Wie gut können Versicherer Ausbildung?
Rückständig oder zukunftsgewandt? Die diesjährige Ausbildungsumfrage des Branchenverbands AGV zeigt unter anderem, wie gut die Versicherer in Sachen Nachwuchsförderung aufgestellt sind. Das Ergebnis ist eindeutig.
Qualifizierte Nachwuchskräfte sind auch in der Versicherungsbranche heiß begehrt. Um jungen Menschen eine Ausbildung schmackhaft zu machen, müssen die Unternehmen mit der Zeit gehen. Doch wie gut gelingt ihnen das? Welchen Stellenwert haben Home-Office, Nachhaltigkeit und Arbeiten mit KI?
Diese Themen standen bei der Ausbildungsumfrage 2024 besonders im Fokus. Die jährliche Studie des Arbeitgeberverbands der Versicherungsunternehmen in Deutschland (AGV) und dem Berufsbildungswerk der Deutschen Versicherungswirtschaft (BWV) spiegelt das aktuelle Stimmungsbild der Ausbildungssituation in der Branche.
Fast alle bestehen die Prüfung, 3 von 4 werden übernommen
Die gute Nachricht vorweg: 99 Prozent aller Kandidatinnen und Kandidaten, die im Jahr 2023 an der IHK-Abschlussprüfung für die Ausbildung Kaufmann/Kauffrau für Versicherungen und Finanzen teilgenommen haben, waren erfolgreich.
Die Übernahmequote nach der Ausbildung lag bei 75 Prozent und damit auf Vorjahresniveau, wobei die Übernahme in die unbefristete Weiterbeschäftigung tendenziell angestiegen ist.
Mobilarbeit schon in der Ausbildung beliebt
85 Prozent der Befragten Unternehmen ermöglichen es ihren Auszubildenden, im Home-Office zu arbeiten. Das Angebot wird jedoch überwiegend erst dann genutzt, wenn sich die Azubis mit den Arbeitsabläufen bzw. der Unternehmenskultur vertraut gemacht haben (85 Prozent). Regelmäßige Austauschzeiten zwischen Ausbildenden und Auszubildenden sind dabei selbstverständlich (93 Prozent).
Auch die Rolle der Ausbildenden als verlässliche Ansprechperson ist bei der Arbeit im Home-Office noch wichtiger und zeitintensiver als bei der Ausbildung in Präsenz. Welche Ausbildungsabschnitte sich für Mobilarbeit eignen, entscheiden die Ausbildenden individuell, geben 96 Prozent der Unternehmen an.
Nutzung von KI schreitet voran
Zwei Drittel der befragten Unternehmen zeigen sich gegenüber dem Einsatz von KI-Tools aufgeschlossen. Entsprechende Tools werden insbesondere zur Entwicklung von Projektideen (33 Prozent aller Angaben), der Erstellung von Lernmaterialien (24 Prozent) und für Lernerfolgskontrollen (19 Prozent) genutzt. Auszubildende verwenden KI-Tools zum Teil zur Erstellung von Texten und Zusammenfassungen (40 Prozent bzw. 25 Prozent).
Auch Nachhaltigkeit gewinnt an Bedeutung
Aspekte der ökonomischen und ökologischen Nachhaltigkeit sind in der Ausbildung und im Dualen Studium von hoher Bedeutung (91 und 92 Prozent). Auf noch größere Akzeptanz stoßen Themen der sozialen Nachhaltigkeit (98 Prozent). Bei der Qualifizierung des Ausbildungspersonals rund um das Thema Nachhaltigkeit stehen Module zum Selbststudium und Inhouse-Workshops an erster Stelle.
Über das Berufsbildungswerk und die Studie
Das Berufsbildungswerk der Deutschen Versicherungswirtschaft (BWV) e.V. ist der bildungspolitische Interessenvertreter aller Versicherungsunternehmen und ihrer Partner in Deutschland. Ehrenamtlicher Vorsitzender ist Prof. Dr. Frank Walthes, Chef der Versicherungskammer Bayern. Als Bildungsverband koordiniert das BWV die überbetrieblichen Bildungsaktivitäten des Wirtschaftszweigs, gestaltet und sichert die Qualität der beruflichen Bildung auf Bundesebene und ist die Stimme der Versicherungswirtschaft in Bildungsfragen. Nach dem Motto „Abschlüsse mit Anschlüssen“ bietet das Bildungsnetzwerk Versicherungswirtschaft, zu dem neben dem Bildungsverband 27 BWV-Regionalverbände sowie die Deutsche Versicherungsakademie (DVA) gehören, flächendeckend überbetriebliche Bildungsangebote für die Branche an.
An der Ausbildungserhebung 2024 haben sich 65 Unternehmen bzw. Unternehmensgruppen beteiligt. Dies entspricht einem Repräsentationsgrad von 88 Prozent in Bezug auf die Beschäftigten.