Jahrgang 2021: Gute Noten für private Rentenversicherungen
Die Rating-Agentur Franke und Bornberg hat ihr Altersvorsorge-Rating aktualisiert. Knapp ein Viertel der untersuchten 629 Rententarife erhielt die Top-Note FFF+. Das Fazit der Analysten: Kapitalgedeckte Altersvorsorge hat trotz Niedrigzinsen eine Zukunft. Die finanzielle Stabilität der Anbieter wird dabei immer wichtiger.
„Klassische Lebens- und Rentenversicherungen fahren im Krisenmodus. Sinkende Zinsen setzen ihnen schon seit Jahren zu. Ab 2022 darf der Garantiezins maximal 0,25 Prozentpunkte betragen – ein historisches Tief. Alternative Garantien und Anlagen jenseits des klassischen Deckungsstockes nehmen Fahrt auf. Zugleich steigt die Bedeutung von Finanzstärke und Stabilität eines Versicherers.“ So formuliert es die Rating-Agentur Franke und Bornberg und verweist auf ihr aktuelles Altersvorsorge-Rating, das einen vollständigen Überblick zur aktuellen Tariflandschaft liefere.
Kriterium „Finanzielle Stabilität“ bekommt mehr Gewicht
Um den jüngsten Entwicklungen gerecht zu werden, wurde das Kriterium „Finanzielle Stabilität“ neu aufgenommen. Michael Franke, Gründer und Geschäftsführer von Franke und Bornberg, erklärt dazu: „Verlässliche Zinsen gehören der Vergangenheit an. Die Zinsschmelze strapaziert das Geschäftsmodell der Lebensversicherer. Verbraucher müssen wissen, wie stabil ein Versicherer ist, bevor sie ihm ihre Altersversorgung anvertrauen.“ Die neue Kennzahl basiert auf dem Abschneiden beim aktuellen map-report „Bilanzanalyse deutscher Lebensversicherer“ (Veröffentlichung voraussichtlich Ende Oktober 2021).
Analyse über drei Schichten und fünf Produktkategorien
Insgesamt haben die Analysten 629 Rententarife nach bis zu 64 Kriterien untersucht und die Bewertungsgrundlagen sowie sämtliche Ergebnisse veröffentlicht. Berücksichtigt wurden alle zum Stichtag bekannten Tarife der privaten Vorsorge, also Basis-Renten (1. Schicht), Riester-Renten (2. Schicht) und private Rentenversicherungen der 3. Schicht. Für eine bessere Unterscheidung wurden die Tarife einer von fünf Produktkategorien zugeordnet. „Je nach ihrem Anlagekonzept unterscheiden sich Rententarife ganz erheblich“, sagt MIchael Franke. Wer nicht Äpfel mit Birnen vergleichen wolle, müsse zwischen Klassik, Hybrid und reinen Fondslösungen differenzieren.
Garantieorientierte Hybridprodukte überzeugen besonders
Mit 362 Tarifen entfällt über die Hälfte auf private Versicherungen der 3. Schicht. Damit prägen sie das Gesamtergebnis deutlich. Etwas über 17 Prozent der privaten Rententarife erreichen 2021 in dieser Schicht eine hervorragende Wertung, fast 50 Prozent eine sehr gute. Besonders leistungsfähige Tarife beobachten die Analysten beim Konzept „Garantieorientierter Hybrid“. Hier erreichen ca. 18 Prozent der Tarife die Topwertung FFF+ (hervorragend) und ca. 72 Prozent ein FFF (sehr gut).
Vergleichsweise abgeschlagen landen Klassikkonzepte auf den hinteren Plätzen. Hier erreicht nur einer der untersuchten 62 Tarife die Top-Bewertung. Immerhin erreichen noch ungefähr ein Viertel der privaten Klassik-Tarife ein FFF. 33 Gesellschaften haben noch einen Klassik-Tarif im Angebot. Ein Jahr zuvor waren es noch 37. Die Experten sehen in dem Ergebnis einen hohe Leistungsdichte. Geschäftsführer Franke: „Viele Versicherer haben offensichtlich die Hausaufgaben erledigt. Ihre innovativen Tarife können sich auch im Niedrigzinsumfeld behaupten.“
Riester: Gute Ergebnisse trotz schwieriger Lage
Der sinkende Rechnungszins hinterlässt auch Spuren bei der Riester-Rente. Waren vor Jahresfrist noch 37 Gesellschaften mit 77 Tarifen im Markt, sank das Angebot auf jetzt nur noch 32 Versicherer und 71 Tarife. „Das war ein Rückzug mit Ansage“, so Franke. Der magere Rechnungszins mache es für Versicherer immer schwerer, die Beitragsgarantie zu erwirtschaften. „Beitragserhalt wird bei einem Höchstrechnungszins von 0,25 Prozent zum Kraftakt. Zwanzig Jahre nach Einführung der Riester-Förderung rechnen wir deshalb mit einem weiteren Rückzug aus diesem Geschäftsfeld.“ Dennoch: Rund 19 Prozent der Riester-Tarife erhalten die Note hervorragend, während etwas über 50 Prozent der Tarife noch ein FFF erreichen. Besonders punkten können auch hier garantieorientierte Hybride sowie Tarife der neuen Klassik.
