18.11.2022 Branche

Nachhaltigkeitsrating: Das sind die Besten

Die Anforderungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung wachsen stetig. Doch bei der Ermittlung den indirekten Emission mangelt es noch sehr an Transparenz. Eine aktuelle Studie von Morgen & Morgen bescheinigt den Versicherern dennoch insgesamt eine gute Performance. Im Ranking ganz vorn: Axa.

Seit 2018 gilt EU-weit für bestimmte Unternehmen die CSR-Berichtspflicht. Diese müssen in separaten Nachhaltigkeitsberichten Informationen unter anderem zu Umwelt-, Sozial- und Arbeitnehmerbelangen offenlegen. (Foto: © Song_about_summer - stock.adobe.com)
Seit 2018 gilt EU-weit für bestimmte Unternehmen die CSR-Berichtspflicht. Diese müssen in separaten Nachhaltigkeitsberichten Informationen unter anderem zu Umwelt-, Sozial- und Arbeitnehmerbelangen offenlegen.
(Foto: © Song_about_summer - stock.adobe.com)

Die beiden Beratungsunternehmen Morgen & Morgen und Zielke Research Consult bewerten im aktuellen „ESG-Unternehmensranking 2022“ wie es um die Nachhaltigkeitstransparenz der deutschen Versicherungsgesellschaften bestellt ist. In der Studie beurteilen die Fachleute die Berichte der Gesellschaften hinsichtlich ihrer Zielsetzungen in den Bereichen Environment, Social und Governance (ESG). Offenbar wegen der starken Verbreitung und Bekanntheit des Begriffs wurde das ursprüngliche CSR-Ranking der beiden Häuser nun umbenannt.

Wachsende Anforderungen in der Berichterstattung

 

Das Ranking orientiert sich an den Transparenzpflichten, die die Aufsichtsbehörde BaFin den Versicherern in Sachen Nachhaltigkeit auferlegt. Berücksichtigt wird auch, dass bestimmte Unternehmen nach der EU-Taxonomie-Verordnung seit diesem Jahr den ökologisch nachhaltigen Anteil ihrer Umsatzerlöse, ihrer Investitions- und ihrer Betriebsausgaben offenlegen müssen. Ab dem Jahr 2025 gilt die gerade entstehende europäische Nachhaltigkeitsberichtserstattung gemäß Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD). Diese soll bestehende Lücken bei den Berichtsvorschriften schließen und die Nachhaltigkeitsberichterstattung insgesamt ausweiten. Ziel ist es, die Rechenschaftspflicht europäischer Unternehmen über Nachhaltigkeitsaspekte zu erhöhen und erstmals verbindliche Berichtsstandards auf Ebene der EU einzuführen. Die Untersuchung greift laut der Autoren das Thema der wachsenden Anforderungen auf. „Wir kennen sowohl die aktuellen Anforderungen als auch die kommenden und lassen das in unsere Bewertungsrichtlinien einfließen. Die Gesellschaften sollten schon heute ihre Weichen richtig stellen, damit sie nicht in Zukunft nochmal ran müssen“, sagt Carsten Zielke, Geschäftsführer der Zielke Research Consult GmbH.

Fehlende Scope-Angaben bereiten Analysten Schwierigkeiten

 

Doch nicht jedem Versicherer falle es leicht, Schritt zu halten. Besonders schwierig sei es für Unternehmen die indirekten Emissionen, die in der Wertschöpfungskette eines Unternehmens entstehen (Scope 3), kurzfristig auch auf die Kapitalanlagen auszuweiten. „Es gibt schon noch Unterschiede zwischen denjenigen, die möglichst viel bewegen wollen und denen, die eher als Follower agieren. Der Großteil ist aber auf dem richtigen Weg. Jedoch sind wir noch ein weites Stück davon entfernt, beurteilen zu können, ob die Versicherer auf dem 1,5 Grad-Pfad angekommen sind. Hierzu erwarten wir vor allem mehr Scope 3-Angaben in den nächsten Berichten“, so Zielke.

