27.10.2021 Branche

Forum statt Messetrubel: So lief der DKM-Auftakt

Beim Jahrestreffen der Finanz- und Versicherungs­branche rückt die Show in den Hintergrund. Um wieder eine Präsenzveranstaltung zu ermöglichen, ist bei der DKM 2021 alles eine Nummer kleiner. Der digitale Aspekt bleibt erhalten.

Blick in Messehalle 3 kurz nach dem Auftakt zur DKM am Dienstag. Es herrscht deutlich mehr Raum und Ruhe für Gespräche als früher. (Foto: VP-Online)
Blick in Messehalle 3 kurz nach dem Auftakt zur DKM am Dienstag. Es herrscht deutlich mehr Raum und Ruhe für Gespräche als früher.
(Foto: VP-Online)

Der Marketing-Vorstand eines Großversicherers aus Hannover steht auf einem Cocktailtresen und wirft Giveaways ins Publikum, das die Arme zum Auffangen nach oben reißt, um die ohnehin bereits gut gefüllten Beutel weiter mit Geschenken zu füllen. Bei einem Konkurrenten aus München bildet sich eine schier endlose Schlange: In der Verlosung sind Champions-League-Karten für den FC Bayern. Der Lärmpegel ist gewaltig.

Szenen einer Messe, die zwei Jahre her sind – und mit der DKM 2021 nicht vergleichbar sind. Die standardisierten Stände der Aussteller sind in schlichtem Weiß gehalten, dazwischen liegen große Sitzbereiche. Unter der Hallendecke fliegt das kleine Werbe-Zeppelin eines Spezialversicherers. In den beiden großen Messehallen 3 und 4 tummeln sich zur gleichen Zeit viel weniger Menschen als sonst, der Ton ist gedämpft, große Aktionen gibt es nicht. Die meisten Besucher sieht man ohne die obligatorischen, mit Präsenten vollgestopften Jutebeutel.

DKM 2021 mit hybridem Konzept

 

765 Tage und eine Pandemie liegen zwischen den beiden Eröffnungstagen der Leitmesse der Versicherungswirtschaft in Dortmund. Das hybride Veranstaltungskonzept ist eine Rückkehr auf Raten zur altbekannten Großveranstaltung. Das coronakonforme Konzept für das  Stelldichein der Finanz- und Versicherungsbranche sieht im Präsenzbereich eine Besucherbegrenzung vor. Es gilt die 3G-Regel, Maskenpflicht und Abstandsregeln gibt es nicht. Die DKM 2021 ist für die Messe Dortmund der Lackmustest – die erste Großveranstaltung seit Beginn der Pandemie. 

Parallel können Teilnehmer die Vorträge und Diskussionsrunden auch digital über die Online-Plattform „DKM365“ verfolgen. Das Angebot bietet wie im Vorjahr, als die DKM ausschließlich digital stattfinden konnte, verschiedene Netzwerk-Funktionen, um mit Ausstellern und Teilnehmern ins Gespräch zu kommen. Ein Manko: Ob die jeweilige Person in Dortmund präsent ist oder vor dem Firmenrechner sitzt, lässt sich für Nutzer nicht erkennen.

Namhafte Gastredner und unzählige Fachvorträge

 

Dafür ist das Vortragsangebot in insgesamt 14 themenbezogenen Kongressen von Altersvorsorge bis Vertrieb riesig und dient auch der Weiterbildung der teilnehmenden Vermittler. Sie können auf der DKM Stunden für die gesetzlich vorgeschriebene Weiterbildungszeit sammeln. Bei den Gastrednern trumpft die DKM auf wie zu besten Zeiten: Ex-Außenminister Joschka Fischer, Weltumsegler Boris Herrmann, Ehtikrat-Vorsitzende Dr. Alena Buyx oder BVB-Legende Sebastian Kehl.

Zahl der Aussteller halbiert

 

Zum Auftakt des „DKM Forum Hybrid“ räumte Konrad Schmidt, Geschäftsführer des DKM-Veranstalters bbg Betriebsberatungs GmbH ein, dass sich der Charakter der Veranstaltung geändert habe. „Aufgrund der Corona-Vorgaben mussten wir insbesondere das Konzept für den Messemarktplatz komplett auf den Kopf stellen.“ So sei aus der Leitmesse ein Forum geworden. Eine Folge: Statt 358 wie noch 2019 sind es 2021 nur 179 Unternehmen mit eigenem Messestand. Auch die Zahl der sogenannten Themenparks ist deutlich kleiner als früher. Der Veranstalter ist dennoch zufrieden: „Alle Standflächen sind ausgebucht“, so Schmidt.

Der Umsatz ist für den Veranstalter dadurch aber auch deutlich geringer. Wohl auch deshalb müssen Besitzer einer Eintrittskarte, die sich nicht bis zum 17. Oktober abgemeldet hatten, bei Nichterscheinen nun erstmals eine Gebühr von 45 Euro zahlen. Damit wolle man mehr Verbindlichkeit schaffen, da zuletzt bis zu 30 Prozent der Angemeldeten nicht erschienen seien, erklärte Schmidt.

Persönlicher Austausch für die Branche unersetzlich

 

Sowohl bei der Eröffnungspressekonferenz als auch bei seiner Auftaktrede wurde Schmidt sehr persönlich: „Hinter uns liegen zwei harte Jahre. Zahlreiche Konzepte wurden erstellt, Gespräche mit Vermittlern und Ausstellern geführt, Ideen weiterentwickelt und auch verworfen. Aber nun blicken wir nach vorne. Wir sind stolz mit unserem neuen Veranstaltungskonzept endlich wieder mit einem Präsenzteil loslegen zu können.“ Die Krise habe gezeigt, wie wichtig den Menschen der persönliche Austausch ist. „Wir müssen wieder aus diesem soziophoben Verhalten rausfinden, uns persönlich austauschen und für den anderen interessieren.“ Die DKM könne dazu einen Beitrag leisten.


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