30.03.2022 Branche

HUK-Coburg mit 2021 zufrieden

Die Oberfranken haben ihre Top-Position in der Kfz-Versicherung ausgebaut. Auch wenn sich die Schaden-/Kostenquote deutlich erhöhte, konnten Bruttobeiträge und Ergebnis des Konzerns dennoch zulegen. Die Aussichten sind laut Vorstandschef Heitmann jedoch weniger rosig.

Marktführer. Der Kfz-Bestand der HUK-Coburg stieg auf 13,4 Millionen Fahrzeuge. (Foto: HUK-COBURG)
Marktführer. Der Kfz-Bestand der HUK-Coburg stieg auf 13,4 Millionen Fahrzeuge.
(Foto: HUK-COBURG)

Die HUK-Coburg blickt nach eigener Aussage trotz des größten Schadenereignisses in der Geschichte des Unternehmens auf ein über alle Sparten sehr zufriedenstellendes 2021 zurück. Die Zahlen stellte Vorstandssprecher Klaus-Jürgen Heitmann auf der Bilanzpressekonferenz vor. Die gebuchten Bruttobeiträge stiegen demnach 2021 um 2,1 Prozent auf 8,2 Milliarden Euro. Das Unternehmen weist ein Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit von 629 (Vorjahr: 584) Millionen Euro aus. Der Jahresüberschuss nach Steuern lag bei rund 381 Millionen Euro und damit knapp unter dem Wert von 2020.

Alle Sparten im Plus, neuer Schaden-Rekord

 

Die Beiträge in der Haftpflicht-, Unfall- und Sachversicherung stiegen um 4,5 Prozent auf 1,05 Milliarden Euro. In der Rechtsschutzversicherung betrug das Plus 2,9 Prozent auf 289,3 Millionen Euro. Das Lebensversicherungs-Neugeschäft erhöhte sich gemessen an der Brutto-Beitragssumme um 4,8 Prozent auf 1,65 Milliarden Euro. Die gebuchten Bruttobeitragseinnahmen legten um nur leicht um 1,1 Prozent auf 823,0 Millionen Euro zu. In der Krankenversicherung stieg der Bestand an vollversicherten Personen geringfügig auf mehr als 457.000 Personen. Die Prämieneinnahmen konnten um 5,3 Prozent und damit etwas stärker als der Markt auf knapp 1,8 Milliarden Euro zulegen.

Das Tiefdruckgebiet „Bernd“ und die Unwetterserie Ende Juni machten 2021 zum schadenträchtigsten Jahr in der Geschichte der HUK-Coburg. Insgesamt belief sich der Elementarschadenaufwand (brutto) auf über 500 Millionen Euro, wobei das Hochwasserereignis im Juli mit rund 260 Millionen Euro Aufwand zu Buche schlug.

Kfz: Marktführerschaft ausgebaut



„Ich freue mich sehr, dass wir uns weiter klar als Deutschlands Kfz-Versicherer Nummer 1 behaupten konnten“, so Heitmann. Insgesamt verzeichnet der Konzern in der Sparte erneut ein starkes Neugeschäft, das mit 1,4 Millionen neu versicherten Fahrzeugen annähernd an den Rekord im Vorjahr heranreichte. Der Fahrzeugbestand stieg um 3,3 Prozent auf 13,4 Millionen. Wegen gesunkener Durchschnittsbeiträge lagen die Bruttobeitragseinnahmen im Kfz-Versicherungsgeschäft nur um 0,4 Prozent über dem Vorjahreswert bei 4,3 Milliarden Euro. Die kombinierte Schaden-/Kostenquote (brutto) lag bei 93,3 (85,4) Prozent. Für Kfz-Schäden entstand im vergangenen Jahr ein Aufwand von 3,4 (3,1) Milliarden Euro. 


Keine Beitragsrückerstattung, womöglich steigende Prämien

 

Eine erneute Beitragsrückerstattung schloss Heitmann aus. „Das war eine Sondergeschichte des Jahres 2020.“ Hintergrund war seinerzeit die Corona-Pandemie, in der die Deutschen deutlich weniger Auto fuhren. In der Folge sanken beim Marktführer die Beiträge pro Police im Schnitt um drei Prozent. Doch damit sei es nun vorbei. Zudem dürfte der Ukraine-Krieg Auswirkungen auf die Automobilkonjunktur und damit mittelbar auch für die Kfz-Versicherer haben: „Wir gehen nur noch von einer begrenzten Wachstumsperspektive aus“, sagte Heitmann. Diese Entwicklung werde sich auch bei den Beiträgen bemerkbar machen, so Heitmann: „Es dürfte im Laufe des Jahres Druck zur Anpassung bei den Kfz-Prämien geben.“


Telematik im Fokus, Neodigital als Partner

 

Der Versicherer stellt nach eigenen Angaben mit dem geplanten Projekt der Mehrwertplattform „onpier“ wesentliche Weichen im Mobilitätsmarkt und ergänzt mit der digitalen Unfallmeldung sein Telematik-Angebot. Bereits jetzt verfügen 450.000 der versicherten Autos über einen kleinen Sensor, der Fahrdaten erhebt und via Handy an den Versicherer sendet. Ab April meldet der Sensor auch Unfälle. Wer gut fährt, erhält Rabatte. Insgesamt hat das HUK-System in den vergangenen Jahren 528 Millionen Fahrten mit 7,4 Milliarden Kilometern und 4,7 Billionen Beschleunigungspunkten ausgewertet. Ergebnis: Eine durchschnittliche Autofahrt in Deutschland erstreckt sich über 14 Kilometer, das Durchschnittstempo beträgt 49 Kilometer pro Stunde.

Der neue Autoversicherer, den die HUK-Coburg zusammen mit dem Partner Neodigital gründet, soll es auch Anbietern aus versicherungsfremden Branchen ermöglichen, Autoversicherungen zu verkaufen. „Wenn Tchibo sagt, ich möchte über meine Filialen Autoversicherung anbieten, wäre auch das grundsätzlich denkbar“, zitiert der Branchendienst „Versicherungsmonitor“ den HUK-Coburg-Chef. Der neue Versicherer sei aktuell im Genehmigungsverfahren. Heitmann könne sich auch Bestandsübernahmen bei Versicherern vorstellen, die künftig mit der neuen Gesellschaft arbeiten wollen.


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