Exklusiv 14.06.2021 Studien | Tests

Fairer Schutz vor Cyberattacken

Deutschlands Cyberversicherer halten Schritt mit den wachsenden Bedrohungen aus dem Netz. Neue Wettbewerber mischen die Branche auf, die ihre Leistung zum Vorjahr noch einmal leicht verbessern konnte.

Rote Karte für Hacker: Cyberversicherer machen es den Angreifern auf Firmennetzwerke schwerer, denn sie stärken auch das Sicherheitsbewusstsein und die IT-Kompetenz der Kunden. (Foto: Gerd Altmann/Pixabay)
Rote Karte für Hacker: Cyberversicherer machen es den Angreifern auf Firmennetzwerke schwerer, denn sie stärken auch das Sicherheitsbewusstsein und die IT-Kompetenz der Kunden.
(Foto: Gerd Altmann/Pixabay)

Kriminelle begehen immer mehr Cyberstraftaten.

Eine beeindruckende Zahl: 108.474 Cyberstraftaten registrierte das Bundeskriminalamt (BKA) 2020. Das ist ein Plus von fast acht Prozent gegenüber dem Vorjahr. Zu den wichtigsten Werkzeugen von Cyberkriminellen gehören gestohlene Identitäten und Kontodaten. Sie sind quasi der Rohstoff für die Planung und Durchführung weiterer Straftaten. Besonders groß ist laut BKA die Gefahr digitaler Erpressung, bei der Ransomware, also Schadprogramme, zum Einsatz kommen. Damit werden die angegriffenen Computer nicht nur verschlüsselt, sondern parallel fließen Daten ab, um den Opfern zusätzlich mit deren Veröffentlichung drohen zu können. Andere häufige Formen von Cyberkriminalität sind Phishing, Social Engineering, Malware oder sogenannte DoS- und DDoS-Attacken, die sich gegen die Verfügbarkeit von Diensten, Web-Seiten, einzelnen Systemen oder ganzen Netzen richten.

Versicherungsdichte bei Cyberpolicen wächst.

Das Bewusstsein für das Thema IT-Sicherheit und den passenden Versicherungsschutz wird dabei zunehmend größer. So stellte das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) bereits 2020 in einer Umfrage ein wachsendes Interesse an einer entsprechenden Absicherung fest. In kleinen Unternehmen mit einem Umsatz ab zwei Millionen Euro kennen demnach zwei von drei Entscheidern das Angebot einer Cyberversicherung, rund 20 Prozentpunkte mehr als 2018. 35 Prozent der kleinen Unternehmen gaben an, bereits eine Cyberpolice zu haben oder einen Abschluss zu planen, 2018 waren es nur 17 Prozent. Ähnlich ist die Entwicklung bei Unternehmen mittlerer Größe.

Im Krisenfall sind faire Versicherer gefragt.

Üblicherweise leisten die Policen für die Wiederherstellung und die Reparatur der IT-Systeme, die Beauftragung externer Computer-Forensik-Analysten und Spezialisten für ein professionelles Krisenmanagement sowie PR oder die strafrechtliche Verteidigung. In jedem Fall sind durch Cyberangriffe besonders sensible Bereiche, Daten und Informationen gefährdet, deren Manipulation die Reputation eines Unternehmens nachhaltig beschädigen kann. Im Krisenfall sind daher von den Versicherern im besonderen Maße Kompetenz, Empathie und Fairness gefragt.

Dritte Branchen-Studie ermittelt fairste Cyberversicherer.

Wie die Branche sich hier aus Kundensicht schlägt, zeigt die dritte Fairness-Studie von FOCUS-MONEY in Kooperation mit dem Kölner Analysehaus ServiceValue. In einer Online-Befragung wurden dafür mehr als 1000 Kundenurteile abgegeben. Die Studienteilnehmer konnten jeweils bis zu zwei Cyberversicherer berücksichtigen, mit denen sie beruflich Erfahrungen gemacht hatten. Dabei fällt auf, dass immer mehr Spezialversicherer in den Markt drängen. Erstmalig vertreten ist zum Beispiel die Cogitanda Dataprotect, die auf Anhieb einen Spitzenplatz im Fairness-Ranking belegte. In Sachen Fairness konnten die Anbieter noch einmal leicht um 0,2 Indexpunkte zulegen. 14 Unternehmen schafften den Sprung ins Ranking der Fairsten und erhöhten damit die Auswahlmöglichkeiten für potenzielle Kunden. AIG und Provinzial gelang es dabei als einzigen Versicherern, in allen Fairness-Kategorien der Studie die Top-Note „Sehr Gut“ von ihren Kunden zu ergattern.

