21.05.2021 Branche

Wie es mit der Versicherungswirtschaft global weitergeht

Nach einem trotz Pandemie überschaubaren Rückgang der Prämieneinnahmen 2020 erwartet die Allianz in diesem Jahr für die Branche ein weltweites Wachstum von 5,1 Prozent, heißt es im „Global Insurance Report 2021“. Für das schwächelnde Leben-Geschäft in Europa gebe es zudem Hoffnung auf eine Trendumkehr.

Die Zeichen stehen auf Wachstum, insbesondere in den USA und China. In Europa wird das Vor-Krisen-Niveau vermutlich erst 2023 wieder erreicht. (Foto: Gerd Altmann/Pixabay)
Die Zeichen stehen auf Wachstum, insbesondere in den USA und China. In Europa wird das Vor-Krisen-Niveau vermutlich erst 2023 wieder erreicht.
(Foto: Gerd Altmann/Pixabay)

Die Versicherungsindustrie ist 2020 in der Corona-Krise mit einem blauen Auge davongekommen. So sieht es zumindest der vor kurzem veröffentlichte „Allianz Global Insurance Report 2021“. Die globalen Prämieneinnahmen gingen lediglich um 2,1 Prozent zurück. Dabei konnte die Sachversicherung sogar noch ein kleines Plus von 1,1 Prozent verzeichnen; das Leben-Geschäft brach dagegen um 4,1 Prozent ein. Das gesamte Prämienaufkommen lag vergangenes Jahr rund 80 Milliarden Euro niedriger als vor der Krise und summierte sich auf 3,73 Billionen Euro oder 5,5 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung. Insgesamt war der Rückgang aber stärker als 2009 (-1,1 Prozent) in der Folge der Finanzkrise.

Leben-Geschäft in Europa eingebrochen, aber Chance zur Trendumkehr

 

Besonders betroffen war Westeuropa. Dort wurde im weltweiten Vergleich mit minus 5,1 Prozent der stärkste Prämieneinbruch verzeichnet. Während sich die Sachsparte noch gerade behaupten konnte (+0,5 Prozent), gingen die Einnahmen in der Lebensparte um 7,8 Prozent zurück. Ohnehin ist laut Allianz-Analyse die Lebensversicherung das Sorgenkind der europäischen Versicherungswirtschaft. In den vergangenen zehn Jahren lag hier das Wachstum bei nur 0,6 Prozent pro Jahr – in der Sachversicherung war es viermal so hoch.

Eine Ausnahme bildete der deutsche Versicherungsmarkt. Er gehörte 2020 zu den wenigen entwickelten Märkten, in denen die Prämieneinnahmen stiegen. Naturgemäß sei das Plus mit 0,8 Prozent aber sehr bescheiden ausgefallen. Das Sachgeschäft konnte sogar um 2,1 Prozent zulegen. Aber auch das Minus in der Leben-Sparte (-0,1 Prozent) fiel deutlich niedriger aus als in vielen anderen Märkten.

Die Zeit nach der Pandemie biete dank zusätzlicher Ersparnisse der europäischen Haushalte in Höhe von knapp 500 Milliarden Euro aber die einmalige Chance zur Trendumkehr. Gelingt es der Industrie, ihre Expertise in der nachhaltigen Anlage in attraktive Produkte für ihre Kunden umzumünzen, sollte sie sich einen Teil dieses Kuchens sichern können, so die Allianz-Einschätzung.

Von der Produktlogik hin zu einem umfassenden Service-Ansatz

 

Trotz der Widerstandsfähigkeit der Branche habe die Corona-Krise tiefgreifende Veränderungen eingeläutet, so der Allianz-Report. Die Ansprüche der Stakeholder seien massiv gestiegen. Dies betreffe nicht zuletzt die Kunden, die, vollends digitalisiert, neue Anforderungen an ihre Beziehung zu Versicherern stellten. Für die Industrie bedeute dies eine tiefgreifende Transformation – weg von einer reinen Produktlogik und hin zu einem umfassenden Service-Ansatz, bei dem nicht die finanzielle Entschädigung, sondern das Management und die Vermeidung von Risiken im Mittelpunkt steht. Eindeutige Botschaft der Experten: Nur so kann die Industrie vom gestiegenen Bedürfnis nach Schutz und Absicherung in der Post-Corona-Welt auch angemessen profitieren.

Starkes Wachstum prognostiziert

 

Für 2021 erwarten die Allianz-Analysten ein kräftiges Wachstum der Versicherungsbranche. Insgesamt sollen die Prämien demnach global um 5,1 Prozent steigen. Die USA (+5,3 Prozent) und China (+13,4 Prozent) werden dabei als die beiden Wachstumslokomotiven gesehen. Nach dem starken Einbruch im Vorjahr werde die Erholung im Leben-Segment (+5,7 Prozent) etwas kräftiger ausfallen als in der Sachsparte (+4,2 Prozent). Das starke Wachstum sollte sich laut Bericht auch in den Folgejahren fortsetzen, angetrieben durch den verstärkten Fokus auf Nachhaltigkeit und den weiteren Aufstieg der Schwellenländer. Weltweit erscheine ein durchschnittliches Wachstum von über fünf Prozent in den nächsten zehn Jahren möglich. 

In Europa werde das Vor-Krisen-Niveau wahrscheinlich erst 2023 erreicht. Spiegelbildlich zur schwächeren Wirtschaftsentwicklung sei 2021 nur mit einem Wachstum von 1,2 Prozent zu rechnen. Danach ist laut Report jedoch auch in Europa eine Beschleunigung zu erwarten, im Mittel der nächsten zehn Jahre sollte sich das Wachstum bei drei Prozent und damit deutlich über dem Niveau der letzten Dekade (1,2 Prozent) einpendeln.


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