Tierversicherung: Wichtiger Schutz für Hunde
Ob Giftköderfalle, Beißattacke oder teure OP – leistungsstarke Tierpolicen bieten Hundehaltern finanzielle Absicherung. FOCUS MONEY-Versicherungsprofi hat Tarife einem Check unterzogen.

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Schutz vor Giftködern und anderen Risiken.
Hundehasser gibt es überall – besonders im städtischen Umfeld: Allein in Berlin wurden in den letzten zwölf Monaten auf der Hunde-Community-App Dogorama 289 Giftköder gemeldet. Wenn Fleischbällchen, Wurststücke und andere Snacks auf Wiesen oder am Wegesrand liegen, ist höchste Vorsicht geboten. Die vermeintlichen Leckerlis könnten Rattengift, Schneckenkorn, Frostschutz oder Betäubungsmittel enthalten. Im Notfall muss es dann schnell gehen. Der direkte Weg in die Tierklinik kann das Leben der Vierbeiner retten. Günstig aber ist die medizinische Versorgung nicht: Gegengift, Magenspülung, Blutuntersuchung oder gar eine Operation – vierstellige Rechnungsbeträge sind dann keine Seltenheit. Hundebesitzer, die eine Haftpflichtversicherung für das Tier abgeschlossen haben, können zumindest finanziell gelassen bleiben, wenn ihre Police einen Giftköderschutz beinhaltet.
Wo Hundehalter eine Haftpflicht nachweisen müssen
Nur in sechs Bundesländern besteht eine Versicherungspflicht für alle Hunderassen.
Insgesamt verursachen Hunde etwa 100. 000 versicherte Haftpflichtschäden im Jahr, berichtet der Branchenverband GDV. Die Versicherer leisten dafür rund 80 Millionen Euro. Im Durchschnitt fallen Haftpflichtschäden doppelt so hoch aus wie bei Menschen – ein Grund, warum sechs Bundesländer eine gesonderte Haftpflichtpolice für alle Hunde vorschreiben.
Warum eine Extra-Police für Hunde wichtig ist.
Nicht nur mit Blick auf Giftköder ist der Abschluss einer Hundehaftplichtversicherung dringend anzuraten. Während Katzen in der PHV mitversichert sind, braucht es für Hunde eine eigene Police, denn hier liegt eine sogenannte Gefährderhaftung vor. Die Hundehalterhaftpflicht trägt die Kosten für alle Schäden, die der Hund anderen zugefügt hat. Dazu gehören Personenschäden, Sachschäden sowie Vermögensschäden als Folge eines Personen- oder Sachschadens. Das kann etwa der Verdienstausfall eines verletzten Tierarztes sein. Vergleichbar einer privaten Haftpflichtversicherung kommt auch die Hunde-Police nicht für die eigenen Schäden auf. Das gilt auch, wenn etwa Familienmitglieder vom eigenen Hund verletzt werden.
Tarif-Check für zwei Musterfälle.
Der FOCUS MONEY-Versicherungsprofi hat auf Datenbasis des Bottroper Tierversicherungsmaklers VS Vergleichen und Sparen top Hundehalterhaftpflichtpolicen und Hunde-OP-Versicherungen identifiziert. Beim ersten Ranking der Haftpflichttarife mit dem Mustertier Golden Retriever ist die Jahresprämie das Leitkriterium, beim zweiten (Chihuahua) die Leistung. Wichtig: Alle gelisteten Tarife beinhalten den Giftköderschutz. Am deutlichsten wird der Unterschied zwischen beiden Tarifgruppen bei der Deckungssumme, die in der zweiten Tabelle im Schnitt deutlich höher ausfällt. Sie sollte grundsätzlich mindestens bei zehn Millionen Euro liegen.
Die Deckungssumme macht den Unterschied.
Die günstigsten Haftpflichtversicherungen für Hundehalter mit Jahresbeiträgen von weniger als 40 Euro bieten in der Regel geringere Deckungssummen – bis auf Phönix mit großzügigen 30 Millionen Euro. Der Leistungsumfang ist ähnlich gut wie bei den teureren Policen: Auch das Hüten fremder Hunde, das Beißen des fremden Hundehalters, der ungewollte Deckakt, der Besuch von Hundeschulen und eine Forderungsausfalldeckung sind mitversichert. Bei letzterer kann es allerdings eine Mindestschadenhöhe geben.
Haftpflichtversicherungen für Hundehalter nach Preis
Preisranking. Versichert ist ein Labrador Retriever mit einer Deckungssumme von mindestens zehn Millionen Euro und einer Selbstbeteiligung bis 150 Euro. Das Ranking erfolgte nach der Jahresprämie. Je Gesellschaft wurde nur ein Tarif berücksichtigt. Alter Hundehalter: 45 Jahre.
