08.02.2022 Branche

Die Top 6-Risiken von Versicherungskunden


Die aktuelle Marktanalyse des Versicherungsmaklers Funk zeigt: Klimakrise, Cyberrisiken, gestiegene Rohstoffpreise, fragile Lieferketten, Liquiditätsengpässe und der Fachkräftemangel sind die sechs großen Risiken 2022 für Unternehmen.

Die akuten Lieferkettenengpässe im globalen Warenverkehr machen den Unternehmen schwer zu schaffen. Das ist eines der Firmenrisiken, gegen die es keinen unmittelbaren Versicherungsschutz gibt. (Foto: Andy Li/Unsplash)
Die akuten Lieferkettenengpässe im globalen Warenverkehr machen den Unternehmen schwer zu schaffen. Das ist eines der Firmenrisiken, gegen die es keinen unmittelbaren Versicherungsschutz gibt.
(Foto: Andy Li/Unsplash)

Ob Tief „Bernd“, Cyberattacken oder coronabedingte Betriebsausfälle – Deutschlands Sachversicherer mussten zuletzt häufiger Großschäden regulieren. Auch in Zukunft wird sich die Wirtschaft auf steigende ökonomische und ökologische Risiken einstellen müssen. Welche davon am relevantesten sind und welche Deckungskonzepte sich hierfür anbieten, hat der Versicherungsmakler Funk in einem aktuellen Markt-Spezial analysiert.

Klimakrise: neue Risiken, aber auch neue Chancen

 

Verheerende Umweltschäden infolge des Klimawandels gehören unbestritten zu den ganz großen Risiken. „Die Klimakrise ist da – und sie wird bleiben“, resümieren die Funk-Autoren. Unternehmen müssten sich deshalb intensiver mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzen und ihr Geschäft nach ESG-Kriterien ausrichten. Auch um wettbewerbsfähig zu bleiben. Schon jetzt stellen Versicherer ihre Kapitalanlagen nachhaltiger auf und ziehen sich aus dem Geschäft mit Unternehmen zurück, die einen negativen Beitrag zum Klima leisten. So sind kohleintensive Unternehmen immer schwerer zu versichern und müssen Teile ihres Risikos mittelfristig selbst tragen. Auch steigen die gesetzlichen Anforderungen an Unternehmen, etwa durch das neue Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz. Verstöße gegen die neuen Normen können zu Schäden in den Sparten Haftpflicht, D&O und Rechtsschutz führen. Wer Umweltsünden begeht, riskiert zudem langfristige Reputationsschäden.

„Besser ist es, mit gutem Beispiel voranzugehen und Umweltschutz, soziales Engagement und verantwortungsvolle Unternehmensführung aktiv zu treiben“, heißt es im Markt-Spezial. Gleichzeitig sollten Unternehmen, die in Nachhaltigkeitsmaßnahmen investieren, ihren Versicherungsschutz entsprechend anpassen, etwa nach dem Einbau einer Photovoltaikanlage.

Schutz der IT als Jahrhundertaufgabe für Unternehmen

 

Die Gefahr von Cyber-Angriffen haben die Autoren ebenfalls als eines der größten Risiken der nächsten Jahre ausgemacht. Sowohl als Anzahl als auch Intensität von Cyberattacken nahm zuletzt stark zu. „Für Versicherer werden Cyber-Angriffe zu einem unkalkulierbaren Kumulrisiko, vergleichbar mit einer Naturkatastrophe“, heißt es im Markspezial von Funk.

Zudem könne sich ein Cyber-Ereignis in mehreren Versicherungspolicen eines Versicherungsnehmers zu einem Schaden entwickeln. „Silent Cyber“, versteckte Cyber-Risiken, nennen Versicherer dieses Phänomen, das etwa in der Sach- und Transport-Versicherung bereits zu Prämienerhöhungen und Leistungssausschlüssen geführt hat. Dennoch ist die Nachfrage nach Cyber-Policen weiterhin sehr hoch. Künftig sind für den Abschluss solcher Versicherungen aber wohl höhere IT-Sicherheitsstandards sowie ein ausreichendes Risikomanagement erforderlich.

Preise, Liquidität und Lieferketten als interagierende Risiken

 

Als weiteres Risiko identifizierten die Autoren der Marktspezials die enormen Preissteigerungen bei Rohstoffen und die volatilen Beschaffungsmärkte. Resultierend aus der mangelnden Planungssicherheit drohe überdies eine Liquiditätsrisiko – also die Gefahr von Betrieben, nicht über die notwendigen liquiden Mittel für gestiegene Rohstoffpreise zu verfügen. Gerade diese seien aber oft knapp, da die Pandemie auch finanziell gesunde Unternehmen in Schieflage gebracht habe. Dies führte nicht zuletzt zu vermehrten Zahlungsausfällen.
Das Risiko der Kundeninsolvenz könnten Unternehmen durch eine klassische Warenkredit-Versicherung absichern. Außerdem schlägt Funk Factoring als eine Möglichkeit vor, Liquiditätsrisiken zu reduzieren und die Planungssicherheit zu erhöhen.

Vor allem wegen Corona sind in den vergangenen Monaten die Lieferketten zahlreicher Unternehmen und Branchen in Schieflage geraten. Lieferengpässe im Handel oder etwa der Automobilindustrie sind die Folge. So hat die globale Halbleiterkrise schon mehrere Fahrzeughersteller zur Drosselung der eigenen Produktion gezwungen. Das führt laut Funk zu Umsatzeinbrüchen. „Viele der Risiken stehen zueinander in Wechselwirkung“, sagt Ralf Becker, geschäftsführender Gesellschafter von Funk. „Ein großes Risiko im Lieferkettenmanagement ist z.B. die Abhängigkeit von IT-Systemen. Werden diese bei einer Cyber-Attacke gehackt, sind Logistik- und Produktionsprozesse nachhaltig gestört.“

Allerdings gäbe es für Marktpreis- und Lieferketten-Risiken keine konventionellen Versicherungslösungen aus der Versicherungswirtschaft. Unternehmen sollten alternativ eigene Risikotransfer-Lösungen wie Captives entwickeln, die diese Risiken aus der Kernbilanz heraustransferieren.

Fachkräftemangel: bAV als Nachwuchsköder

 

Als letztes Top-Risiko nennt das Markt-Spezial den Fachkräftemangel. Bis 2030 gehen in Deutschland so viele Beschäftigte aus den geburtenstarken Jahrgängen („Babyboomer“) in Rente, dass mehrere Millionen Vollzeitkräfte fehlen werden. Unternehmen seien also gut beraten, jetzt schon ihre Attraktivität als Arbeitgeber zu verbessern. Dazu zählen laut Funke neben einem fairen Gehalt auch Nebenleistungen wie etwa betriebliche Altersvorsorge (bAV) und betriebliche Krankenversicherung (bKV). Zudem müssten die Arbeitsbedingungen müssten top sein: „Viele Mitarbeitende wollen lieber flexible Arbeitszeitmodelle statt Nine to five, Homeoffice statt Präsenzpflicht und agile Teams statt fester Hierarchien“, lautet hier die Markteinschätzung. Auch hier sei das Thema Nachhaltigkeit wichtig, da inzwischen immer mehr Jobsuchende ihren künftigen Arbeitgeber nach ESG-Kriterien (Stichwort: „Green Jobs“) aussuchen. Dies umfasse auch die Forderung von Diversität, also Vielfalt. „Die Zeit der Herrenwitze ist vorbei“, heißt es im Funke-Spezial.  


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