01.03.2021 Branche

Versicherungen: Kunden zweifeln an Nachhaltigkeits-Engagement

Nachhaltigkeit ist ein großes Thema in der Versicherungsbranche. Doch noch nehmen die Kunden viele Versicherer hier als nicht sonderlich glaubwürdig wahr. Das fand die Kölner Ratingagentur Assekurata in einer Studie heraus.

Kunden erwarten zunehmend, dass Anbieter den Schutz des Planeten ernst nehmen. (Foto: Gerd Altmann/Pixabay)
Kunden erwarten zunehmend, dass Anbieter den Schutz des Planeten ernst nehmen.
(Foto: Gerd Altmann/Pixabay)

Versicherungskunden messen dem Thema Nachhaltigkeit eine große Bedeutung zu. In einer Umfrage der Kölner Ratingagentur Assekurata bestätigten 52,5 Prozent der Kunden die Aussage: „Beim Abschluss von Versicherungen wünsche ich mir mehr Beratung zur Nachhaltigkeit der Versicherungsgesellschaft.” Nur knapp jeder Vierte verneinte das Statement. Kein Wunder also, dass die Versicherer vermehrt die eigenen Leistungen bezüglich Nachhaltigkeit nach außen tragen.

So haben im vergangenen Jahr bereits 40 Gesellschaften einen eigenständigen Nachhaltigkeitsbericht online veröffentlicht. Weitere Unternehmen nutzen ihre Geschäftsberichte oder gesonderte Veröffentlichungen zur Klimaberichterstattung, um verschiedene Aspekte ihrer Nachhaltigkeit offenzulegen. Zudem werden zunehmend Versicherungsprodukte insbesondere in der Lebensversicherung mit Nachhaltigkeitskriterien beworben.

Schwache Noten für die Branche

 

Doch wie wirken diese Bemühungen der Unternehmen auf die Kunden? Vertrauen sie den Ausführungen, oder sehen sie diese – Stichwort Greenwashing – eher als Marketinginstrument, das vorwiegend dazu dient, den Unternehmen ein nachhaltiges Image zu verpassen? Hier ergibt sich ein gemischtes Bild, wie eine Assekurata-Studie zeigt: In Sachen Glaubwürdigkeit der Nachhaltigkeitsbemühungen geben die Kunden ihren Versicherern auf einer Skala von 1 bis 5 Noten zwischen 3,3 und 2,5 – was einem Durchschnittswert von 2,9 entspricht.

Unter Greenwashing-Verdacht

 

Bemerkenswert war die Aussage zur Ernsthaftigkeit der Bemühungen: „Die Versicherung ist doch nur vordergrundig umweltfreundlich und verantwortungsbewusst, will sich ein nachhaltiges Image verleihen, ohne dass es dafür eine hinreichende Grundlage gibt.” Von den 25 zur Beurteilung vorgegebenen Unternehmen erreichen mit der Debeka, HanseMerkur, SV Sparkassenversicherung, VKB, Zurich und Westfälische Provinzial gerade einmal sechs Gesellschaften Bewertungen, bei denen die zustimmenden Werte (Top-Boxen) über den negativen (Bottom-Boxen) liegen. Allerdings basieren die Bewertungen teilweise auf sehr geringen Fallzahlen. 

Unabhängige Expertise gefragt

 

Vertrauensbildend könnte hier die Bewertung der Nachhaltigkeit der Versicherer von unabhängiger Seite wirken, die die Mehrheit der Befragten befürwortet. So hat die Umweltorganisation Fair Finance Guide Ende 2020 geprüft, wie gut große deutsche Lebensversicherer internationale Nachhaltigkeitsstandards erfüllen. Am besten schnitt hier die Allianz Leben mit gerade mal 39 Prozent Übereinstimmung ab, gefolgt von Axa Leben (33 Prozent) und Debeka Leben (26 Prozent).

Vermittler in der Pflicht

 

Im März ist die Offenlegungsverordnung der Europäischen Union für mehr Transparenz bei nachhaltigen Geldanlagen in Kraft getreten. Finanzmarktteilnehmer und Finanzberater müssen von nun an schrittweise nachhaltigkeitsbezogene Informationen auf ihrer Internetseite, in vorvertraglichen Dokumenten und ab 2022 auch in regelmäßigen Berichten offenlegen. Ab dem kommenden Jahr werden Vermittler dann auch durch die Versicherungsvertriebsrichtlinie IDD und die Finanzmarktregel Mifid verpflichtet, die Wünsche und Anforderungen der Kunden bezüglich Nachhaltigkeit im Beratungsgespräch konkret zu erfragen.


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