Studie: Lebens- und Rentenversicherungen wieder deutlich attraktiver
Die Rating-Agentur Assekurata hat ihre jährliche Marktstudie zu Überschussbeteiligungen und Garantien deutscher Lebensversicherer veröffentlicht. Die Verzinsung steigt gegenüber dem Vorjahr deutlich an und die Produkte der Neuen Klassik performen überdurchschnittlich. Besonders stark macht sich die Zinsentwicklung bei Policen gegen Einmalbeitrag bemerkbar.
Es ist die umfangreichste Untersuchung zu Lebensversicherungsprodukten und -garantien in Deutschland: Insgesamt 43 Unternehmen mit einer Marktabdeckung von 68 Prozent haben der Assekurata Assekuranz Rating-Agentur über die Verzinsung und Renditeerwartungen von Altersvorsorgeverträgen aus den Bereichen Klassik, Neue Klassik, Indexpolicen und Fondspolicen Auskunft gegeben. Erfreuliches Ergebnis für die Kunden: Kapitallebensversicherungen und private Rentenversicherungen werden wieder attraktiver.
Laufende Verzinsung steigt gegenüber dem Vorjahr deutlich an
Im Neugeschäft gewähren die Lebensversicherer für klassische private Rentenversicherungen im Durchschnitt eine laufende Verzinsung von 2,46 Prozent (Vorjahr: 2,26 %). Dabei liegt die höchste Verzinsung weiterhin bei drei Prozent, so die Assekurata-Analyse. Auch die Bestandstarife profitieren von den gestiegenen Kapitalmarktzinsen. Für einen Referenztarif der privaten Rentenversicherung mit Garantiezins 1,25 Prozent haben 27 Unternehmen die laufende Verzinsung angehoben und neun Versicherer hielten sie konstant. Absenkungen gab es keine. Im Durchschnitt ist die laufende Verzinsung dieser Tarifgeneration um 30 Basispunkte auf 2,42 Prozent gestiegen. Der höchste Einzelwert liegt aktuell bei 3,25 Prozent.
Im Marktdurchschnitt bieten größere Versicherer eine höhere Verzinsung
Der Höchstrechnungszins älterer Bestände liegt mitunter noch deutlich über der laufenden Verzinsung des Referenztarifs. Bezieht man alle klassischen Produktarten und Tarifgenerationen aus der Studie mit ein, so sind Überschussbeteiligung und Garantiezins 2024 durchschnittlich auf insgesamt 2,77 Prozent (Vorjahr: 2,61 %) gestiegen. Größere Versicherer geben im Schnitt sogar noch 0,11 Prozentpunkte mehr. „Marktweit steigt damit die Überschussbeteiligung gegenüber dem Vorjahr stärker an als im Vorjahr. Aus Kundensicht ist dies eine erfreuliche Entwicklung“, sagt Assekurata-Geschäftsführer Dr. Reiner Will.
Gesamtverzinsung steigt trotz stiller Lasten
Die deklarierte Gesamtverzinsung, die neben den laufenden Überschüssen auch Schlussüberschusskomponenten berücksichtigt, korrespondiert mit der Entwicklung bei der laufenden Verzinsung. Für den Mustervertrag einer privaten Rentenversicherung ist sie im Branchenschnitt auf 3,12 % (Vorjahr: 2,83 %) angestiegen. „Im Gegensatz zu früheren Jahren kommt bei den meisten Anbietern zum Vertragsende allerdings keine weitere Beteiligung an den Bewertungsreserven mehr hinzu“, sagt Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei Assekurata. „Hier wirken sich die stillen Lasten der Zinsanlagen in den Büchern der Lebensversicherer unmittelbar aus, wodurch häufig keine zu verteilenden Bewertungsreserven mehr vorhanden sind.“
Leichter Zinsvorteil für die Neue Klassik
Darüber hinaus haben die Assekurata-Analysten auch das Segment der sogenannten Neuen Klassik (Modernen Klassik) untersucht. Die Tarife unterscheiden sich gegenüber der „Klassik“ insbesondere in der Ausgestaltung der Garantien. So gewähren die meisten Versicherer, die in den untersuchten Tarifen betrachtet wurden, eine reduzierte Bruttobeitragsgarantie, die in der Regel bei etwa 90 Prozent liegt. Aktuell beträgt deren laufende Verzinsung bei durchschnittlich 2,58 Prozent (Vorjahr: 2,19 %) und die Gesamtverzinsung sogar bei 3,31 Prozent (2,89 %). „Damit liegen die Überschussbeteiligungen für neue klassische Tarife über den Werten der Klassik, was angesichts der geringeren Garantien schlüssig ist“, resümierte Lars Heermann. „Allerdings fallen hier auch die Effektivkosten in den Produkten im Schnitt etwas höher aus als in der Klassik.“
Policen gegen Einmalbeitrag im Wettbewerb mit Bankprodukten
Noch stärker haben die Lebensversicherer für das kürzer laufende Einmalbeitragsgeschäft auf die gestiegenen Zinsen reagiert. Die von Assekurata analysierten Rentenversicherungen gegen Einmalbeitrag mit einer 12-jährigen Aufschubzeit bieten mittlerweile dieselbe laufende Überschussbeteiligung wie langfristige Policen gegen wiederkehrenden Beitrag. „Der Zinsanstieg wirkt sich bei Einmalbeitragspolicen aktuell noch stärker aus als bei Versicherungen gegen laufenden Beitrag“, sagt Experte Heermann. „Offenbar verfolgen die Lebensversicherer das Ziel, im Zinswettbewerb gegenüber Banken weiterhin bestehen zu können.“