Tatsächlich haben nur zehn von 50 Versicherern der Untersuchung ihre Berechnung der Scopes durch einen externen Dritten prüfen lassen. Bei ihnen stieg der CO2-Ausstoß pro Mitarbeiter. Doch bei jenen Gesellschaften, die auf eine solche Verifizierung ihrer Treibhausgasemissionen verzichten, konnten immerhin 47 Prozent ihr Ergebnis im Bereich Umwelt in diesem Jahr verbessern. „Die Gesellschaften sollten in Erwägung ziehen, ihre CO2-Emissionen verifizieren zu lassen, um einen Greenwashing-Verdacht nicht erst aufkommen zu lassen“, so Zielke.

Mehr Kriterien, bessere Ergebnisse

 

Das „ESG-Unternehmensranking 2022“ bewertet die CSR-Berichte 2021 von 50 Gesellschaften. Dabei wurden die Bewertungskriterien laut der Studienmacher verschärft. So untersuchen die Analysten nun unter anderem auch, wie hoch der Ökostromanteil ist, ob es eine Verifizierung der CO2-Emissionen durch externe Dritte gibt, wie es um ESG außerhalb der Sparte Leben bestellt ist und ob eine Nachhaltigkeitsstrategie verankert worden ist.

Die Gesamtpunktzahl jedes Versicherers, auf der das Ranking aufbaut, besteht jeweils zu einem Drittel aus den drei ESG-Bereichen. Dabei liegt das Gesamtergebnis der ausgewerteten Versicherungsunternehmen im Berichtsjahr 2021 im Durchschnitt bei 2,81 Punkten (Vorjahr: 1,48 Punkte). Der stark anmutende Zuwachs entsteht nicht nur durch verbessertes Verhalten, sondern auch durch zwei zusätzliche Kriterien, welche im Durchschnitt mit 0,66 Punkten in die Gesamtbepunktung einfließen. Im Bereich Soziales seien die Versicherer transparenter geworden, zwei erreichen hier erstmals die Höchstbewertung. Dennoch: In den Teilbereichen Kinderbetreuung, Familienbeihilfe und Gesundheitsmanagement haben manche Unternehmen laut aktuellem Ranking nachgelassen. Dass 78 Prozent der Gesellschaften gute Unternehmensführung mittlerweile fest ins Unternehmen integriert hätten, bewerten die Analysten als Ausdruck der wachsenden Priorität des Themas Nachhaltigkeit in der Führung. Insgesamt sehen die Autoren trotz der Verbesserung aber ein noch nicht ausgeschöpftes Potenzial.

Nur noch zwölf Unternehmen in der besten Kategorie

 

Eine goldene Platzierung wird für mehr als 3,9 Punkte, eine silberne für 2,75 bis 3,89 Punkte und eine bronzene für 1,6 bis 2,74 Gesamtpunkte vergeben. Die Bewertungsskala reicht hierbei von minus 4,67 bis plus 5,25 Punkte. In der Topkategorie landen dieses Jahr zwölf Unternehmen. Damit sinkt die Anzahl der Versicherer mit „Gold“-Status im Vergleich zum Vorjahr allerdings um zwei. An der Spitze steht wie im Vorjahr Axa, dahinter folgen Zurich und Gothaer. Mit der Bayerischen und Talanx gibt es zwei Gesellschaften, die sich neu in der ersten Riege des Rankings wiederfinden. Absteiger aus der „Gold“-Klassee sind hingegen: Signal Iduna, Allianz, Hanse Merkur und Provinzial. Die Anzahl der mit „Silber“ ausgezeichneten Gesellschaften nimmt um zwei Versicherer auf nun insgesamt 16 zu. Mit zwölf Versicherern in der Bronze-Kategorie sind hier drei Gesellschaften mehr als im vergangenen Jahr zu verzeichnen. Im geschlagenen Feld liegen einige namhafte Player der Branche. Deutlich verschlechtert zum Vorjahr hat sich dabei beispielsweise die HUK-Coburg. An letzter Stelle des Rankings liegt die Continentale, die zumindest den Anschluss an das weitere Feld geschafft hat.

Alle Unternehmensbewertungen finden sich hier.


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