19.01.2022 Branche

Öffentliche Versicherer richten Schaden­pool für Naturkatastrophen ein

Die Flutkatastrophe 2021 hat die öffentlichen Versicherer wegen der hohen Schäden schwer belastet. In Zukunft soll in solchen Fällen ein solidarischer Schadenpool helfen, den neun Versicherer nun beschlossen haben. Ob das Volumen von maximal 500 Millionen Euro dafür ausreicht, scheint fraglich.

Laut des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft war 2021 das teuerste Naturgefahrenjahr seit Beginn der Statistik Anfang der 1970er-Jahre. (Foto: Hermann Traub/Pixabay)
Laut des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft war 2021 das teuerste Naturgefahrenjahr seit Beginn der Statistik Anfang der 1970er-Jahre.
(Foto: Hermann Traub/Pixabay)

Die öffentlichen Versicherer haben zum Jahresbeginn einen gruppeninternen Naturkatastrophen-Schadenpool eingerichtet. Das teilte der Verband öffentlicher Versicherer jetzt mit. Der Pool soll künftig die mögliche Schadenbelastung eines öffentlichen Versicherers nach einem regional konzentrierten, extremen Naturgefahrenereignis über den bestehenden Rückversicherungsschutz hinaus abfedern. Das mit einer Kapazität von bis zu einer halben Milliarde Euro ausgestattete Deckungskonzept wird unter solidarischer Beteiligung aller öffentlichen Versicherer über die Deutsche Rückversicherung AG organisiert. Priorität und Haftung orientieren sich laut Verband an der unternehmensindividuellen Exponierung für Naturgefahren.

Öffentliche Versicherer mit Schwerpunkt in der Wohngebäudeabsicherung

 

Die beteiligten neun dem Verband angehörigen öffentlichen Erstversicherer erreichen gemeinsam mehr als 22 Milliarden Euro Prämienvolumen und einen Anteil von rund elf Prozent am deutschen Versicherungsmarkt. Nach Verbandsangaben ist fast jedes dritte Haus bei ihnen versichert. Zu ihnen gehören: Versicherungskammer Bayern, Provinzial Holding AG, SV Sparkassenversicherung Holding AG, VGH Versicherungen, Sparkassen-Versicherung Sachsen, Badischer Gemeinde-Versicherungs-Verband, Öffentliche Versicherung Braunschweig, Öffentliche Versicherungen Oldenburg und die Ostfriesische Landschaftliche Brandkasse.

Beitrag zur Erhöhung der Versicherungsdichte

 

Hintergrund der Maßnahme dürfte die Flutkatastrophe des vergangenen Sommers und die anhaltende Diskussion über die Zukunft einer finanzierbaren Absicherung von Elementarschäden sein. So ist in Deutschland nur knapp die Hälfte aller Privathäuser gegen Schäden durch Naturgefahren wie Hochwasser oder Überschwemmung versichert, wie der Verband feststellt. „Alle öffentlichen Versicherungsunternehmen sind durch den neuen Naturkatastrophen-Schadenpool den Herausforderungen schwer einzuschätzender Extremwetterereignisse infolge des Klimawandels regional noch besser gewachsen”, sagt Dr. Wolfgang Breuer, Präsident des Verbands öffentlicher Versicherer.

Welchen Nutzen kann der Pool bei Milliarden-Schäden haben?

 

Der Verband wertet die Maßnahme auch als Positionierung der öffentlichen Versicherer vor dem Hintergrund der politischen Diskussion über die Erhöhung der Versicherungsdichte. „Mit ihrem schnellen und entschiedenen Handeln zeigen die öffentlichen Versicherer, dass sie in der Lage sind, mit dem Klimawandel einhergehende Risiken bei steigender Versicherungsdichte vorausschauend zu managen und wirksam abzusichern”, so Breuer.

Dabei scheint jedoch fraglich, welchen Beitrag der Pool mit seinen bestenfalls 500 Millionen Euro tatsächlich leisten kann. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) bezifferte allein die versicherten Schäden der Flutkatastrophe vor einem halben Jahr nach mehrmaligen Korrekturen zuletzt auf 8,2 Milliarden Euro. 


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