Vergleichsweise konstant zeigt sich das Angebot an Basisrenten. Hier bleibt die Zahl der Versicherer mit 46 gegenüber dem Vorjahr gleich. Das Tarifangebot wächst sogar leicht von 193 auf nun 196 Produkte. Ein Rückgang der Klassiktarife wird mehr als wettgemacht durch den Anstieg bei Hybrid-Lösungen und Fondsrenten. Damit steigt auch die Qualität der Produkte. Für etwa 34 Prozent aller Basisrenten gibt es von Franke und Bornberg die Spitzennote FFF+. Das FFF wird immerhin noch von knapp 50 Prozent erreicht.
Tarife mit fondsgebundener Rentenphase setzen sich noch nicht durch
Parallel zum Rückzug vieler Versicherer aus Klassikkonzepten und dem Riester-Geschäft gehe der Trend hin zu niedrigeren oder laufzeitabhängigen Garantien. Anders als bislang angenommen, bleibe der Zuwachs bei Tarifen mit fondsgebundener Rentenphase jedoch hinter den Erwartungen zurück, konstatiert Franke. „Fonds bieten zwar höhere Renditechancen. Aber in der Rentenphase ist bislang vor allem Sicherheit angesagt. Wir sind gespannt, wann ein Großteil der Produktentwickler und Verbraucher auch hier umdenken und auf Ertragschancen setzen.”
Positive Entwicklung bei Flexibilität und Nachhaltigkeit
Erfreulich für Verbraucher sei schon jetzt die steigende Flexibilität vieler Produkte. Gerade fondsgebundene Rentenversicherungen zeichneten sich aufgrund der Vielzahl an Möglichkeiten bei der Fondsanlage durch hohe Flexibilität aus. Auch im Hinblick auf Nachhaltigkeit hätten fondsgebundene Tarife häufig die Nase vorn. Sie bieten Verbrauchern die Möglichkeit die Themen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung oder kurz „ESG“–Kriterien beim Aufbau ihrer Altersvorsorge zu berücksichtigen. Derzeit arbeitet Franke und Bornberg nach eigenen Angaben an der Bewertung nachhaltiger Versicherer und ihrer Tarife.
Altersvorsorge-Rating
Das Altersvorsorge-Rating von Franke und Bornberg setzt sich aus den Bereichen Transparenz, Flexibilität und Produktkonzept zusammen. Die Aufteilung unterscheidet sich allerdings je nach Produktbereich. Hier differenziert das Rating zwischen fünf Produktkategorien. Damit ist gewährleistet, dass jedes Produkt in seiner Klasse bewertet wird.
Als Quellen nutzt das Unternehmen ausschließlich die Versicherungsbedingungen sowie gegebenenfalls verbindliche Verbraucherinformationen, Antragsformulare, den Versicherungsschein und Geschäftsberichte. Geschäftsplanmäßige oder sonstige Erklärungen/Auslegungen der Versicherer, Selbstauskünfte sowie werbliche Veröffentlichungen werden nicht berücksichtigt.
Im Anschluss an das Bewertungsverfahren ergibt sich für jedes Produkt eine Gesamtpunktzahl und damit die Zuordnung in die entsprechende Ratingklasse (sieben Klassen von FFF+/hervorragend bis F-/ungenügend). Die Klassen sind so bemessen, dass geringfügige, für die Praxis unerhebliche Punktunterschiede nicht zur Einstufung in eine andere Klasse führen. Zusätzliche Schulnoten erlauben eine weitere Differenzierung innerhalb der Ratingklassen.