Lebenspolicen – auch in der Pandemie gefragt
Allen Unkenrufen zum Trotz: Die Lebensversicherer in Deutschland meistern bislang überraschend gut die Corona-Krise. Eine aktuelle Analyse schlüsselt die Entwicklung der größten Anbieter auf.
Jede Krise kennt auch Gewinner – die Lebensversicherer in Deutschland gehören offenbar dazu. Trotz teils erheblicher Einschränkungen im Vertrieb, sinkender Renditen und hoher Lasten aus Altgarantien hat die Branche das Pandemiejahr 2020 besser gemeistert als befürchtet. „Die Lebensversicherer haben für eine echte Überraschung gesorgt und konnten das Rekordneugeschäft des Jahres 2019 wiederholen“, sagt Marc Surminski, Chefredakteur der Zeitschrift für Versicherungswesen (ZfV). Die Redaktion analysiert jährlich, wie sich das Neugeschäft der Branchengrößen im Detail entwickelt.
Vorsorgesparer setzen weiter auf Lebensversicherungen
Tatsächlich scheint das Vertrauen der Vorsorgesparer in die Lebensversicherung tief verwurzelt zu sein. Daran ändern auch neue Produktgenerationen nichts, die zunehmend die klassischen Produkte mit 100 Prozent Beitragsgarantie vom Markt verdrängen. Zwar verringerte sich die Zahl der Neuverträge gegenüber dem Vorjahr zwar um gut zwölf Prozent auf 4,9 Millionen, wie der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft kürzlich mitteilte.
Bei den Bruttobeitragseinnahmen aber verzeichneten die Versicherer kaum Einbußen – das Rekordergebnis des Vorjahres konnte damit beinahe gehalten werden. Mit Einnahmen von 102,7 Milliarden Euro lag die Branche nur 0,4 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Das Geschäft mit Einmalbeiträgen lag sogar über dem Vorjahresergebnis: plus 0,4 Prozent auf 38,3 Milliarden Euro. Die Verunsicherung der Kunden hat sich also in Grenzen gehalten. ZfV-Chefredakteur Surminski: „Womöglich suchten viele Deutsche in der Krise vermehrt nach einem sicheren Hafen für ihr Geld – und meinten, ihn in der Lebensversicherung gefunden zu haben.
Allianz bleibt klar vorn, R+V und Generali legen zu
Die ZfV-Analyse zeigt aber auch, dass sich das Prämienaufkommen bei den größten Lebensversichern unterschiedlich entwickelt hat. Von den 20 größten Gesellschaften haben neun weniger Beiträge verbucht als im Jahr zuvor. So meldete die Allianz einen Rückgang der Bruttobeiträge um mehr als fünf Prozent. Mit einem Prämienaufkommen von über 26 Milliarden Euro liegt der Branchenprimus aber weiterhin mit großem Abstand vor der Konkurrenz. Auf den Plätzen folgen R+V mit rund 7,4 Milliarden und Generali mit 5,6 Milliarden Euro. Beide Verfolger konnten dabei ihre Beitragseinnahmen gegenüber 2019 steigern. Mit 14 Prozent meldete hier R+V nach der Bayern-Versicherung (17,8 Prozent) sogar das kräftigste Wachstum.
Policen mit Einmalbeiträgen treiben das Geschäft
Die Zuwächse in der Lebensversicherung sind allerdings größtenteils auf das Geschäft mit Einmalbeiträgen zurückzuführen. Die Unterschiede, so die ZfV-Analyse, sind eklatant: So meldete die Zurich in diesem Segment einen Beitragseinbruch um mehr als 26 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die HanseMerkur verzeichnete dagegen ein gewaltiges Plus von über 270 Prozent. Die GDV-Zahlen für den Gesamtmarkt bestätigen, dass die Abhängigkeit der Branche von den Sofort-Rentenbeiträgen immer größer wird. Unumstritten ist das nicht. Mitunter liegt der Verdacht nahe, dass der eine oder andere Anbieter mit quersubventionierten Produkten auf Kundenfang geht. Das Nachsehen haben dann die langjährigen Altkunden im Bestand, die auf Rendite verzichten müssen.