05.04.2024 Branche

Emissionen: Versicherer haben beim Reporting Luft nach oben

Versicherungen, Banken und große kapitalmarktorientierte Unternehmen sind bereits seit 2017 zur Nachhaltigkeitsberichterstattung verpflichtet. Eine Analyse der Ratingagentur Assekurata deckt bei Versicherern erhebliche Lücken bei der Erfassung indirekter Treibhausgasemissionen offen.

Umwelt- und Nachhaltigkeitsaspekte spielen auch für Versicherer zunehmend eine größere Rolle. Beim Reporting kann die Branche noch besser werden. (Foto: ©l ovelyday12 - stock.adobe.com)
Umwelt- und Nachhaltigkeitsaspekte spielen auch für Versicherer zunehmend eine größere Rolle. Beim Reporting kann die Branche noch besser werden.
(Foto: ©l ovelyday12 - stock.adobe.com)

Mit dem wachsenden Fokus auf umweltfreundliche und nachhaltige Praktiken in der Unternehmensberichterstattung wird die Messung und Kontrolle von Treibhausgasemissionen immer wichtiger – besonders im Hinblick auf die seit diesem Jahr geltende EU-Verordnung zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD). Eine Analyse der Ratingagentur Assekurata ergab nun, dass Versicherer direkt verursachte (Scope 1) und indirekte Emissionen aus dem Einkauf von Energie (Scope 2) weitgehend erfassen. Handlungsbedarf besteht hingegen weiterhin bei der Erfassung und Datenqualität von Scope-3-Emissionen. Darunter fallen sonstige indirekte Emissionen, die außerhalb der direkten Kontrolle eines Unternehmens liegen. Insgesamt 27 Versicherer haben sich an der Studie der Kölner Ratingagentur beteiligt.

Nachhaltigkeit transparent dokumentieren

 

Tatsächlich stellt die Erfassung relevanter Umweltdaten die Versicherungsgesellschaften vor eine große Herausforderung, weil die Daten aus unterschiedlichsten Quellen zusammengetragen werden müssen. Allerdings ist hier Besserung in Sicht: Mit der Einführung der CSRD und den Vorgaben der ESRS (European Sustainability Reporting Standards) werden nun einheitliche Standards für die Erfassung und Berichterstattung von Nachhaltigkeitsdaten verbindlich. Dadurch erhalten Unternehmen die Möglichkeit, ihre Nachhaltigkeitsleistung transparent und vergleichbar zu dokumentieren und zu berichten.

Indirekte Emissionen – gesamte Lieferkette im Blick

 

Die Erhebung von Scope-3-Emissionen umfasst die gesamte Lieferkette eines Unternehmens und schließt die Nutzung seiner Produkte und Dienstleistungen mit ein. Die Verifizierung und Validierung der Datenquellen stellen eine weitere Herausforderung dar, die Unternehmen bewältigen müssen. Es ist daher von großer Bedeutung, effektive Methoden zur Datenvalidierung einzusetzen und mit den relevanten Partnern zusammenzuarbeiten, um die Qualität und Genauigkeit der Umweltdaten zu verbessern.

Wichtige indirekte Emissionen werden nicht erfasst

 

Insgesamt betrachtet die Assekurata-Analyse 16 Scope-3-Kategorien. Besonders auffällig ist, dass nur jedes fünfte (21 Prozent) Versicherungsunternehmen die indirekten Emissionen durch Investitionen erfasst, obwohl diese für den Großteil der Scope-3-Emissionen verantwortlich sind. Kaum besser sieht es bei Emissionen aus, die durch das Arbeiten im Homeoffice (50 Prozent) entstehen, und die durch Pendelverkehr der Mitarbeitenden (46 Prozent) verursacht werden. Je nach Unternehmensgröße können diese beiden indirekten Emissionsquellen rund die Hälfte der verursachten Scope-3-Emissionen ausmachen.

Detaillierte Dokumentation schafft Wettbewerbsvorteile

 

Die Datenerfassung und Aufbereitung der Nachhaltigkeitsleistung für Versicherungsunternehmen sind aufgrund der verpflichtenden Prüfung durch die CSRD von entscheidender Bedeutung. Diese Zahlen sind nicht nur für externe Stakeholder, die die CSRD-Berichterstattung erhalten, relevant, sondern auch für Ratingagenturen. Entsprechend groß sollte das Interesse der Versicherer sein, indirekte Emissionen umfassend zu messen – um eine detaillierte Einschätzung ihrer Nachhaltigkeitsleistung im Wettbewerbsumfeld zu ermöglichen.

Scope-3-Emissionen

Die Ratingagentur Assekurata hat ermittelt, wie viele der 27 befragten Versicherer jeweils die in der Tabelle genannten 16 Kategorien indirekter Emissionen (Scope 3) messen und dokumentieren. Angaben in Prozent.


Weitere Artikel

Listing

23.04.2024 Branche

GDV: Solvency II hui, Zahlungsverzugsverordnung pfui

Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft ist zufrieden mit den aufsichtlichen Anforderungen, die im Rahmen von Solvency II an den Versicherungssektor gestellt werden – das gilt ausdrücklich auch für das Thema Nachhaltigkeit. Scharfe Kritik übt der GDV hingegen an der geplanten Zahlungsverzugsverordnung.

> weiterlesen
Listing

16.04.2024 Branche

BaFin-Bericht: Finanz- und Versicherungsbranche hat mehr Ärger mit ihren Kunden

Die Finanzaufsicht BaFin verzeichnet gut 60 Prozent mehr Beschwerden aus den Reihen der Kundinnen und Kunden von Banken, Versicherungen und Wertpapierdienstleistern. Wie die BaFin für mehr Bekanntheit sorgt und worüber der Unmut besonders groß ist, erläutert Christian Bock, Leiter der BaFin-Verbraucherschutzabteilung.

> weiterlesen
Listing

12.04.2024 Branche

DIHK: Wieder mehr Versicherungsvermittler

Lichtblick im Versicherungsvertrieb: Das Vermittlerregister der DIHK verzeichnet für die ersten drei Monate dieses Jahres wieder leichte Zuwächse – nach einem Minus im Vorquartal. Am deutlichsten legte der Ausschließlichkeitsvertrieb zu.

> weiterlesen