Studie: Aktiensparer für Aktienrente
DIVA-Umfrage zeigt: Mehrheit der Aktiensparer bewertet die von der Bundesregierung geplante Aktienrente positiv. Zweifel gibt es aber an der Anlagekompetenz des Staates. Außerdem fürchten die Befragten eine Zweckentfremdung der Mittel.
Der Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung sieht zur Stärkung der gesetzlichen Rente einen Einstieg in aktienbasierte Finanzierungsformen vor. Vorbilder für die „Aktienrente“ sind die großen Altersvorsorgefonds in Schweden und Norwegen. Das Deutsche Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA) hat Bürgerinnen und Bürger befragt, was sie von der Aktienrente halten. Befragt wurden dabei knapp 1000 Menschen in Deutschland, die selbst bereits aktienbasiert sparen, also mit den Grundmechanismen dieser Form der Vermögensbildung und Altersvorsorge vertraut sind.
Mehrheit der Befragten bewertet Pläne positiv
Die Erträge aus dem Staatsfonds sollen genutzt werden, um die gesetzliche Rente mitzufinanzieren oder Beitragssteigerungen bzw. Leistungskürzungen abzufedern. Über 60 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass eine Aktienrente die gesetzliche Rente stabilisieren wird. Und das, obwohl Teile der Politik Aktien für die gesetzliche Rente gerade wegen ihres Risikos ablehnen. „Die positive Haltung der Bürger zur Aktienrente legt nahe, dass die meisten Bürger die Grenzen einer rein umlagefinanzierten gesetzlichen Rente längst erkannt haben“, sagt Prof. Dr. Michael Heuser, Wissenschaftlicher Direktor des DIVA.
Geringes Vertrauen in den Staat
Geht es um das Vertrauen in den Staat als Verwalter einer aktienbasierten Rente, kommen jedoch Bedenken auf. 51 Prozent der Geringverdiener mit monatlich weniger als 1.800 Euro Netto-Haushaltseinkommen zweifeln an der Expertise und Erfahrung des Staates als Kapitalanleger (44 Prozent sind es bei den mittleren und 47 Prozent bei den höheren Einkommensgruppen). „Bei der Umsetzung der Aktienrente dürfte es wichtig sein, professionelle Fondsmanager und Kapitalanleger mit ihren Erfahrungen und Kompetenzen zu berücksichtigen“, sagt Heuser. Wie gut das funktionieren kann, zeigt übrigens der Staatsfonds Kenfo, der seit 2017 die Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung finanziert. Die gut 24 Milliarden Euro, die deutsche AKW-Betreiber überwiesen haben, werden von einem Team unter Führung von Anja Mikus, einer früheren Allianz- und Union-Investment-Managerin, verwaltet – mit bisher eindrucksvollen Ergebnissen.
Sorge vor Zweckentfremdung der Mittel ist groß
Knapp zwei Drittel der Befragten machen sich Sorgen, dass der Staat die Mittel der Aktienrente zur Finanzierung ganz anderer Projekte nutzt. „Die Skepsis der Bürger vor Zweckentfremdung und Querfinanzierungen kommt nicht von ungefähr“, so Heuser. „Die Aktienrente sollte von Beginn an vor dem Zugriff des Staates geschützt werden, um in der Bevölkerung das notwendige Vertrauen aufzubauen.“
Insgesamt zeigt sich in der Bevölkerung ein positives Stimmungsbild zur Aktienrente, zumindest bei denjenigen Bürgern, die Erfahrungen mit Aktien haben. Dr. Helge Lach, Vorsitzender des BDV Bundesverbandes Deutscher Vermögensberater, fordert nun ein schnelles Vorgehen: „Spätestens nach Ablauf dieser Legislaturperiode schnappt die Generationenfalle zu. Die Aktienrente kommt für die Lösung dieses Problems leider viel zu spät. Zukünftige Generationen werden aber dankbar sein, wenn die Politik das Konzept jetzt zügig umsetzt.“
Aktuell scheint das Projekt allerdings ins Stocken geraten zu sein: Die für den Einstieg verabredete Erstbefüllung des Fonds aus Steuermitteln in Höhe von zehn Milliarden Euro findet sich im Haushalt nicht wieder. Dennoch soll die Aktienrente in diesem Jahr kommen, wenn wichtige Fragen wie die Anschlussfinanzierung sowie die Verteilung der Mittel auf zukünftige Rentner beantwortet sind.