17.05.2022 Branche

Inflationsangst: GDV beruhigt Leben-Kunden

Die galoppierende Inflation nagt auch am Wert der Altersvorsorge. Nach Überzeugung des Branchenverbands GDV fällt der Effekt beim langfristigen Sparen aber kaum ins Gewicht. Die Prognose für 2023: Die Inflation sinkt deutlich, die Zinsen steigen dagegen endlich.

Das Einmaleins der Ökonomie: Steigt das allgemeine Preisniveau, kann man für jede Geldeinheit weniger Güter und Dienstleistungen kaufen. Die Inflation spiegelt also die Abnahme der Kaufkraft pro Geldeinheit wider. (Foto: © photoschmidt - stock.adobe.com)
Das Einmaleins der Ökonomie: Steigt das allgemeine Preisniveau, kann man für jede Geldeinheit weniger Güter und Dienstleistungen kaufen. Die Inflation spiegelt also die Abnahme der Kaufkraft pro Geldeinheit wider.
(Foto: © photoschmidt - stock.adobe.com)

Um 7,4 Prozent kletterten die Preise im April gegenüber dem Vorjahresmonat – die höchste Inflationsrate in Deutschland seit 1973. Davon negativ betroffen sind viele, auch die Altersvorsorge-Sparer. Doch deren Angst ist unbegründet, sagt zumindest der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) in einer aktuellen Veröffentlichung. Eine kurzzeitig hohe Inflationsrate falle bei einem langfristigen Vorsorgeprodukt weniger ins Gewicht, sofern Kunden ihre Sparpläne durchhielten.

Der GDV wagt den Vergleich mit einer Baustelle auf der Autobahn, die das Tempo kurzzeitig drosselt, an deren Ende die Fahrt aber wieder mit höherer Geschwindigkeit weiter geht. Und über die lange Strecke könne die Lebensversicherung überzeugen, wie auch Zahlen der Bundesbank zeigten. Demnach habe die jährliche Verzinsung der Ansprüche von Versicherungskunden zwischen 1991 und 2020 stets über der jeweiligen Inflationsrate gelegen.

Ein Verband, der sich selbst lobt

 

Einen konkreten Anlass für die Veröffentlichung der Meldung nennt der Verband nicht. Klassische Lobbyarbeit, möchte man meinen – zumal mit Eigenlob nicht gespart wird. So heißt es, dass trotz der Niedrigzinsen in den vergangenen Jahren ansehnliche Erträge erzielt wurden. Die Überschussbeteiligung habe auch Sparern mit niedrigerem Garantiezins attraktive Leistungen gesichert. Das gehe auch auf die veränderte Strategie der Versicherer zurück, die im Niedrigzinsumfeld ihre Kapitalanlagen breiter gestreut und beispielsweise den Anteil von Aktien oder alternativen Investitionen erhöhten. Die seit 2011 aufgebaute Zinszusatzreserve umfasst als Kapitalpuffer inzwischen knapp 100 Milliarden Euro und diene dazu, die Garantiezinsen der Kunden teilweise zu finanzieren.

Hoffen auf abflauende Inflation und Zinseffekt

 

Zurück in die Gegenwart: Ende 2021 stieg die Inflation erstmals über die marktdurchschnittliche Verzinsung bei Lebensversicherungen von zuletzt 2,1 Prozent. Für 2022 prognostiziert der GDV einen Wert von 6,1 Prozent für Deutschland – Folge hoher Energiepreise im Zuge des Krieges in der Ukraine und immer noch wegen Corona gestörter Lieferketten. Doch schon nächstes Jahr dürfte sich die Inflation wieder spürbar abflachen: „Die Wirtschaftsforschungsinstitute gehen dann von einer jährlichen Preissteigerung von 2,8 Prozent aus. Zugleich wächst angesichts der derzeit hohen Inflation in der Eurozone der Druck auf die Europäische Zentralbank, die Zinsen anzuheben“, schreibt der GDV. Marktbeobachter rechneten inzwischen im dritten Quartal 2022 mit einem ersten Zinsschritt. Und mit jeder Zinserhöhung stiegen die Renditen zinstragender Wertpapiere wie beispielsweise Unternehmensanleihen, Pfandbriefe, Schuldverschreibungen oder auch Hypothekendarlehen, in die Versicherer das Geld ihrer Kunden überwiegend investieren.

Kapitalmarktzinsen auf Niveau, das es lange nicht gab

 

Der Kapitalmarkt nehme diese Entwicklung schon vorweg: Die Marktzinsen steigen bereits seit August 2021 kontinuierlich an, so der Verband. Während beispielsweise die Rendite einer zehnjährigen Bundesanleihe damals mit -0,5 Prozent noch im negativen Bereich lag, notierte sie zwischenzeitlich wieder bei über einem Prozent – der höchste Stand seit Mitte 2015. Mittelfristig dürften daher die Überschüsse der Lebensversicherer wieder steigen – und in deren Folge auch die Überschussbeteiligung der Kundschaft. „Gleichzeitig wirken sich steigende Zinsen positiv auf die finanzielle Stabilität der Lebensversicherer aus, wie sich bereits 2021 gezeigt hat“, heißt es vonseiten des GDV. So stieg die Solvenzquote binnen Jahresfrist von 370 auf 450 Prozent.


Weitere Artikel

Listing

23.07.2024 Branche

Umfrage: Im Schadensfall punktet schnelle Hilfe

Die Schäden durch Umweltkatastrophen häufen sich, sodass Versicherer immer schneller handlungsfähig sein sollten. Doch beim Schadensmanagement ist noch viel Luft nach oben. Wie groß die Unzufriedenheit der Kunden und Kundinnen ist und was auf deren Wunschliste ganz oben steht, hat eine Studie im Auftrag der Unternehmensberatung BearingPoint jetzt ermittelt.

> weiterlesen
Listing

09.07.2024 Branche

WSI-Daten: Gender Pay Gap wächst

Ein Blick auf den Lohnspiegel bei den Versicherungskaufleuten zeigt: Mit den Berufsjahren steigt zwar der Verdienst – allerdings vergrößert sich auch der Abstand der Gehälter zwischen Männern und Frauen, moniert das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung.

> weiterlesen
Listing

26.06.2024 Branche

YouGov-Studie: Bei Vorsorge auf Beratung setzen

Wer Geld fürs Alter zurücklegen will, sollte auf Beratung nicht verzichten. Eine Studie im Auftrag des Versicherers CanadaLife in sechs Ländern belegt, wie Sparer davon profitieren.

> weiterlesen