Riester-Rente: DWS steigt aus
Die DWS Group stellt zum Ende des Monats das Neugeschäft mit der staatlich geförderten Zusatzrente komplett ein. Fehlende Reformen seitens der Politik haben zu der Entscheidung geführt. Union schiebt Schuld auf den Finanzminister.
Die Riester-Rente wird zunehmend zum Auslaufmodell: Volle Beitragsgarantie, niedrige Zinsen, lange Laufzeit – diese Kombination funktioniert im aktuellen Marktumfeld einfach nicht mehr. Jetzt nimmt mit DWS einer der größten Anbieter von Riester-Produkten die staatliche Zusastzrente aus dem Programm. Zum 1. Juli wird das Neugeschäft in diesem Segment komplett eingestellt. Die Entscheidung könnte sich als zusätzlicher Sargnagel für den Altersvorsorgeklassiker erweisen, denn das Urteil des Vermögensverwalters aus Frankfurt ist ein echtes Schwergewicht. Bis dato zählt der Deutsche Bank-Ableger 665.000 Riester-Kunden, die auf Produkte wie die DWS RiesterRente Premium, dem DWS Vermögenssparplan Premium, dem DWS Premiumsparplan für Versorgungsausgleich oder die DWS TopRente setzen. Ab Juli werden dann nur noch die Bestandsverträge weitergeführt. Nicht von der Einstellung betroffen ist laut DWS die Rürup-Rente DWS BasisRente Komfort.
Politik in der Pflicht, Riester-Comeback nicht ausgeschlossen
Die DWS begründet ihren Schritt mit fehlenden Renditemöglichkeiten am Kapitalmarkt. Aufgrund der Beitragsgarantie bleibe „kein Spielraum für chancenreiche und substanzwertbasierte Aktienanlagen“. Hier sieht der Vermögensverwalter vor allem die Politik in der Pflicht. Bereits seit 2015 fordere man mehr Flexibilät bei der Bruttobeitragszusage (100%-Garantie). Tatsächlich ist die von der Großen Koalition angekündigte Reform der privaten Altersvorsorge bislang ausgeblieben. Die Entscheidung, das Neugeschäft einzustellen, sei nötig, „um die Interessen zukünftiger Anlegergenerationen zu schützen“, heißt es bei der DWS. Sobald der Gesetzgeber entsprechende Reformen auf den Weg bringt, werde die DWS die Lage neu bewerten und möglichrweise das Neugeschäft wieder aufnehmen. Aktuell setze man jedoch verstärkt auf garantiefreie fondsbasierte Produktlösungen.
Bundesfinanzminister Scholz in der Kritik
Wie verhärtet die innerkoalitionären Fronten sind, zeigen die Reaktionen auf die DWS-Ankündigung. Führende Unionspolitiker geben Bundesfinanzminister und Vize-Kanzler Olaf Scholz (SPD) die Schuld an der Riester-Misere. Klare Worte findet etwa die finanzpolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Antje Tillmann: „Wir haben den Finanzminister immer wieder an seine Zusage erinnert, noch in dieser Legislaturperiode einen Vorschlag für die Reform der Riester-Rente vorzulegen.“ Außerdem habe man von Unionsseite gefordert, die Senkung des Höchstrechnungszins ab dem 1. Januar 2022 von derzeit 0,9 auf 0,25 Prozent an eine Anpassung der Beitragszusage zu koppeln. Im Klartext: Die Unionsparteien sind bereit, die 100-Prozent-Garantie zu kippen.