21.07.2022 Branche

Allianz-Studie: Feuer schaden Unternehmen am meisten

Für Unternehmen in aller Welt bleibt Feuer mit einem Anteil von über 20 Prozent die größte Schadenursache – auch in Deutschland. Das berichtet der Allianz-Industrieversicherer AGCS auf Basis von 530.000 ausgewerteten Schadenmeldungen. Zudem wächst die Gefahr durch Cyberangriffe.

Trotz wachsender Gefahren in vielen Bereichen bleiben Brände und Explosionen mit 21 Prozent Anteil am Gesamtschadenvolumen die größte Einzelursache. (Foto: © pb press - stock.adobe.com)
Trotz wachsender Gefahren in vielen Bereichen bleiben Brände und Explosionen mit 21 Prozent Anteil am Gesamtschadenvolumen die größte Einzelursache.
(Foto: © pb press - stock.adobe.com)

Feuer, Naturkatastrophen und fehlerhafte Verarbeitung sind die Hauptursachen für Versicherungsschäden bei Unternehmen weltweit. Zudem gibt es bei Schäden durch Betriebsunterbrechungen wegen gestörter Lieferketten einen Rekord. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie der Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS), dem Industrieversicherer der Allianz.

Versicherungsansprüche in den vergangenen fünf Jahren gesteigert

 

Die Studie belegt auch höhere Schadenkosten durch steigende Preise. Vor allem Sach- und Bauschäden werden demnach teurer, da Wiederaufbau und Reparaturen an die Material- und Arbeitskosten gekoppelt seien. Obendrein treiben Materialengpässe und längere Lieferzeiten die Kosten von Betriebsunterbrechungen. „Die Versicherungsansprüche von Unternehmen aufgrund höherer Sach- und Vermögenswerte, komplexerer Lieferketten und der zunehmenden Konzentration von Risiken an einem Ort – zum Beispiel in von Naturkatastrophen bedrohten Gebieten – haben sich in den letzten fünf Jahren gesteigert“, sagt Thomas Sepp, Chief Claims Officer der AGCS.

Wichtigste Schadenursachen: Feuer, Naturkatastrophen, Produktionsmängel



AGCS hat die wichtigsten Schadenursachen für Unternehmen aus mehr als 530.000 Fällen weltweit ermittelt. Zwischen 2017 und 2021 beliefen sich die Schäden der Firmen auf rund 89 Milliarden Euro. Dabei sind knapp drei Viertel auf zehn Ursachen zurückzuführen, wobei die drei wichtigsten fast die Hälfte der Schadensumme ausmachen. Trotz Verbesserungen im Risikomanagement und der Verhütung sind Brände und Explosionen mit 21 Prozent Anteil am Gesamtschadenvolumen die größte Einzelursache. Ein durchschnittlicher Feuerschaden beläuft sich bereits auf 1,5 Millionen Euro. Naturkatastrophen (15 Prozent) wie Tornados, Wirbelstürme, Überschwemmungen, Frost und Erdbeben sind laut AGCS - gemessen am Wert der Schäden - die zweithäufigste Ursache weltweit. Auf Rang drei folgen fehlerhafte Verarbeitung und Wartung (neun Prozent). 


Durchschnittliche Schadenhöhe in Deutschland: 122.000 Euro



In Deutschland fielen laut AGCS-Statistik von 2017 bis 2021 insgesamt 47.365 Versicherungsschäden mit Forderungen von rund 5,8 Milliarden Euro an. Hier gibt es die gleiche Reihenfolge bei den drei größten Schadentypen, gefolgt von defekten Produkten (sechs Prozent) und Maschinenausfällen (vier Prozent). Die Analyse zeigt auch, dass bei immer mehr Firmen als Folge von Sachschäden die Produktion stillsteht. Der durchschnittliche Schaden in der Sach- und Betriebsunterbrechungsversicherung beträgt heute mehr als 3,8 Millionen Euro, verglichen mit 3,1 Millionen Euro vor fünf Jahren, heißt es in der Studie.


Derzeit über 1000 Cyberschäden pro Jahr



Die Zahl der Cyberschäden ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen, auch wenn sie nicht zu den zehn häufigsten Schadensursachen gehört. Dies sei auf die Zunahme von Bedrohungen wie Ransomware-Angriffen zurückzuführen, spiegelt aber auch das Wachstum der Cyberversicherung wider. AGCS war sowohl 2020 als auch 2021 in mehr als 1000 Cyberschäden involviert, verglichen mit weniger als 100 im Jahr 2016. Die Schadenhäufigkeit stabilisiert sich jedoch allmählich, wenn auch auf hohem Niveau, so die Studienautoren.


Hohe Folgekosten



Zudem gab es 2021 einen Höchststand bei sogenannten Rückwirkungsschäden. Dazu kommt es, wenn ein Schaden in einem Betrieb Folgen wie Produktionsausfälle für andere Firmen hat. Hier haben die Schäden in den vergangenen fünf Jahren stetig zugenommen. Das zeigt, dass die Lieferketten von Unternehmen immer komplexer werden. So litt die Autobranche etwa unter dem Ausfall von Halbleiterproduzenten.

Die Schadenleistungen wegen der Corona-Krise werden in der Studie auf über 40 Milliarden Dollar geschätzt – vor allem wegen ausgefallener Veranstaltungen und geschlossener Betriebe. Der Ukraine-Krieg dürfte für die globale Versicherungswirtschaft insgesamt eine bedeutsame, aber für die meisten Versicherer eine überschaubare Schadenbelastung darstellen, so die Studie. Die erwarteten versicherten Schäden sind laut AGCS mit einer mittelgroßen Naturkatastrophe vergleichbar, aber Spezialmärkte wie die Luftfahrtversicherung könnte es stärker treffen.


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