Das Fairness-Profil der Provinzial. Die Mittelwerte sind auch als Leistungsprofile der einzelnen Unternehmen im Vergleich zum Gesamtmarkt dargestellt – hier am Beispiel von Provinzial. Dabei gilt: Je niedriger der Wert, desto besser das Ergebnis. Werte, die links vom Gesamtmarkt liegen, belegen daher ein überdurchschnittlich positives Kundenurteil. (Quelle: ServiceValue)
Das Fairness-Profil der Provinzial. Die Mittelwerte sind auch als Leistungsprofile der einzelnen Unternehmen im Vergleich zum Gesamtmarkt dargestellt – hier am Beispiel von Provinzial. Dabei gilt: Je niedriger der Wert, desto besser das Ergebnis. Werte, die links vom Gesamtmarkt liegen, belegen daher ein überdurchschnittlich positives Kundenurteil. (Quelle: ServiceValue)

Versicherer gehen auf Kundenbedürfnisse ein.

Das im Fall komplexer und sensibler Cyberangriffe sehr wichtige Eingehen auf Bedürfnisse der Unternehmen gelingt der Branche besonders gut. Dieses Einzelmerkmal bekam zusammen mit der Verbindlichkeit von Aussagen die beste Bewertung der Befragten. Am ehesten sehen die Kunden Verbesserungsbedarf bei der Eigeninitiative der Mitarbeiter. Die Produkte punkten durch die Bank in puncto Qualität, Transparenz, Sicherheit und Passgenauigkeit. Die Kundenurteile unterscheiden sich in diesem Bereich nur um Nuancen. Das ist auch deshalb erfreulich, weil sich die Cyberpolicen sowohl bei den Leistungsmerkmalen als auch bei der Tarifstruktur weiterhin stark voneinander unterscheiden.

Zufriedene Kunden. Mehr als neun von zehn Kunden attestieren ihrem Versicherer, dass er ihre spezifische Situation berücksichtigt. (Quelle: ServiceValue)
Zufriedene Kunden. Mehr als neun von zehn Kunden attestieren ihrem Versicherer, dass er ihre spezifische Situation berücksichtigt. (Quelle: ServiceValue)

Die Fairsten.

Vom Nischenanbieter bis zum Big Player: In der dritten Studie von FOCUS-MONEY und ServiceValue zur Fairness von Cyberversicherern haben 14 Unternehmen den Sprung ins Ranking der Fairsten geschafft. Das sind vier mehr als 2020 – und ein Beleg für die dynamische Marktentwicklung. Sieben Versicherer erhielten von ihren Kunden die Note „Sehr Gut“. Aufsteiger sind AIG, Hiscox sowie die Neuzugänge Cogitanda und Markel. Das verspricht ein starkes Angebot unterschiedlicher Lösungen, die bei Cybergefahren auch gefragt sind. Sieben weitere Anbieter von Cyberpolicen wurden ebenfalls überdurchschnittlich bewertet und erhielten die Note „Gut“.

  • Sehr Gut: AIG, Allianz, Cogitanda, Hiscox, Markel, Provinzial, VHV

  • Gut: ARAG, Dual, Ergo, Signal Iduna, SV SparkassenVersicherung, Württembergische, Zurich

So wurden die Rankings ermittelt

Für die dritte Fairness-Studie zu Cyberversicherern hat das Kölner Analysehaus ServiceValue insgesamt 1076 Kundenurteile aus einer Online-Befragung ausgewertet. 22 Unternehmen wurden berücksichtigt. Um die Kundenzufriedenheit zu messen, definierten die Wissenschaftler 15 Merkmale, erfassten die Antworten auf einer vierstufigen Bewertungsskala und errechneten daraus jeweils einen Indexwert. Die Gesamtbewertung ergibt sich aus dem ungewichteten Mittelwert der 15 Items aus vier Fairness-Kategorien. Ein „Gut“ erhalten Anbieter, die über dem Mittelwert aller Anbieter liegen, ein „Sehr Gut“ die, die besser als die überdurchschnittlichen sind. Das Urteil „Fairster Cyberversicherer“ ergibt sich aus den vier Kategoriewerten, die zu gleichen Teilen in das Gesamtergebnis einfließen.


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