30.09.2022 Sparten/Produkte

Risikolebensversicherung: Niveau steigt, Beiträge nicht

Eine aktuelle Markteinschätzung von Morgen & Morgen zeigt für die Risikolebens­versicherung ein hohes Bedingungsniveau bei sogar gesunkenen Beiträgen. Eine Entwicklung, bei der die Inflation der vergangenen Monate allerdings noch nicht berücksichtigt ist. Im Rating bekommt ein Großteil der Tarife die Top-Bewertung.

Das Ergebnis im M&M-Rating ist wirklich herausragend. Es gibt in diesem Jahr überhaupt keine Tarife, die schlechter als drei Sterne und damit durchschnittlich eingestuft werden. (Foto: © Looker_Studio - stock.adobe.com)
Das Ergebnis im M&M-Rating ist wirklich herausragend. Es gibt in diesem Jahr überhaupt keine Tarife, die schlechter als drei Sterne und damit durchschnittlich eingestuft werden.
(Foto: © Looker_Studio - stock.adobe.com)

Das Beratungsunternehmen Morgen & Morgen (M&M) hat die aktuelle Marktsituation in der Risikolebensversicherung analysiert. Und dabei nach eigener Aussage überraschende Erkenntnisse gewonnen: So wurde von den Anbietern häufig nicht nur der Rechnungszins gesenkt, sondern die Tarifkalkulation insgesamt modifiziert. Wahrscheinlichkeiten, Kosten sowie Berufsgruppeneinstufungen wurden größtenteils komplett überarbeitet.

Viele Stellschrauben bei der Preisentwicklung genutzt

 

„Dadurch sind richtig neue Risikoleben-Tarife zum Jahreswechsel auf den Markt gekommen, die sich in einem neuen Wettbewerb wiederfinden und im Mittel mit ungefähr fünf Prozent niedrigeren Beiträgen ins Rennen gehen“, sagt Thorsten Saal, Bereichsleiter Mathematik bei der Morgen & Morgen GmbH. Die pauschale Erwartung, dass die Preise mit sinkendem Rechnungszins steigen, können wir nicht bestätigen. Der Markt verfügt über weitaus mehr Stellschrauben.“ Vergleichbar zur BU vor einigen Jahren würden die Preise beispielsweise durch immer differenziertere Einstufungen von Berufsgruppen, Kosteneinsparungen sowie höhere Lebenserwartungen im Mittel sinken. Eine Rolle spielt laut M&M auch, dass schon über einen längeren Zeitraum schlechtere Risiken mit klaren Zuschlägen, zum Beispiel über den Body-Mass-Index oder über die Kurzzeit-Nichtraucherangabe, belegt werden. So bleibe das risikoarme Kollektiv günstig oder werde sogar günstiger. Insgesamt sei nach wie vor der Beitrag eine entscheidende Wettbewerbskomponente, der sehr fein justiert werde. Eine Betrachtung, die, da sie bei M&M in Jahreszyklen verläuft und sich auf Tarife bezieht, die zu Beginn des Jahre 2022 starteten, noch nicht von der im Frühjahr explodierenden Inflation beeinflusst ist – und folglich allerdings bald überholt sein könnte.

Wie das Rating von Morgen & Morgen funktioniert

 

Wie es um die Bedingungen in der Risikolebensversicherung steht, betrachtet das Analysehaus im „M&M Rating Risikoleben“. Insgesamt können maximal 43 Bewertungspunkte erreicht werden, die sich aus der Gewichtung und dem Erfüllungsgrad der 19 Ratingfragen zusammensetzen. Für die Höchstnote „Ausgezeichnet“ (fünf Sterne) sind mindestens 35 Zähler erforderlich – ein allerdings  erstaunlich niedriger Wert. Oftmals bietet ein Versicherer mehrere Tarife mit unterschiedlicher Bedingungsqualität an. Premium-Tarife verfügen laut M&M zum Beispiel über weitere Leistungen wie Nachversicherungsgarantien, Verlängerung der Vertragslaufzeit oder Mitversicherung eines Kindes. Gemäß den insgesamt sieben Mindestkriterien verzichten die top-bewerteten Tarife auf unübliche Einschränkungen, Kündigung oder Vertragsanpassung nach § 19 VVG, wenn der Versicherungsnehmer Anzeigepflichtverletzungen nicht zu vertreten hat. Weiter verzichten sie auf das Kündigungsrecht bei Gefahrerhöhung wie beispielsweise ein verändertes Rauchverhalten. Sie gewähren auch bei nicht gemeldeter Gefahrenerhöhung eine entsprechende, ggf. angepasste Leistung. Fünf-Sterne-Tarife bieten darüber hinaus Nachversicherungsgarantien bei Heirat, Geburt eines Kindes und Immobilienerwerb.

Über zwei Drittel der Tarife mit Höchstnote

 

Gemessen am Ratingergebnis zeigt sich der Markt tatsächlich sehr gut aufgestellt. In diesem Jahr konnten elf Tarife mehr als im vergangenen Jahr bewertet werden. Im Vergleich zur vorigen Ratingauflage sind die Continentale, die LV 1871, der Münchener Verein, die WGV und die Zurich Life neu in die Riege der Fünf-Sterne-Anbieter vorgestoßen. Von 156 Tarifen erreichen 115 Tarife von 46 Gesellschaften die Bestbewertung von fünf Sternen. Das sind 15 Tarife mehr als 2021. 25 Tarife werden mit vier Sternen ausgezeichnet – nur ein Tarif mehr als im vergangenen Jahr. 16 Tarife zeigen sich durchschnittlich und sind mit drei Sternen ausgezeichnet. 2021 waren es noch 20 Tarife. Schlechter als drei Sterne ist überhaupt kein Tarif bewertet. „Die Risikoleben-Tarife sind auf einem stabil hohen Niveau angelangt, das sich aber preislich sehr differenziert zeigt“, resümiert Saal.


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