Berechnung: Rentenlücke in Millionenhöhe
Das Verbraucher-Portal Finanztip hat berechnet, dass sich die Rentenlücke im Alter bis auf eine Million Euro summieren kann. Entsprechend besorgt über ihre Altersvorsorge sind laut einer Umfrage viele Menschen.

(Foto: © Robert Kneschke – stock.adobe.com)
Die gesetzliche Rentenversicherung allein reicht für viele Menschen nicht aus. Die Rentenlücke von Durchschnittsverdienern kann sich bis ins hohe Alter auf rund eine Million Euro summieren. Das zeigen neue Berechnungen von Finanztip. Dennoch sorgen viele Menschen laut einer repräsentativen Umfrage des Ratgeberportals nicht genügend vor: Die Mehrheit der Befragten macht sich zwar große oder sehr große Sorgen um ihre Altersvorsorge (57 Prozent), doch mehr als jeder Vierte zahlt lediglich in die gesetzliche Rentenversicherung ein und verzichtet auf zusätzliche Vorsorge (27 Prozent).
Altersarmut droht – Frauen besonders besorgt
Die Zahlen der aktuellen Finanztip-Umfrage unter Menschen, die noch nicht im Ruhestand sind, sind alarmierend: 64 Prozent der Frauen befürchten, im Alter finanziell nicht ausreichend abgesichert zu sein, bei den Männern trifft das auf etwa jeden Zweiten zu (48 Prozent). Gänzlich sorgenfrei mit Blick auf die Rente ist einer von zwanzig Befragten (vier Prozent). Trotzdem sorgen viele Deutsche nicht oder nur unzureichend vor: Jeder vierte Nichtruheständler spart nicht für seine Altersvorsorge (25 Prozent), die meisten legen monatlich 100 bis 249 Euro fürs Alter zurück (27 Prozent). Besonders auffällig: Jede vierte Frau kann weniger als 100 Euro pro Monat für ihre Altersvorsorge zurücklegen (25 Prozent), 30 Prozent keinen einzigen Cent. Das ist bei den männlichen Befragten anders: Nur 13 Prozent sparen weniger als 100 Euro und nur 19 Prozent nichts. Auch sehr deutlich: 40 Prozent der Männer sorgen mit mehr als 250 Euro pro Monat fürs Alter vor, bei den Frauen schaffen das nur 17 Prozent.
Die Eine-Million-Euro-Rentenlücke
„Viele Menschen verlassen sich immer noch zu sehr auf die gesetzliche Rente und unterschätzen, wie viel sie sparen müssen, um später abgesichert zu sein“, so Finanztip-Chefredakteur Saidi Sulilatu. „Gerade weil die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland seit Jahrzehnten steigt, wächst der persönliche Bedarf.“ Der Geldratgeber hat berechnet, dass eine heute 30-jährige Frau, die monatlich rund 2.700 Euro netto verdient, einen Gesamtbedarf von einer Million Euro hat, wenn sie mit 67 Jahren in Rente geht und 100 Jahre alt wird. Rechnet man mit durchschnittlich zwanzig Rentenjahren für eine heute 30-Jährige, liegt die Rentenlücke immer noch über 500.000 Euro. „Es ist wichtig, sich an große Zahlen bei der lebenslangen Rentenlücke zu gewöhnen“, so Sulilatu. Bei der Rechnung wurde ein Budget von 80 Prozent ihres letzten Gehalts vor dem Renteneintritt sowie eine Steigerung der Lebenserhaltungskosten durch Inflation berücksichtigt.
ETFs für die Altersvorsorge
Wie können Erwerbstätige die oftmals große Rentenlücke effektiv schließen? Laut der neuen Finanztip-Umfrage stehen dafür Tages- und Festgeldkonten in Deutschland hoch im Kurs (30 Prozent), außerdem Lebens- und Rentenversicherungen sowie betriebliche Altersvorsorge (je 26 Prozent). „Bei der Altersvorsorge setzen viele auf Sicherheit, aber die hat ihren Preis“, so Sulilatu. „Die Garantien der Finanzprodukte sorgen dafür, dass das Geld nicht renditeträchtig in den Aktienmarkt investiert werden kann und die Renditen kaum deutlich über der Inflationsrate liegen.“
Nur etwa jeder fünfte Befragte investiert bereits passiv in Aktien-ETFs (21 Prozent). Dabei seien weltweite Aktien-ETFs eine gute Lösung, um vorzusorgen: „Unsere Berechnungen zeigen, dass Erwerbstätige langfristig mit einem weltweiten Aktien-ETF am besten fahren – weil die durchschnittliche Rendite vergleichsweise hoch ausfällt und sich starke Kursschwankungen in der Vergangenheit immer ausgeglichen haben“, so Sulilatu. Wer frühzeitig 15 Prozent seines Nettogehalts in einen global streuenden Aktien-ETF investiert, hat eine gute Chance, die Inflation langfristig deutlich zu schlagen und finanziell abgesichert in den Ruhestand zu gehen. „Je früher man das Investieren anfängt, desto weniger Druck hat man später“, so Sulilatu.
Hintergrund: Die Umfrage, die Basis
Die Umfragedaten beruhen auf einer repräsentativen Online-Befragung von Innofact im Auftrag von Finanztip, an der im Januar 2025 1.023 Personen teilgenommen haben. Die Ergebnisse sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren. Nach bevölkerungsrepräsentativer Quotierung der Screening-Fragen wurden 793 Menschen, die noch nicht im Ruhestand sind, genauer befragt.
Den Berechnungen zugrunde liegt eine fiktive Person, die 30 Jahre alt ist, eine Lebenserwartung von 100 Jahren hat, 50.000 Euro brutto im Jahr verdient und zum Renteneintritt 80 Prozent ihres letzten Netto-Gehalts zur Verfügung haben möchte. Es wird von einer jährlichen Rentensteigerung von 1,7 Prozent ausgegangen, außerdem einer Inflationsrate von zwei Prozent p. a. Die Lebenserwartung der Musterfälle wird variiert und orientiert sich an der Kohortensterbetafel 2023 des Statistischen Bundesamtes. Wichtig für die Planung der Altersvorsorge: Fünf Prozent der heute 30-jährigen Frauen, die das 67. Lebensjahr erreichen, können erwarten, 100 Jahre alt zu werden, rund fünf Prozent der Männer über 98 Jahre.
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