Neuer Stresstest für Versicherer
Die Europäische Aufsichtsbehörde EIOPA hat den europaweiten Stresstest für Versicherungsunternehmen gestartet. Wie schon bei der Auflage von 2018 liegt der Fokus auf großen europäischen Versicherungsgruppen.
Die Europäische Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung EIOPA hat den europaweiten Stresstest für Versicherungsunternehmen gestartet. Wie schon 2018 liegt der Fokus auf großen europäischen Versicherungsgruppen – auch wegen deren Systemrelevanz für den Finanzssektor. Europaweit werden 44 Gruppen teilnehmen, davon fünf aus Deutschland: Allianz, Münchener Rück, HDI/Talanx, R+V und Alte Leipziger-Hallesche – Letztere war als einzige beim letzten Stresstest noch nicht vertreten und ersetzt diesmal die HUK-Coburg.
Im Fokus: Coronafolgen und Zinstief
Ziel ist es, die Widerstandsfähigkeit des Versicherungssektors gegen mögliche negative Entwicklungen zu beurteilen – diesmal vor dem besonderen Hintergrund des aktuellen Pandemie-Szenarios. Hier wird angenommen, dass infolge der Corona-Krise das Vertrauen in die Finanzmärkte langfristig gestört ist und zu einem wirtschaftlichen Abschwung führt. Teil des Negativszenarios ist außerdem, dass das Niedrigzins-Niveau an den Finanzmärkten weiter anhält. Untersucht werden auf dieser Basis unter anderem die Folgen für Unternehmensbilanz, Eigenmittel und Garantiepflichten gegenüber den Kunden.
Ergebnis bis Jahresende
Bis zum 13. August müssen alle teilnehmenden Versicherungsgruppen ihre Berichtsformulare bei den nationalen Aufsichtsbehörden einreichen – in Deutschland also bei der BaFin. Diese überprüfen die Daten und übermitteln sie anschließend an EIOPA. Die europäische Aufsichtsbehörde hatte den nationalen Pendants bereits vor Start des Stresstests Entwürfe relevanter Unterlagen bereitgestellt, die von dort an die Teilnehmer weitergeleitet wurden. Die Ergebnisse sollen dann bis Jahresende vorliegen, müssen von den Versicherern aber nicht publiziert werden.
Recht solide Ausgangslage
Das Gros der vom Stresstest betroffenen Unternehmen scheint bisher recht gut durch die Pandemie gekommen zu sein. Die Jahresbilanzen fielen solide aus oder ließen jedenfalls positive Ausblicke zu. Lediglich R+V und Alte Leipziger/Hallesche mussten beim Ergebnis deutliche Einbußen hinnehmen. Hier schlugen u.a. zusätzliche Pandemiekosten zu Buche.
Einen Hinweis auf die Finanzkraft gibt die aufsichtliche Solvenzquote der Lebenssparte. Sie lag laut Assekurata bei der Ergo Leben als Erstversicherungstochter der Munich Re mit 309 Prozent deutlich unter Vorjahr (420 Prozernt). Auch bei der Alten Leipziger ging der Wert zurück: von 377 auf 300 Prozent. Allianz (355 zu 322), HDI Leben (582 zu 473) und R+V AG (553 zu 441) konnten hier 2020 bessere Quoten vorweisen als im Vorjahr.