Lebensversicherung: Bayerische setzt Richtigstellung der BdV-Studie durch
Eine Studie zur Finanzkraft deutscher Lebensversicherer bescherte der Branche Negativschlagzeilen. Trotz heftiger Kritik am Auftraggeber und der Methodik der Untersuchenden hatte das Thema offenbar kaum Folgen. Lediglich die Bayerische setzte sich erfolgreich für Korrekturen ein - und verzichtet nun auf eine Klage.
Die Versicherungsgruppe die Bayerische verzichtet auf eine Klage gegen den Bund der Versicherten (BdV). Das bestätigte das Münchener Unternehmen nach entsprechenden Medienberichten auf Anfrage von VP-Online. Im Juli hatte der BdV eine Studie zu den Solvenzquoten deutscher Lebensversicherer veröffentlicht und darin auch der Bayerischen Beamten Lebensversicherung a.G., Tochter der Versicherungsgruppe, massive finanzielle Probleme attestiert. Dr. Herbert Schneidemann, Vorstandsvorsitzender der Bayerischen, drohte offen mit einer Klage gegen den BdV: „Durch diese fehlerhafte Studie sehen wir uns absurden Unterstellungen ausgesetzt, die unsere Kunden verunsichern und geschäftsschädigend sein können. Dagegen wehren wir uns entschieden und prüfen rechtliche Schritte.“
Streit um Korrekturen
Dazu kommt es nun nicht mehr. Die Bayerische intervenierte stattdessen direkt beim Verfasser der Studie, Zielke Research Consult. Unternehmenssprecher Wolfgang Zdral erklärte gegenüber VP-Online, dass inzwischen Methodik und Berechnungen in der Studie berichtigt worden seien. Von Studienmacher Carsten Zielke war indes zu hören, er habe lediglich eine Fußnote geändert. Die Kennzahlen der Bayerischen Beamten, auf denen das damalige Urteil beruhte, seien unverändert. Das wiederum will die Bayerische so nicht stehen lassen. Zdral: „Ich kenne den umfassenden Austausch mit Herrn Zielke. Das war komplexer als eine Fußnote". Das Thema sei aber nun erledigt. Geschäftspartner und Kunden, die durch die Berichterstattung sehr verunsichert wurden, habe man zwischenzeitlich wieder beruhigen und von der Finanzkraft des Lebensversicherers überzeugen können.
Keine juristische Auseinandersetzung
Sorgen vor einem gewaltigen Imageschaden durch die BdV-Studie hatte nicht nur die Bayerische. Die Empörung zog sich durch die gesamte Branche. Die Solvenzlage deutscher Lebensversicherer sei nachweislich besser als in der Studie dargestellt, kritisierte der GDV. Betroffene Versicherer sprachen von handwerklichen Fehlern oder Intransparenz. Vor diesem Hintergrund überrascht nun die Zurückhaltung vieler Konkurrenten. Außer der Bayerischen hat offenbar kaum ein Unternehmen eine rechtliche Auseinandersetzung mit dem BdV oder Zielke Consultant überhaupt erwogen.
Deutliche Kritik am BdV
Lediglich die DEVK lässt auf Anfrage durchblicken, dass man die Studie als „geschäftsschädigend“ ansehe und den Kontakt zu Carsten Zielke gesucht habe. Sprecherin Maschamay Poßekel sagt: „Wir kennen Dr. Zielke seit vielen Jahren und arbeiten mit ihm grundsätzlich auch an verschiedenen Stellen vertrauensvoll zusammen, auch wenn wir nicht immer einer Meinung sind. Seine Bemühungen einer Richtigstellung sind leider untergegangen.“ Nach Aussage der DEVK besteht ein großer Unterschied zwischen den sachlich grundsätzlich richtigen Berechnungen und den daraus gezogen Schlussfolgerungen. Daher richtet sich die Kritik des Versicherers auch klar an die Adresse des BdV. Poßekel: „Unsere Solvency-Kennzahl ist deshalb so schlecht, weil wir in Anlagen investieren, die aus unserer Sicht rentierlich sind – für die jedoch ein hohes oder sehr hohes Eigenkapital vorgehalten werden muss. Wer diese Differenzierung weglässt, informiert unseriös.“
Gute Noten von Ratingagenturen
Besonders stark hatte im Sommer die HUK-Coburg die BdV-Studie kritisiert. Nun hält sich der Konzern hinsichtlich auf Fragen nach Konsequenzen bedeckt: „An der Einschätzung der BdV-Studie hat sich in unserem Hause nichts verändert. Wir halten das Rating nach wie vor für fehlerhaft und intransparent. Die HUK-Coburg Lebensversicherung ist stabil”, heißt es auf Anfrage von Versicherungsprofi-Online. Von der Prüfung juristischer Schritte sehen Debeka, ERGO und PB Versicherungen nach eigenem Bekunden ab – möglicherweise auch, weil sich die Zielke-Studie bislang nicht negativ aufs Geschäft auswirkt. Tatsächlich können die kritisierten Gesellschaften auch gute Noten von Ratingagenturen verweisen – und tun dies auch.