10.04.2024 Branche

DAK: Pflegeversicherung wird teurer und steht vor dem Kipppunkt

Der DAK-Pflegereport 2024 zeichnet ein düsteres Szenario: Dem Pflegesystem in Deutschland mangelt es an Geld und Fachpersonal – und der Notstand wird sich weiter verschärfen.

In vielen Pflegeheimen fehlen heute schon Fachkräfte. Der Personalnotstand wird sich noch verschärfen, wenn die Generation der Baby-Boomer in Rente geht, warnt der DAK-Pflegereport 2024. (Foto: @ Photographee.eu - stock.adobe.com)
In vielen Pflegeheimen fehlen heute schon Fachkräfte. Der Personalnotstand wird sich noch verschärfen, wenn die Generation der Baby-Boomer in Rente geht, warnt der DAK-Pflegereport 2024.
(Foto: @ Photographee.eu - stock.adobe.com)

Steigende Kosten, höhere Beiträge, mehr Pflegebedürftige und weniger Personal – es sieht düster aus für das Pflegesystem in Deutschland: „Wir stehen vor einem Kipppunkt: Die soziale Pflegeversicherung droht in wenigen Jahren ihre Funktionsfähigkeit zu verlieren“, warnt Andreas Storm. Der Vorstandschef der Krankenkasse DAK-Gesundheit bezieht sich dabei auf die Ergebnisse des aktuellen DAK-Pflegereports. „Wir brauchen eine grundlegende Reform, um die Pflege mit neuen Versorgungskonzepten zukunftsfähig zu machen.“

Finanzierungslücken erfordern höhere Pflegebeiträge

 

Es brennt an allen Ecken und Enden. Bereits für das vierte Quartal dieses Jahres zeichnet sich laut DAK-Report eine erhebliche Finanzierungslücke ab, die eine erneute Beitragsanhebung in der Pflegeversicherung erforderlich machen dürfte. „Das von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach im vergangenen Jahr abgegebene Versprechen einer zumindest kurzfristigen Stabilisierung der Pflegefinanzen bis zum Ende der laufenden Wahlperiode ist wohl nicht mehr zu halten“, sagt Storm. Damit die häusliche Pflege und das Pflegeheim nicht zur Armutsfalle werden, ist der Abschluss einer privaten Pflegeversicherung zu empfehlen. Empfehlenswerte Pflegetagegeldversicherungen mit hohem Bonitätsrating finden Sie auf versicherungsprofi.online hier.

Pflegereform reicht nicht aus

 

Zur Stabilisierung der Pflegeversicherung bis einschließlich 2025 hatte der Bundestag eine Reform beschlossen, die Anfang dieses Jahres in Kraft getreten war. Der Beitrag für Kinderlose stieg auf vier Prozent und für Beitragszahler mit einem Kind auf 3,4 Prozent. Der Arbeitgeberanteil wurde auf einheitlich 1,7 Prozent erhöht. Für jedes weitere Kind sinkt der Arbeitnehmer-Beitrag um 0,25 Prozentpunkte auf minimal 0,7 Prozent (fünf Kinder und mehr).

Kipppunkte noch in diesem Jahrzehnt erreicht

 

Abgesehen von den Finanzierungsproblemen droht dem System der Personalkollaps. Die demografische Entwicklung und der wachsende Fachkräftemangel gefährden die Versorgung pflegebedürftiger Menschen in Deutschland, so der DAK-Report. Gefahr droht von zwei Seiten: Mit den nahenden Renteneintritten der Generation Baby-Boomer sinkt die Zahl der Pflege-Fachkräfte signifikant. Knapp 250.000 erreichen in den nächsten zehn Jahren das Rentenalter. Das ist mehr als jede fünfte Fachkraft. „Wir haben trotz guter Ausbildungszahlen keinen Puffer gegen die berufsdemografischen Dynamiken in der Pflege“, sagt Experte und DAK-Studienleiter Prof. Dr. Thomas Klie vom Institut AGP Sozialforschung.

2,3 Millionen mehr Pflegebedürftigte in 25 Jahren

 

Gleichzeitig progostiziert das Forschungsinstitut einen wachsenden Bedarf: „Wir schätzen, dass in den nächsten 25 Jahren rund 2,3 Millionen Menschen mehr als heute auf pflegerische Unterstützung angewiesen sein werden“, sagt Studienleiter Klie. „Ein Ausbau der Personalkapazitäten in der Pflege wird demografiebedingt nicht gelingen. Mithilfe von Wiedereinsteigerprogrammen, Zuwanderung und Qualifizierungsstrategien lassen sie sich bestenfalls stabil halten.“

Baby-Boomer in Wohngemeinschaften

 

Noch in den 2020er-Jahren werde es nicht mehr ausreichend nachrückende Absolventinnen und Absolventen von Pflegeschulen geben, um die Lücke der aus dem Beruf ausscheidenden Babyboomer zu schließen. Forscher Klie fordert deshalb ein Umdenken. Die Pflege in Deutschland müsse entbürokratisiert, beruflich Pflegende müssten in ihrer Eigenständigkeit gestärkt werden. Das gelte auch für pflegende Angehörige und die flächendeckenden Angebote von Betreuungs- und hauswirtschaftlichen Unterstützungsformen. Außerdem seien Investitionen in Assistenzberufe und neue Versorgungsformen gegenseitiger Unterstützung notwendig. Als Beispiel nannte Klie ambulant betreute Wohngemeinschaften.


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