03.04.2020 Branche

Wie die Versicherungswirtschaft die Krise sieht

AfW-Befragung mehrerer Versicherer legt Verunsicherung der Kunden offen. Der befürchteten negativen Geschäftentwicklung sollten auch Vermittler präventiv begegnen.

DIe Assekuranz steht vor unsicheren Zeiten. Die befragten Versicherer sehen sich aber gut aufgestellt. (Foto: © FM2- stock.adobe.com)
DIe Assekuranz steht vor unsicheren Zeiten. Die befragten Versicherer sehen sich aber gut aufgestellt.
(Foto: © FM2- stock.adobe.com)

Der Bundesverband Finanzdienstleistung AfW hat sechs Vorstände in Deutschland tätiger Versicherer im Rahmen einzeln geführter Interviews zu den Auswirkungen der Corona-Krise befragt. Das teilte der AfW heute mit. Ziel der Befragung sei es gewesen, die aktuelle Situation des Versicherungsmarktes zu betrachten sowie Chancen und Risiken für die Zeit nach der Krise zu identifizieren. Aber auch der Blick auf die eigene wirtschaftliche Situation der befragten Unternehmen habe eine Rolle gespielt und ganz besonders eine Einschätzung der Lage, in der sich die Vertriebspartner und damit die AfW-Mitglieder befinden.

Die zusammengefassten Ergebnisse der Befragung:

  • Sämtliche befragte Versicherer fühlen sich aktuell gut aufgestellt und der Situation absehbar gewachsen.
  • Sämtliche befragte Versicherer arbeiten - soweit möglich - in den Homeoffices.
  • Die Geschäftsentwicklung war zum Zeitpunkt der Befragung, Mitte vergangener Woche, stabil. Mit einem signifikanten Rückgang in den kommenden Wochen wird gerechnet.
  • Mit zunehmenden Kundenanfragen wegen Zahlungsschwierigkeiten aufgrund Kurzarbeit etc. wird ebenfalls gerechnet.
  • Die kontaktlose Beratung und Betreuung der Kunden über Telefon, Video etc. ist heute gefordert.
  • Zunehmende Kündigungszahlen bei Biometrie- und Altersvorsorgeverträgen sind nicht auszuschließen
    Stornoprävention ist die zentrale Herausforderung für Vermittler und Versicherer.
  • Die meisten Versicherer bieten ihren Kunden unbürokratische Liquiditätshilfen wie Beitragsstundungen und andere Möglichkeiten.
  • Sämtliche befragte Versicherer verfügen über Storno-Sonderregelungen und leisten Vertriebspartnern in Notlagen individuell gezielte finanzielle Hilfen.
  • Eine Tendenz zu zyklischem Handeln in der Kapitalanlage seitens der Kunden ist erkennbar. Beispielsweise die Flucht in Deckungsstockanlagen.
  • Vermögendere Kunden nutzen teilweise die Kursrückgänge für die Platzierung signifikanter Einmalbeiträge.
  • Beratungstermine mit Vermittlern werden insbesondere von Unternehmen abgesagt, vor allem mit Auswirkungen auf das bAV Neugeschäft.
  • Die Unsicherheit bei den Kunden nimmt wegen der Schwankungen der Kapitalmärkte zu.
  • In der Krise erhöht sich teilweise die freie Liquidität der Menschen mit der Möglichkeit zur Absicherung individueller Risiken.
  • Der Austausch von Vertriebsansätzen und -ideen in der Branche ist wichtiger denn je.
  • Jeder Umsatzrückgang schafft Potentiale für künftige, neue, andere Umsätze.
  • Gemeinsam sinnstiftend zu handeln ist aktuell für die Branche und ihr Image entscheidend.
     
    Der AfW begrüße die bereits getroffenen Regelungen zum Schutz der Vermittler und fordert alle Versicherer auf, diese Solidarität branchenweit gegenüber ihren Vermittlern, also den Müttern und Vätern ihrer Bestände, zu zeigen.

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