Studie: Was KI den Versicherern bringt
Ein Whitepaper der Unternehmensberatung Deloitte zeigt, wie die Versicherungsbranche das Potenzial von Künstlicher Intelligenz bereits für sich nutzt – und woran es bei der Umsetzung noch mangelt.
Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Versicherungswirtschaft ist in einer entscheidenden Phase. Das ergab eine aktuelle Befragung der Unternehmensberatung Deloitte zusammen mit dem InsurTech Hub Munich (ITHM), einer Innovationsplattform der Versicherungswirtschaft. Anfang 2024 hatten der ITHM und das Beratungsunternehmen eine Initiative zur Skalierung und strategischen Integration von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Versicherungsbranche gestartet. Hierzu liegt jetzt eine aktuelle Studie vor. Sie liefert Einblicke in die wichtigsten Trends, Herausforderungen und Strategien von KI in der Versicherungswirtschaft.
Effizienzsteigerung als wichtigster Motivator
Der wichtigste Antrieb für KI-Investitionen ist demnach derzeit die Optimierung und Rationalisierung von Geschäftsprozessen. 94 Prozent der Versicherer räumen diesem Ziel Priorität ein. Als weitere Gründe folgen die Erhöhung der Kundenzufriedenheit (59 Prozent) und die Steigerung des Umsatzes (41 Prozent).
Auch die Schwerpunkte der aktuellen KI-bezogenen Investitionen zeigen, dass Effizienzgewinne derzeit im Vordergrund stehen. So investieren 53 Prozent der Befragten in IT-Infrastruktur und Daten, 47 Prozent jeweils in die Verbesserung des Kundenservices und des Schadenmanagements sowie 41 Prozent in Marketing und Vertrieb.
„Die Versicherer verzeichnen bereits erste Erfolge mit KI-Projekten“, stellt Dr. Jörg Günther, Partner und Insurance Lead Consulting bei Deloitte, fest. „Für die erfolgreiche Skalierung müssen nun die Bedürfnisse der Kunden und Kundinnen sowie der Mitarbeitenden in den Mittelpunkt gestellt werden“, rät der Fachmann. Denn es ist bleibt viel Luft nach oben. Nach Angaben der Interviewteilnehmenden sind Investitionen in KI für Vertragsverwaltung und Kundenservice sowie für das Schadenmanagement nicht nur ein temporärer Schwerpunkt. Vielmehr sieht die Mehrheit der Befragten in diesen Bereichen der Wertschöpfungskette auch das größte ungenutzte Potenzial.
Integration in bestehende Prozesse ist größtes Hindernis
Insgesamt stehe die Branche bei der Skalierung von KI-Lösungen „noch vor erheblichen Herausforderungen“, so Deloitte-Experte Günther. So nennen 59 Prozent der Befragten Schwierigkeiten bei der Integration von KI in bestehende Systeme oder Prozesse als größtes Hindernis bei der breiten Einführung. Für 41 Prozent stellt auch die unzureichende KI-Expertise im Unternehmen ein Problem dar. Es folgen eine begrenzte Reife der technologischen Infrastruktur (35 Prozent), Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes und der Datensicherheit (35 Prozent) sowie Unsicherheiten bezüglich Regulierung und Compliance (29 Prozent).
Vor allem dem Mangel an qualifizierten Fachkräften müsse mit Fortbildungsmaßnahmen begegnet werden, stellen die Experten fest: „Obwohl zwei Drittel der Versicherer ihre KI-Kenntnisse als ‚ausreichend‘ einstufen, besteht sowohl bei den technischen als auch bei den betriebswirtschaftlichen Kenntnissen weiterer Ausbaubedarf, um die KI-Herausforderungen effektiv angehen zu können“, heißt es in dem Whitepaper. Die Autoren mahnen außerdem: „Obwohl KI als Katalysator für langfristiges Wachstum anerkannt ist, laufen viele Versicherer Gefahr, zu wenig in wachstumsorientierte Initiativen zu investieren.“
Mehr als zwei Drittel planen Investitionen in KI-Weiterbildung
Immerhin planen 71 Prozent der befragten Versicherer, künftig verstärkt in die Weiterbildung ihrer Mitarbeitenden zu investieren. Darunter fallen maßgeschneiderte eigene Trainingsangebote genauso wie die Entwicklung von Wissensgemeinschaften durch strategische Partnerschaften. Ein Drittel der Befragten lagert bestimmte IT-Funktionen teilweise oder sogar vollständig aus. Ganze 88 Prozent kooperieren außerdem bereits mit Start-ups im KI-Bereich, weitere 75 Prozent mit großen Tech-Firmen. Ebenso viele setzen auf die Unterstützung durch Beratungsfirmen.