20.10.2021 Branche

Munich Re: Rückversicherungs­preise werden steigen

Der weltweit größte Rückversicherer rechnet nach der Flutkatastrophe im Sommer und angesichts der Inflation mit höheren Preisen. Derzeit laufen die Verhandlungen mit den Erstversicherern.

Die Munich Re übernimmt weltweit für rund 4000 verschiedene Versicherungen Teile des Risikos und berät sie im Versicherungsgeschäft. (Foto: © Munich Re )
Die Munich Re übernimmt weltweit für rund 4000 verschiedene Versicherungen Teile des Risikos und berät sie im Versicherungsgeschäft.
(Foto: © Munich Re )

Die Munich Re rechnet, vor allem angesichts der Hochwasserkatastrophe vom Juli, mit steigenden Preisen für Rückversicherungsschutz in Europa. Hinzu kommt die höhere Inflation, die weiterhin mit einer niedrigen Verzinsung bei den Kapitalanlagen einhergeht. Sie treibt nach Ansicht der Munich Re die Schadensummen nach oben, obgleich sich die Inflation langfristig wieder normalisieren dürfte. Auch Cyberattacken spielten zunehmend eine Rolle.

Preise nicht risikoadäquat

 

„Die steigenden Preise bei vielen Wirtschaftsgütern und die jüngsten Großschäden sprechen für spürbar steigende Rückversicherungsraten in Europa. Die hohen Schäden durch das extreme Hochwasser und die Zunahme mittelschwerer Wetterereignisse wie Dürren oder Waldbrände treffen Bereiche mit teilweise nicht risikoadäquaten Preisen und Bedingungen”, sagt Dr. Doris Höpke. Die für das Europageschäft zuständige Vorständin verlässt im Frühjahr 2022 nach 22 Jahren das Unternehmen.

Die Ankündigung des Rückversicherers kommt nicht zufällig. Schließlich findet dieser Tage das jährliche Branchentreffen der Rückversicherer in Baden-Baden statt – wegen der Corona-Pandemie allerdings erneut großenteils online. Dabei werden mit den Kunden die Konditionen für das folgende Jahr ausgelotet. Für die Vertragserneuerung mit Erstversicherern wie Allianz oder Axa sieht Höpke aufgrund der Entwicklung „Impulse für eine anhaltende Marktverhärtung”. Darunter verstehen Rückversicherer ein steigendes Prämienniveau.

Klimawandel muss bei Risikobewertung stärker berücksichtigt werden

 

Die Munich Re schätzt die verheerenden Gesamtschäden infolge der Flutkatastrophe des Sommers in Europa auf 46 Milliarden Euro, in Deutschland auf 33 Milliarden Euro. Das koste die Versicherer in Europa und Deutschland mehr als neun bzw. sieben Milliarden Euro. Eine Forderung des Rückversicherers ist nun, dass neben Maßnahmen zur besseren Prävention auch der Einfluss des Klimawandels bei der Risikobewertung stärker berücksichtigt werden muss. Denn gerade der mache solche regionalen Extremniederschläge wahrscheinlicher. 

Eine Pflichtversicherung für Flutschäden in Deutschland wird von dem Unternehmen ebenso befürwortet wie der Aufbau von staatlich gestützten Risikopools zur Absicherung von pandemiebedingten Betriebsunterbrechungen. Auch für bestimmte Cyberrisiken mit systemischem Charakter, z.B. als Folge von Cyber-War-Angriffen, wären staatlich gestützte Risikopools nötig, da diese nicht von den Versicherern alleine geschultert werden könnten.


Weitere Artikel

Listing

02.05.2024 Branche

GDV: Schäden durch Betrug kosten Versicherer wohl sechs Milliarden Euro

Mit den gestiegenen Regulierungskosten wachsen auch die Verluste durch Betrügereien. Das haben Berechnungen der Versicherer ergeben. Die Zeche zahlen am Ende die ehrlichen Kunden.

> weiterlesen
Listing

23.04.2024 Branche

GDV: Solvency II hui, Zahlungsverzugsverordnung pfui

Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft ist zufrieden mit den aufsichtlichen Anforderungen, die im Rahmen von Solvency II an den Versicherungssektor gestellt werden – das gilt ausdrücklich auch für das Thema Nachhaltigkeit. Scharfe Kritik übt der GDV hingegen an der geplanten Zahlungsverzugsverordnung.

> weiterlesen
Listing

16.04.2024 Branche

BaFin-Bericht: Finanz- und Versicherungsbranche hat mehr Ärger mit ihren Kunden

Die Finanzaufsicht BaFin verzeichnet gut 60 Prozent mehr Beschwerden aus den Reihen der Kundinnen und Kunden von Banken, Versicherungen und Wertpapierdienstleistern. Wie die BaFin für mehr Bekanntheit sorgt und worüber der Unmut besonders groß ist, erläutert Christian Bock, Leiter der BaFin-Verbraucherschutzabteilung.

> weiterlesen