Die leistungsstarken Tarife haben alle eine Deckungssumme von mindestens 20 Millionen Euro, rund die Hälfte von ihnen weist sogar 50 Millionen Euro aus. Außerdem entfällt die Selbstbeteiligung und die Mehrheit der Versicherungen deckt auch Sachschäden an gemieteter Einrichtung mit zweistelligen Millionenbeträgen ab. Die Tarife können maximal 117 Punkte erreichen. Zu den wichtigsten Kriterien gehören etwa die Selbstbeteiligung, das Hüten durch dritte Personen, der Besuch von Hundeschulen, ungewollte Deckakte und der Schutz im Ausland.
Haftpflichtversicherungen für Hundehalter nach Leistung
Leistungsranking. Versichert ist ein Chihuahua mit einer Deckungssumme von mindestens 20 Millionen Euro und ohne Selbstbeteiligung. Das Ranking erfolgte nach der Leistung und bei gleicher Punktzahl nach der Jahresprämie. Je Gesellschaft wurde nur ein Tarif berücksichtigt.
Schutz für Operationen im Fokus.
Wird der treue Begleiter krank, kann es ebenfalls teuer werden. Die Tierhalter haben die Möglichkeit, nur Operationskosten abzusichern oder auch die Kosten beim Tierarzt. Der Vergleich beschränkt sich auf die Versicherung der OP-Kosten. Für die Bewertung der Tarife wurden allgemeine Kriterien wie die freie Tierarztwahl, die Wartezeit, die Behandlung im Ausland und die Selbstbeteiligung untersucht. Beim Versicherungsumfang geht es um Leistungen wie die Höchstentschädigung, den Erstattungssatz nach der Gebührenordnung der Tierärzte (GOT), die Frage, ob Operationen nur bei Vollnarkose übernommen werden oder etwaige Unterbringungskosten. Das dritte Kriterium sind Zusatzleistungen wie die Übernahme von Kastration oder Sterilisation.
In der Regel Limits bei den Leistungen.
Bei vielen OP-Versicherungen für den Hund ist die Jahreshöchstleistung begrenzt – auf 1500 bis 5000 Euro pro Jahr. Der Hundehalter muss schon rund 215 Euro Jahresbeitrag ausgeben, um bei dem Musterfall mit einem Mischling unbegrenzt Operationen erstattet zu bekommen. Das ist aber nur bei den Tarifen von Barmenia und Petprojekt der Fall.
Der mit Abstand günstigste Tarif in der gewählten Konfiguration kommt von Hepster. Hier kauft der Kunde aber nur Basisleistungen – 41 von 81 möglichen Punkten haben gerade noch zum Einzug ins Ranking gereicht. 31 Leistungspunkte mehr erzielen die Angebote von Barmenia, Petprotect und Cleos. Alle drei bieten einen 4-fachen Erstattungssatz nach GOT, die Selbstbeteiligung für OP-Kosten beträgt maximal 250 Euro. Allerdings müssen Hundebesitzer dafür deutlich tiefer in die Tasche greifen: Größter Schwachpunkt der Tarife von Barmenia und Petprotect ist die vergleichsweise lange Wartezeit bis zum ersten Leistungsfall. Hier bietet das Rundum Plus-Paket von Cleos mit nur 30 Tagen die kundenfreundlichste Lösung.
Operationen: Hundepolicen im Vergleich
Versichert ist ein neun Monate alter Mischling (Stockmaß: 40 cm) mit einem Chip, Selbstbeteiligung ist möglich. Pro Anbieter wurde nur ein Tarif mit mindestens 41 Leistungspunkten gewählt. Das Ranking erfolgt nach Beitrag. Je Anbieter ist nur ein Angebot vertreten. Alter des Hundehalters: 50 Jahre.
Was Tier-Operationen kosten.
Es bleibt eine Frage der persönlichen Risikoneigung, wie hoch das Jahresbudget für OPs ausfallen sollte. Mit einer Begrenzung auf 2000 oder 3000 Euro setzt sich der Hundehalter keinen unkalkulierbaren Risiken aus. Tumoroperationen, die am häufigsten vorkommen, kosten bis zu 2070 Euro, eine Frakturbehandlung 1400 Euro und eine Zahnextraktion schlägt mit rund 250 Euro zu Buche. Da es eher unwahrscheinlich ist, dass gleich mehrere Diagnosen in einem Jahr auftreten, kommen Hundehalter auch mit einer begrenzten Jahreshöchstleistung aus.
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