24.03.2021 Sparten/Produkte

Strikter Zinsdeckel für die Lebensversicherung

Der Höchstrechnungszins soll nach dem Willen des Bundesfinanzministeriums deutlich schrumpfen. Lebensversicherer dürfen ab 2022 statt bisher 0,9 Prozent dann wohl nur noch 0,25 Prozent Garantiezins versprechen.

Generationswechsel: Die Älteren konnten sich noch auf Lebensversicherungsverträge mit stattlicher Garantieverzinsung verlassen. (Foto:  © Yuri_arcurs | Dreamstime.com)
Generationswechsel: Die Älteren konnten sich noch auf Lebensversicherungsverträge mit stattlicher Garantieverzinsung verlassen.
(Foto: © Yuri_arcurs | Dreamstime.com)

Wohl dem, der noch eine alte Lebensversicherungspolice hat. Bis Juni 2000 betrug der Höchstrechnungszins in der Lebensversicherung satte 4,00 Prozent. So viel durften die Unternehmen ihren Kunden als Verzinsung für den Sparanteil ihrer Beiträge maximal versprechen. Seitdem geht es mit dem Garantiezins rapide bergab. Zuletzt war der Wert zum Jahresbeginn 2017 von 1,25 auf 0,90 Prozent gesunken. Nach dem Willen des Bundesfinanzministeriums wird er sich ab Anfang 2022 noch stärker der Nullinie nähern. Wie rp-online aus Ministeriumskreisen erfuhr, soll der Höchstrechnungszins von kommendem Jahr an nur noch 0,25 Prozent betragen.

Experten mahnten zur Eile 

 

Die Regierung reagiert damit auf das anhaltende Niedrigzinsniveau. Die Mini-Renditen von risikoarmen Anlagen machen es den Lebensversicherern zunehmend schwer, das Geld ihrer Kunden gewinnbringend anzulegen. Außerdem drücken die Lasten der Altverträge mit ihren hohen Garantieversprechen. Das Bundesfinanzministerium will die Zinssenkung per Verordnung auf den Weg bringen. Es folgt damit der Linie der Deutschen Aktuarvereinigung e.V. Die Versicherungsmathematiker hatten ursprünglich schon im Dezember 2019 vorgeschlagen, bereits ab Anfang 2021 auf 0,5 Prozent zu gehen. Dieser Zinsrückschritt fiel aus, dafür ist der aktuelle umso heftiger. Guido Bader, Vorsitzender der Deutschen Aktuarvereinigung und Vorstand der Stuttgarter Versicherung, hatte zuletzt im Oktober eine deutliche Anpassung gefordert: „Die Zeit drängt.” Der Zins müsse auf 0,5 Prozent sinken – „vielleicht sogar noch tiefer”.

Auslaufmodell Garantieprodukt?

 

Die Branche hatte sich dem Trend ohnehin schon gestellt. Für 2021 hat eine Mehrheit der Lebensversicherer laut Überschussbeteiligungsdeklarationen den laufenden Zins – teils erheblich – reduziert. Er betrug zuletzt im Marktschnitt rund zwei Prozent. Zahlreiche Anbieter, darunter Marktführer Allianz, haben für Neukunden statt klassischer Garantieprodukte nur noch Alternativen mit weniger Garantien im Portfolio und versprechen im Gegenzug höhere Renditechancen, etwa mit fondsgebundenen Policen. Als starkes Verkaufsargument für Klassikprodukte taugt der Höchstrechnungszins ohnehin nicht mehr.


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