Allianz-Chef Bäte warnt vor Corona-Blase
Bei der Bilanzpressekonferenz der Allianz setzt Vorstandschef Oliver Bäte ein deutliches Zeichen. Den Konzern beunruhigt die Entwicklung an den Kapitalmärkten. Den eigenen Aktienanteil hat man bereits reduziert. Die coronabedingten Risiken bleiben auch 2021 ein Thema.
„Das ist schon ziemlich verrückt, da müssen wir wirklich aufpassen.“ Wenn Allianz-Chef Oliver Bäte so deutliche Worte in den Mund nimmt, horcht die ganze Branche auf. Zu hören waren sie bei der Bilanzpressekonferenz des Versicherungskonzerns in München. Dort skizzierte Bäte das Szenario einer gefährlichen Spekulationsblase an den Finanzmärkten. „Wir machen uns große Sorgen um das Thema Finanzmarktstabilität", sagte der Vorstandsvorsitzende. Die Lage insbesondere an den Aktienmärkten ähnele der Situation vor dem Crash der Jahre 2008 und 2009. „Da kauft irgendeine Celebrity irgendein Bitcoin und dann explodieren die Preise für diese Assets“, so Bäte. Hintergrund ist, dass trotz der Krise in der Realwirtschaft im Zuge der globalen Coronakrise die Aktienmärkte seit Monaten florieren.
Aktienanteil bereits reduziert
Bei der Allianz hält man diese Entwicklung für sehr bedenklich. Deutschlands größter Versicherer hat nach Aussage seines Vorstandschefs daher den Anteil der Aktien an seinen Kapitalanlagen bereits reduziert. Man wolle sicher gehen, dass mögliche Volatilität die Allianz nicht in irgendeiner Form stark beeinträchtige. Dabei hat die Allianz im Laufe des vergangenen Jahres selbst von der Entwicklung profitiert. Ende 2020 verwaltete die Allianz nach eigenen Angaben insgesamt knapp 2,4 Billionen Euro, so viel wie nie zuvor. Davon waren 1,7 Billionen Kundengelder. Der Nettozufluss neuer Kundengelder summierte sich 2020 auf knapp 33 Milliarden Euro. Bei ihren eigenen Kapitalanlagen in Höhe von gut 700 Milliarden Euro hatte die Allianz Ende vergangenen Jahres nur 58 Milliarden Euro in Aktien investiert – zehn Prozent weniger als ein Jahr zuvor.
Finanzielle Belastungen bei Olympia-Absage
Schäden infolge der Corona-Pandemie bleiben laut Bäte auch 2021 ein Thema, aber wohl in wesentlich geringerem Ausmaß als 2020. So sind bei der Absicherung von Veranstaltungen im Bereich Entertainment nach Einschätzung des Managements Belastungen von 50 bis 100 Millionen Euro möglich, inklusive der Kosten einer möglichen Absage der Olympischen Sommerspiele in Tokio. Die Allianz ist seit Anfang dieses Jahres weltweiter Versicherungspartner des Internationalen Olympischen Komitees. Es werde bei der Allianz auf Umsatz- und Margenseite in vielen Ländern weiter großen Druck geben. Auch das Dauerzinstief belaste die Versicherungsbranche weiter. Bäte betonte deswegen, dass die Produktivität steigen müsse. „Unsere Produkte müssen günstiger werden, leistungsfähiger werden. Unsere Industrie ist nicht besonders effizient.“
Vermeidung von Kündigungen
Ein positives Signal gab es aus München noch in Richtung der weltweit 150.000 Mitarbeiter. Sie sollten nicht unruhig werden. „Was wir vermeiden wollen, sind Restrukturierungen, betriebsbedingte Kündigungen“, sagte Bäte. Ziel sei, „dass wir über die Zeit nicht schrumpfen, sondern die gesamte Mitarbeiterschaft der Allianz mit dem Unternehmen mitwächst“,