmten definierten Grundfähigkeiten wie Gehen, Treppensteigen, Stehen bzw. Sinnen wie Sehen, Sprechen, Hören oder Fertigkeiten wie Autofahren oder Fahrradfahren durch Auszahlung einer monatlichen Rente auffangen soll.

Grundfähigkeitspolicen sind die beliebtere BU-Alternative

 

Die Versicherer setzen aktuell stark auf diese Police als alternative Arbeitskraftabsicherung, so die Experten von M&M. Gegensätzlich verlaufe die Entwicklung in der Erwerbsunfähigkeitsversicherung (EU), die momentan weit unterschätzt werde. Tatsächlich hatte das Analysehaus die EU zuletzt als einzig wahre Alternative zur Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) gepriesen, da nur sie eine gesundheitliche Beeinträchtigung abstrakt mit der Möglichkeit, ein Erwerbseinkommen zu erzielen, verknüpft. Allerdings wird die EU von Vermittlern oft nur als lückenhafte Notlösung angesehen und fristet vertrieblich ein Schattendasein.

Warum der Markt die Grundfähigkeitsversicherung bevorzugt, dürfte mit dem Preis zusammenhängen. Laut M&M ist vielen Versicherungsnehmern der Zugang zu einer BU, die als „höchste Absicherungsform“ gilt, verwehrt. Grund seien eben meist die zu hohen Beiträge aufgrund von körperlicher Tätigkeit im ausgeübten Beruf. Eine Dachdeckerin beispielsweise zahle 160,07 Euro monatlich für den günstigsten BU-Tarif. Bei einer Erwerbsunfähigkeitsversicherung seien es beim günstigsten Tarif 56,30 Euro monatlich, während die Grundfähigkeitsversicherung mit lediglich 47,16 Euro im Monat zu Buche schlage.

Modulare Tarife steigern Preis und gefährden Entwicklung

 

Die Entwicklung am Markt zeige neben der starken Zunahme an Produkten einen immer modulareren Aufbau der Tarife, die als Baukastensystem individuell zusammenstellbar sind. Einige Tarife enthalten zudem eine Arbeitsunfähigkeitsklausel, die den jeweiligen Tarif stark in Richtung temporäre BU und damit den Preis in die Höhe treibt, so die M&M-Analyse. Diese Entwicklung nehme aktuell weiter zu. „Der Wettbewerb in der Grundfähigkeit findet nach wie vor hauptsächlich in der zunehmenden Ausdifferenzierung der Leistungsauslöser statt. Langfristig kann dies zu einem höheren Preisniveau führen und die preisliche Attraktivität für körperlich tätige Berufe gefährden“, sagt Ludwig.

Aktueller Ratingjahrgang macht Quantensprung nach oben

 

Für sein aktuelles Rating hat M&M deshalb bewusst nur 15 zentrale Leistungsauslöser bewertet. Damit solle ein Bedingungswettlauf wie bei der BU-Versicherung verhindert werden. Näher ging M&M auf die Untersuchungsmethodik allerdings nicht ein. Trotz der beschriebenen Problematik siedeln sich die neuen Tarife mit ihren modularen Strukturen vor allem in den top bewerteten Ratingkategorien an.

Insgesamt hat sich das durchschnittliche Ratingergebnis dadurch noch einmal drastisch verbessert. Im diesjährigen Durchgang konnten 92 der der bewerteten Tarife und Kombinationen im Bereich Grundfähigkeitsversicherung die Bestbewertung von fünf Sternen ergattern. Im Vorjahr hatte die Zahl lediglich bei 52 gelegen. 13 Tarife und Kombinationen wurden mit vier Sternen bewertet. Drei- und Zwei-Sternebewertungen erhielten die verbleibenden sieben Tarife und -kombinationen. Ein Stern wurde nicht vergeben.


Weitere Artikel

Listing

24.04.2024 Sparten/Produkte

Altersvorsorge: Sparer verschenken Geld

Die jährliche Umfrage der privaten Bausparkassen zeigt, dass Sparen bei den Bürgerinnen und Bürgern hoch im Kurs steht. Für den langfristigen Vermögensaufbau ist das keine gute Idee.

> weiterlesen
Listing

24.04.2024 Sparten/Produkte

BaFin-Studie: Pensionskassen und Pensionsfonds haben Kosten im Griff

Die betriebliche Altersversorgung in Deutschland hat kein strukturelles Kostenproblem. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) in Bonn.

> weiterlesen
Listing

22.04.2024 Sparten/Produkte

Riester-Rente: Kaum mehr als ein mickriges Taschengeld

Mit einer staatlich geförderten privaten Zusatzversorge sollen seit 2002 Beschäftigte und ihre anspruchsberechtigten Angehörigen drohende Finanzlücken im Alter schließen. Die Höhe der ersten Zusatzrenten ist ernüchternd – die Riester-Rente bleibt in der Kritik und ist reformbedürftig.

> weiterlesen