Flut: GDV hebt Schadenprognose deutlich an
Die Versicherer beziffern das Volumen der erwarteten Schäden nach der Juli-Hochwasserkatastrophe im Westen nun auf sieben Milliarden Euro. Ideen für eine bessere Abdeckung von Risiken im Bereich der Naturgefahren sollen bis Herbst vorgelegt werden.
Nach der Flutkatastrophe von Mitte Juli wird laut Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) das wahre Ausmaß der Schäden immer deutlicher. „Wir rechnen jetzt mit Versicherungsschäden von rund sieben Milliarden Euro”, sagte HauptgeschäftsführerJörg Asmussen diese Woche in Berlin. Rund einen Monat zuvor hatte der Interessenverband Schäden in Höhe von lediglich 4,5 bis 5,5 Milliarden Euro prognostiziert. „Mit fortschreitender Schadenaufnahme und -regulierung zeigt sich erst die Dimension dieses Extremereignisses”, so Asmussen.
Von der nun erwarteten Summe entfielen rund 6,5 Milliarden Euro auf Wohngebäude, Hausrat und Betriebe und rund 450 Millionen Euro auf Kraftfahrzeuge. Aktuell gehen die Versicherer von etwa 250.000 Schadensfällen aus – rund 200.000 an Häusern, Hausrat und Betrieben und bis zu 50.000 an Kraftfahrzeugen. „Die Versicherer arbeiten weiter unter Hochdruck, um den Betroffenen schnell zu helfen“, versprach Asmussen.
„Bernd“ bislang schadenreichste Naturkatastrophe in Deutschland
Die Unwetterfront „Bernd“ war vom 13. bis 18. Juli über weite Teile Deutschlands hinweggezogen. Durch Starkregen und Hochwasser hatte das Tiefdruckgebiet vor allem in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen, aber auch in Bayern und Sachsen schwere Schäden angerichtet.
Die Sturzflut ist nach GDV-Darstellung die historisch schadenreichste Naturkatastrophe in Deutschland. Die Schäden liegen über denen durch das Hochwasser im August 2002 (4,75 Milliarden Euro) und im Juni 2013 (2,25 Milliarden Euro) sowie den Orkan „Kyrill“ (3,6 Milliarden Euro). Diese Werte sind zum besseren Vergleich jeweils hochgerechnet auf aktuelle Versicherungsdichte und Preise. Dabei liegen die tatsächlichen Kosten der Flut noch weit über den aktuellen Schätzungen, da bekanntlich bei weitem nicht alle Schäden versichert sind. Während bundesweit fast alle Wohngebäude gegen die finanziellen Folgen von Sturm und Hagel abgesichert sind, verfügen nur 46 Prozent über eine Deckung bei weiteren Naturgefahren wie Starkregen und Hochwasser.
Schaden- und Unfallversicherer drohen rote Zahlen
Asmussen: „Zusammen mit den hohen Hagelschäden im Frühsommer zeichnet sich ab, dass 2021 für die Versicherer eines der teuersten Naturgefahrenjahre überhaupt wird.“ Eine Folge ist, dass die Versicherungswirtschaft auf ein negatives Geschäftsergebnis bei den Schaden- und Unfallsparten zusteuert. Zuletzt war dies in den Flutjahren 2002 und 2013 der Fall. Schon im Juni hatte eine Unwetterserie in Deutschland für rund 1,7 Milliarden Euro versicherte Schäden gesorgt. Allein die Hagelschäden an rund 275.000 Autos haben laut GDV die Versicherer etwa 700 Millionen Euro gekostet.
Elementarschadenversicherung ist reformbedürftig
Immerhin sollen aus den Ereignissen Konsequenzen gezogen werden: „Wir werden zusammen mit unseren Mitgliedsunternehmen bis zum Herbst Ideen vorlegen, wie sich die Verbreitung von Naturgefahrenversicherungen zu risikogerechten Preisen signifikant erhöhen lässt“, erklärte Asmussen. Es gelte auch jene zu erreichen, die trotz der jüngsten Flutkatastrophe nicht glauben wollten, dass auch sie von Naturgefahren betroffen sein können.
Zudem müsse alles getan werden, um durch Schutzmaßnahmen Schäden zu vermeiden oder zumindest deren Ausmaß deutlich zu verringern. Die deutschen Versicherer sprächen sich daher für ein neues Gesamtkonzept zur Klimafolgenanpassung aus Aufklärung, verbindlichen Maßnahmen zur privaten und staatlichen Prävention und Versicherung aus, heißt es vonseiten des GDV.