10.04.2025 Branche

HUK-Studie: Ärger über Mobilität in Deutschland erreicht neuen Rekord

Teure Transportmittel, schlechte Verkehrswege, unpünktliche Verbindungen: Der Frust der Menschen in Deutschland beim Thema Mobilität wird immer größer. Das hat die HUK-Coburg mit einer groß angelegten Mobilitätsstudie herausgefunden. Dabei wächst das Auto in der Gunst der Befragten und der Ruf nach einem Ausbau der Infrastruktur wird lauter.

Ob Staus in der Innenstadt, gestrichene Flüge, unpünktliche Züge oder Streiks im ÖPNV – das Risiko nicht rechtzeitig am Zielort anzukommen, müssen Pendler und Reisende inzwischen bei jedem Verkehrsmittel eingeplanen. (Foto: © Kara – stock.adobe.com)
Ob Staus in der Innenstadt, gestrichene Flüge, unpünktliche Züge oder Streiks im ÖPNV – das Risiko nicht rechtzeitig am Zielort anzukommen, müssen Pendler und Reisende inzwischen bei jedem Verkehrsmittel eingeplanen.
(Foto: © Kara – stock.adobe.com)

Zu hohe Kosten, zu langsam, zu unzuverlässig, zu unsicher, zu unbequem, zu unflexibel – der Ärger über Transportmittel und schlechte Mobilitätsbedingungen erreicht in Deutschland neue Rekorde. Das ergab die aktuelle Mobilitätsstudie der HUK-Coburg, die der Versicherer bereits zum fünften Mal durchgeführt hat. Hierzu wurden mehr als 4000 Personen ab 16 Jahren repräsentativ befragt. Inzwischen steht für 74 Prozent der Befragten fest, dass der Staat in den Ausbau der Infrastruktur für verbesserte Mobilität investieren müsse und zwar notfalls auch zulasten anderer Aufgaben im sozialen oder kulturellen Bereich. Gegenüber dem Vorjahr sei diese Forderung damit nochmals um zwölf Prozentpunkte gestiegen, so die HUK-Coburg.

Veränderte Prioritäten: Schnelligkeit immer wichtiger   

 

Auch insgesamt erlebt die Mobilität laut der Studie ein stark wachsendes Interesse: Für 42 Prozent aller Deutschen ist das Thema inzwischen „äußerst“ oder „sehr wichtig“. Vor drei Jahren lag der Wert mit 33 Prozent deutlich niedriger. Größter Kritikpunkt sind die gestiegenen Kosten für Mobilität mit mehr als 57 Prozent Nennungen. Aber auch die mangelnde Verlässlichkeit bei der Zeitplanung zwischen Ab- und Ankunftszeit sind mit 51 Prozent Nennungen ein großes Mobilitäts-Hemmnis. Dass das Kriterium Schnelligkeit stark an Bedeutung gewonnen hat, zeigt sich vor allem bei den Prioritäten, nach denen Nutzer heute ein Verkehrsmittel auswählen. Hier steht inzwischen als wichtigstes Kriterium die Schnelligkeit ans Ziel zu kommen gleichauf mit der Frage nach den Kosten (je 44 Prozent). Im Jahr 2022 dagegen war die Schnelligkeit 38 Prozent der Befragten besonders wichtig, die Kostenfrage lag bei 45 Prozent.

Mehr Menschen fordern Ausbau des Straßennetzes 

 

Allerdings stand vor einem Jahr das Schienennetz als Ansatzpunkt für notwendige Verbesserungen im Fokus. Inzwischen sieht fast jeder Vierte auch bei den Straßen dringenden Handlungsbedarf. So finden 23 Prozent, dass das Autostraßennetz wichtigster Ansatzpunkt für eine verbesserte Mobilität in Deutschland ist. Vor einem Jahr meinten dies noch 18 Prozent. Kein Wunder, denn das Auto ist als bevorzugtes Verkehrsmittel noch weiter in den Mittelpunkt gerückt: Für inzwischen 75 Prozent aller Befragten in Deutschland erfüllt es am besten die Anforderungen an ein geeignetes Verkehrsmittel der Zukunft – das ist der höchste je seit 2021 gemessene Wert. Ursache könnte auch ein höheres Sicherheitsempfinden im Vergleich zu Bus, Bahn oder Fahrrad sein. 

„Unsere Studie zeigt, dass Mobilität für die Deutschen immer wichtiger wird. Neben der Kritik an den Kosten und der mangelnden Verlässlichkeit der Zeitplanung wird dabei der Ausbau des Straßennetzes zunehmend zum Thema. Ein politisches Umsteuern ist damit jetzt definitiv angezeigt“, sagt Dr. Jörg Rheinländer, Vorstandsmitglied der HUK-Coburg. 

Unsicherheit bei Bus, Bahn und ÖPNV 

 

Untersucht hat die Mobilitätsstudie auch, wie sicher sich die Deutschen mit verschiedenen Verkehrsmitteln fühlen. Auch hier kommt es zu interessanten Befunden: Auf der Schulnoten-Skala von sehr gut (1) bis ungenügend (6) liegt das Auto insgesamt mit einem Durchschnittswert von 2,5 sowohl vor dem Fahrradfahren (3,3), der Bahn (2,8) als auch dem Fahren mit Bus und ÖPNV (2,8). Selbst das Zufußgehen liegt nur minimal davor (2,4). Einer der Gründe: In den Augen der Bevölkerung hat die Sicherheit beim Autofahren in den vergangenen fünf Jahren tendenziell zugenommen - während Bus, ÖPNV und Bahn dagegen seither als unsicherer beurteilt werden.

Fast jeder Zweite für staatliche Förderung von E-Autos

 

Verbrenner oder E-Auto? Bei der Frage nach der Eignung zur Erfüllung persönlichen Ansprüche an Mobilität gewinnen Autos mit Verbrennungsmotoren ebenso hinzu wie Elektroautos. Und dieser Zuwachs an Sympathie fällt für Verbrenner- und E-Autos stärker in den Großstädten ab 500.000 Einwohnern aus als in kleineren Städten unter 50.000 Einwohnern.

Zudem sprechen sich jetzt insgesamt 45 Prozent (Vorjahr 39 %) der Gesamtbevölkerung für staatliche Förderung bei E-Autos aus. Gegenüber dem Vorjahr legt die Gruppe der bisherigen Haupt-Skeptiker im Alter über 40 Jahren in Relation sogar stärker zu – um acht Prozentpunkte auf auf 39 Prozent Zustimmung – als die Jüngeren (um vier Prozentpunkte auf 58 %). „Es scheint beim Thema Elektroautos neue Bewegung zu geben. Nach unseren Beobachtungen steigt die Zustimmung zu diesem klimafreundlichen Antrieb, je häufiger persönliche Fahrerfahrungen mit Elektroautos gemacht werden“, so Rheinländer. 


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