Zinsanstieg: Mehr Geld für Lebensversicherte
Die Altersvorsorge mit privaten Renten und kapitalbildenden Lebensversicherungen wird wieder attraktiver. Branchenschwergewicht Allianz erhöht zum zweiten Mal in Folge ihre Überschussbeteiligung. Auch andere Versicherer satteln drauf.
Darauf hatte die Branche gewartet: Branchenprimus Allianz Leben erhöht zum zweiten Mal in Folge die Verzinsung von Lebensversicherungen. „Der Zins ist zurück. Davon profitieren alle Angebote", sagt Vorstand Privatkunden und Produkte Volker Priebe. Bei klassischen Lebens- und Rentenversicherungen steigt die laufende Verzinsung für 2024 im Schnitt von zuletzt 2,5 auf 2,7 Prozent, teilte die Allianz Anfang Dezember mit. Bei Policen mit abgespeckter Garantie geht es von 2,6 Prozent auf 2,8 Prozent nach oben. Bereits für 2023 hatte die Allianz Leben die Verzinsung des Altersvorsorgeklassikers heraufgesetzt.
Eine gute Nachricht für Altersvorsorgesparer
Kunden, deren Vertrag 2024 ausläuft, können bei klassischen Produkten nun mit einer Gesamtverzinsung einschließlich Schlussüberschuss von 3,5 (2023: 3,2) Prozent rechnen. Policen mit geringerer Beitragsgarantie werden mit 3,8 (3,5) Prozent. Katja de la Viña, Vorstandschefin der Allianz Lebensversicherung, sieht in dieser Entwicklung „ein starkes Argument für die Vorsorge und für die Lebensversicherung".
Für Altersvorsorge und Vermögensaufbau spielen in Deutschland kapitalbildende Lebensversicherungen und private Rentenpolicen nach wie vor eine wichtige Rolle. Rund 80 Millionen Verträge laufen derzeit. Branchenweit dürfte die laufende Verzinsung im kommenden Jahr nach Berechnungen der Kölner Ratingagentur Assekurata auf durchschnittlich 2,45 Prozent steigen – gegen 2023 ein Plus von knapp 20 Basispunkten. 2021 hatte Assekurata mit 2,23 Prozent noch einen historischen Tiefstand gemeldet.
Versicherungsmathematiker empfehlen bereits höheren Garantiezins
Die laufende Verzinsung setzt sich zusammen aus der Überschussbeteiligung und dem vom Bundesfinanzministerium festgelegten Garantiezins, der seit 2022 für Neuverträge bei 0,25 Prozent liegt. Die Deutsche Aktuarvereinigung hat kürzlich aber vorgeschlagen, den Höchstrechnungszins im Neugeschäft ab 2025 auf ein Prozent anzuheben. Die laufende Verzinsung bezieht sich nur auf den Sparanteil unter anderem nach Abzug von Abschluss- und Vertriebskosten.
Alte Leipziger, Bayerische, Ergo & Co. sind vorgeprescht
Vor dem Branchenführer Allianz hatten im November bereits einige Lebensversicherungen ihre Überschussdeklaration für 2024 veröffentlicht: So können Kunden der Ergo-Gruppe ebenfalls mit deutlich höheren Verzinsungen rechnen. Die Gesamtverzinsung der Ergo Vorsorge, über die die Münchener-Rück-Tochter seit 2017 ihre kapitalmarktnahen Policen verkauft, soll von 3,5 auf bis zu 4,1 Prozent steigen. Auf die Altbestände der Ergo Leben (früher Hamburg-Mannheimer) und Victoria Leben mit klassischen Zinsgarantien zahlt Ergo mit 2,5 Prozent 0,4 Prozentpunkte mehr als in diesem Jahr. Bei den Produkten der Alten Leipziger steigt die laufende Verzinsung um 0,2 Prozentpunkte. Die Run-Off-Anbieter von Viridium steigern ihre laufende Verzinsung um 0,25 Punkte auf 3,25 Prozent (Entis) bzw. um 1,1 Punkte auf 2,35 Prozent (Proxalto). Auch „Die Bayerische“ hebt die laufende Verzinsung für ihre Altbestände bei der Bayerischen Beamten Leben und für das Neugeschäft bei der Bayerischen Leben nun auf drei Prozent, nach 2,7 Prozent im Vorjahr. Für die Kundinnen und Kunden der Nürnberger Leben gibt es eine Erhöhung von 2,25 Prozent auf 2,75 Prozent.
Dagegen hält die Axa Leben ihre laufende Verzinsung bei 2,6 Prozent nun schon das vierte Jahr konstant.
Auch die kleine Berliner Ideal Lebensversicherung hält die laufende Verzinsung konstant – mit drei Prozent allerdings auf seit Jahren hohem Niveau.